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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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Ihnen die Hand bietet! -- Darf ich Ihnen
gestehn, wie unendlich theuer Sie meinem Herzen
sind?" --

Marie erröthete, sie entzog mir leise ihre
Hand und sagte: "Wir sollten uns wohl erst
mehr kennen lernen; kaum, daß ich Sie zweimal
sah! -- Aber Sie verkennen meine Eltern, wenig¬
stens meinen Vater. Sollte Antonie in ihrem
Eifer zu weit gegangen sein, sollte sie die so ganz
mißverstehen, welche mir ihre Liebe so unver¬
kennbar zeigen?"

Antonie wandte sich von uns ab; es schien,
als unterdrücke sie eine Thräne, und ich sprach
im Rausch meiner Seligkeit von nichts, als der
Zukunft, die sich mir zum Himmel gestalten
würde, wenn ich ihr an Mariens Hand entgegen¬
gehn könnte. Marie sah mich mit einem Blick
des süßesten Wohlwollens an; in ihrem Auge
lag das Geständniß ihrer Gegenliebe; ich schloß
sie in tiefer Bewegung in meine Arme, und ein
minutenlanger Kuß besiegelte den schönen Bund
der treusten Herzen!

Ich war ein anderer Mensch geworden, Ma¬
riens Liebe hatte mich umgewandelt!

Ihnen die Hand bietet! — Darf ich Ihnen
geſtehn, wie unendlich theuer Sie meinem Herzen
ſind?“ —

Marie erroͤthete, ſie entzog mir leiſe ihre
Hand und ſagte: „Wir ſollten uns wohl erſt
mehr kennen lernen; kaum, daß ich Sie zweimal
ſah! — Aber Sie verkennen meine Eltern, wenig¬
ſtens meinen Vater. Sollte Antonie in ihrem
Eifer zu weit gegangen ſein, ſollte ſie die ſo ganz
mißverſtehen, welche mir ihre Liebe ſo unver¬
kennbar zeigen?“

Antonie wandte ſich von uns ab; es ſchien,
als unterdruͤcke ſie eine Thraͤne, und ich ſprach
im Rauſch meiner Seligkeit von nichts, als der
Zukunft, die ſich mir zum Himmel geſtalten
wuͤrde, wenn ich ihr an Mariens Hand entgegen¬
gehn koͤnnte. Marie ſah mich mit einem Blick
des ſuͤßeſten Wohlwollens an; in ihrem Auge
lag das Geſtaͤndniß ihrer Gegenliebe; ich ſchloß
ſie in tiefer Bewegung in meine Arme, und ein
minutenlanger Kuß beſiegelte den ſchoͤnen Bund
der treuſten Herzen!

Ich war ein anderer Menſch geworden, Ma¬
riens Liebe hatte mich umgewandelt!

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[146/0152] Ihnen die Hand bietet! — Darf ich Ihnen geſtehn, wie unendlich theuer Sie meinem Herzen ſind?“ — Marie erroͤthete, ſie entzog mir leiſe ihre Hand und ſagte: „Wir ſollten uns wohl erſt mehr kennen lernen; kaum, daß ich Sie zweimal ſah! — Aber Sie verkennen meine Eltern, wenig¬ ſtens meinen Vater. Sollte Antonie in ihrem Eifer zu weit gegangen ſein, ſollte ſie die ſo ganz mißverſtehen, welche mir ihre Liebe ſo unver¬ kennbar zeigen?“ Antonie wandte ſich von uns ab; es ſchien, als unterdruͤcke ſie eine Thraͤne, und ich ſprach im Rauſch meiner Seligkeit von nichts, als der Zukunft, die ſich mir zum Himmel geſtalten wuͤrde, wenn ich ihr an Mariens Hand entgegen¬ gehn koͤnnte. Marie ſah mich mit einem Blick des ſuͤßeſten Wohlwollens an; in ihrem Auge lag das Geſtaͤndniß ihrer Gegenliebe; ich ſchloß ſie in tiefer Bewegung in meine Arme, und ein minutenlanger Kuß beſiegelte den ſchoͤnen Bund der treuſten Herzen! Ich war ein anderer Menſch geworden, Ma¬ riens Liebe hatte mich umgewandelt!

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/152>, abgerufen am 05.12.2024.