Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.winnen könne, und erinnerte mich zuletzt an die Diese süße, holde Natürlichkeit brachte mich winnen koͤnne, und erinnerte mich zuletzt an die Dieſe ſuͤße, holde Natuͤrlichkeit brachte mich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0154" n="148"/> winnen koͤnne, und erinnerte mich zuletzt an die<lb/> Scheideſtunde. „Sein Sie nicht grauſam, theure<lb/> Antonie,“ flehte ich mit emporgehobenen Haͤnden,<lb/> „dieſe Stunden kehren nie, nie wieder, und Sie<lb/> wollen ſie mir freventlich abkuͤrzen?“ — „Doch,<lb/> doch, es muß ſein!“ ſagte meine Marie dringend,<lb/> und legte ihr Koͤpfchen an meine Schulter. „Aber<lb/> wir ſehn uns bald wieder! Der Mittwoch ſei<lb/> unſerer Zuſammenkunft bei Antonie geweiht.<lb/> Nicht wahr, mein Maͤdchen, Du wirſt nicht<lb/> boͤſe?“ —</p><lb/> <p>Dieſe ſuͤße, holde Natuͤrlichkeit brachte mich<lb/> ganz aus aller Faſſung; ich konnte von dem<lb/> Engel nicht loskommen, immer zog es mich<lb/> wieder in ihre keuſchen Arme, jeder Kuß, den mir<lb/> ihre wuͤrzigen Lippen mit braͤutlicher Hingebung<lb/> boten, ſollte der Abſchiedskuß ſein, und doch ſtand<lb/> ich noch immer, meinen Arm um ſie geſchlungen,<lb/> das Land der paradieſiſchen Liebe hatte ſich mir<lb/> geoͤffnet, und ihr Zauber umſing meine Sinne!<lb/> Ich konnte nicht fort. Da wurde es Antonie<lb/> zu arg, ſie ergriff eine Weinranke, und verfolgte<lb/> mich, wie der erzuͤrnte Engel mit dem Flammen¬<lb/> ſchwert im Paradieſe, bis zur Gartenthuͤr; noch<lb/> einen Kuß auf Mariens Lippen wollte ich mit¬<lb/> nehmen, aber es wurde nicht verſtattet, und ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0154]
winnen koͤnne, und erinnerte mich zuletzt an die
Scheideſtunde. „Sein Sie nicht grauſam, theure
Antonie,“ flehte ich mit emporgehobenen Haͤnden,
„dieſe Stunden kehren nie, nie wieder, und Sie
wollen ſie mir freventlich abkuͤrzen?“ — „Doch,
doch, es muß ſein!“ ſagte meine Marie dringend,
und legte ihr Koͤpfchen an meine Schulter. „Aber
wir ſehn uns bald wieder! Der Mittwoch ſei
unſerer Zuſammenkunft bei Antonie geweiht.
Nicht wahr, mein Maͤdchen, Du wirſt nicht
boͤſe?“ —
Dieſe ſuͤße, holde Natuͤrlichkeit brachte mich
ganz aus aller Faſſung; ich konnte von dem
Engel nicht loskommen, immer zog es mich
wieder in ihre keuſchen Arme, jeder Kuß, den mir
ihre wuͤrzigen Lippen mit braͤutlicher Hingebung
boten, ſollte der Abſchiedskuß ſein, und doch ſtand
ich noch immer, meinen Arm um ſie geſchlungen,
das Land der paradieſiſchen Liebe hatte ſich mir
geoͤffnet, und ihr Zauber umſing meine Sinne!
Ich konnte nicht fort. Da wurde es Antonie
zu arg, ſie ergriff eine Weinranke, und verfolgte
mich, wie der erzuͤrnte Engel mit dem Flammen¬
ſchwert im Paradieſe, bis zur Gartenthuͤr; noch
einen Kuß auf Mariens Lippen wollte ich mit¬
nehmen, aber es wurde nicht verſtattet, und ich
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