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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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Minuten lag der Graf gerettet auf dem Kanapee
der Gaststube. Der so unerwartet schreckliche
Vorfall hatte den sonst kräftigen Mann für
einige Minuten der Sinne beraubt; Blauenstein
stand neben der geschäftigen Wirthin, und rieb
die Schläfe des Ohnmächtigen mit Cölnischem
Wasser. Der Graf öffnete nach einigen Minuten
die Augen; er reichte Blauenstein die Hand, ein
Druck derselben dankte für die edle That, und
als er der Sprache in etwas wieder mächtig war,
bat er um einen Boten nach Blumenau, daß ihm
ein Wagen so schnell als möglich zum Abholen
gesendet werde.

Der alte Herr richtete sich auf; eine Thräne
schwamm in seinem feurigen Auge, und sich zu
seinem Retter wendend, sagte er mit schwankender
Stimme: "Sie erhielten mir daß Leben, einer
geliebten Familie den Vater; vergelten kann ich
Ihnen nicht, was Sie an mir gethan. Ihr
Äußeres sagt mir, daß Sie ein Biedermann sind. --
Schlagen Sie mir meine Bitte nicht ab, wenig¬
stens für einige Zeit mein Gast in Blumenau
zu sein. Darf ich auf Ihre Gegenwart rechnen,
wie ich als ein dem Unglück Preisgegebener auf
Ihre Hülfe rechnen durfte?" -- --

Minuten lag der Graf gerettet auf dem Kanapee
der Gaſtſtube. Der ſo unerwartet ſchreckliche
Vorfall hatte den ſonſt kraͤftigen Mann fuͤr
einige Minuten der Sinne beraubt; Blauenſtein
ſtand neben der geſchaͤftigen Wirthin, und rieb
die Schlaͤfe des Ohnmaͤchtigen mit Coͤlniſchem
Waſſer. Der Graf oͤffnete nach einigen Minuten
die Augen; er reichte Blauenſtein die Hand, ein
Druck derſelben dankte fuͤr die edle That, und
als er der Sprache in etwas wieder maͤchtig war,
bat er um einen Boten nach Blumenau, daß ihm
ein Wagen ſo ſchnell als moͤglich zum Abholen
geſendet werde.

Der alte Herr richtete ſich auf; eine Thraͤne
ſchwamm in ſeinem feurigen Auge, und ſich zu
ſeinem Retter wendend, ſagte er mit ſchwankender
Stimme: „Sie erhielten mir daß Leben, einer
geliebten Familie den Vater; vergelten kann ich
Ihnen nicht, was Sie an mir gethan. Ihr
Äußeres ſagt mir, daß Sie ein Biedermann ſind. —
Schlagen Sie mir meine Bitte nicht ab, wenig¬
ſtens fuͤr einige Zeit mein Gaſt in Blumenau
zu ſein. Darf ich auf Ihre Gegenwart rechnen,
wie ich als ein dem Ungluͤck Preisgegebener auf
Ihre Huͤlfe rechnen durfte?“ — —

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[7/0013] Minuten lag der Graf gerettet auf dem Kanapee der Gaſtſtube. Der ſo unerwartet ſchreckliche Vorfall hatte den ſonſt kraͤftigen Mann fuͤr einige Minuten der Sinne beraubt; Blauenſtein ſtand neben der geſchaͤftigen Wirthin, und rieb die Schlaͤfe des Ohnmaͤchtigen mit Coͤlniſchem Waſſer. Der Graf oͤffnete nach einigen Minuten die Augen; er reichte Blauenſtein die Hand, ein Druck derſelben dankte fuͤr die edle That, und als er der Sprache in etwas wieder maͤchtig war, bat er um einen Boten nach Blumenau, daß ihm ein Wagen ſo ſchnell als moͤglich zum Abholen geſendet werde. Der alte Herr richtete ſich auf; eine Thraͤne ſchwamm in ſeinem feurigen Auge, und ſich zu ſeinem Retter wendend, ſagte er mit ſchwankender Stimme: „Sie erhielten mir daß Leben, einer geliebten Familie den Vater; vergelten kann ich Ihnen nicht, was Sie an mir gethan. Ihr Äußeres ſagt mir, daß Sie ein Biedermann ſind. — Schlagen Sie mir meine Bitte nicht ab, wenig¬ ſtens fuͤr einige Zeit mein Gaſt in Blumenau zu ſein. Darf ich auf Ihre Gegenwart rechnen, wie ich als ein dem Ungluͤck Preisgegebener auf Ihre Huͤlfe rechnen durfte?“ — —

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/13>, abgerufen am 09.11.2024.