mich in meinem Schmerze des Gutes nicht freun. Ich nahm Kriegsdienste; das Glück begleitete mich, und als die Friedenspalme wehte, kehrte ich als Oberst in meines Freundes Maiberg Arme zurück. Ich hatte ihm kurz vor meiner Ankunft Nachricht gegeben, wann ich eintreffen würde, und nun empfing mich die befreundete, liebenswürdige Familie mit der alten, bewährten Herzlichkeit. An Hannchens Hand traten mir die jüngsten Kinder jubelnd entgegen, und brachten mir den freundlichsten Willkommen. Hannchen, hatten sie die wenigen Jahre, welche ich sie nicht gesehn, so verändert, war Mariens Bild in den Hintergrund meines Herzens getreten, Hannchen überraschte mich durch ihre herangeblühte Schön¬ heit eben so sehr, als durch die treu erhaltene Anhänglichkeit an mich, und mit einem Freuden¬ schrei flog sie an mein Herz! --
Maiberg freute sich meiner Zuneigung zu seinem Kinde, das er so sehr liebte. Ich mußte dem gefühlvollen Mädchen von Marie erzählen, von meinem Schmerze, meinen zertrümmerten Hoff¬ nungen. Nur an der Seite eines so reinen Engels, als Johanne, hatte die Rückerinnerung weniger Herbes; sie stand meinem Herzen nah, und ehe es sich Maiberg versah, warb ich um
mich in meinem Schmerze des Gutes nicht freun. Ich nahm Kriegsdienſte; das Gluͤck begleitete mich, und als die Friedenspalme wehte, kehrte ich als Oberſt in meines Freundes Maiberg Arme zuruͤck. Ich hatte ihm kurz vor meiner Ankunft Nachricht gegeben, wann ich eintreffen wuͤrde, und nun empfing mich die befreundete, liebenswuͤrdige Familie mit der alten, bewaͤhrten Herzlichkeit. An Hannchens Hand traten mir die juͤngſten Kinder jubelnd entgegen, und brachten mir den freundlichſten Willkommen. Hannchen, hatten ſie die wenigen Jahre, welche ich ſie nicht geſehn, ſo veraͤndert, war Mariens Bild in den Hintergrund meines Herzens getreten, Hannchen uͤberraſchte mich durch ihre herangebluͤhte Schoͤn¬ heit eben ſo ſehr, als durch die treu erhaltene Anhaͤnglichkeit an mich, und mit einem Freuden¬ ſchrei flog ſie an mein Herz! —
Maiberg freute ſich meiner Zuneigung zu ſeinem Kinde, das er ſo ſehr liebte. Ich mußte dem gefuͤhlvollen Maͤdchen von Marie erzaͤhlen, von meinem Schmerze, meinen zertruͤmmerten Hoff¬ nungen. Nur an der Seite eines ſo reinen Engels, als Johanne, hatte die Ruͤckerinnerung weniger Herbes; ſie ſtand meinem Herzen nah, und ehe es ſich Maiberg verſah, warb ich um
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mich in meinem Schmerze des Gutes nicht freun.
Ich nahm Kriegsdienſte; das Gluͤck begleitete
mich, und als die Friedenspalme wehte, kehrte
ich als Oberſt in meines Freundes Maiberg
Arme zuruͤck. Ich hatte ihm kurz vor meiner
Ankunft Nachricht gegeben, wann ich eintreffen
wuͤrde, und nun empfing mich die befreundete,
liebenswuͤrdige Familie mit der alten, bewaͤhrten
Herzlichkeit. An Hannchens Hand traten mir
die juͤngſten Kinder jubelnd entgegen, und brachten
mir den freundlichſten Willkommen. Hannchen,
hatten ſie die wenigen Jahre, welche ich ſie nicht
geſehn, ſo veraͤndert, war Mariens Bild in den
Hintergrund meines Herzens getreten, Hannchen
uͤberraſchte mich durch ihre herangebluͤhte Schoͤn¬
heit eben ſo ſehr, als durch die treu erhaltene
Anhaͤnglichkeit an mich, und mit einem Freuden¬
ſchrei flog ſie an mein Herz! —
Maiberg freute ſich meiner Zuneigung zu
ſeinem Kinde, das er ſo ſehr liebte. Ich mußte dem
gefuͤhlvollen Maͤdchen von Marie erzaͤhlen, von
meinem Schmerze, meinen zertruͤmmerten Hoff¬
nungen. Nur an der Seite eines ſo reinen
Engels, als Johanne, hatte die Ruͤckerinnerung
weniger Herbes; ſie ſtand meinem Herzen nah,
und ehe es ſich Maiberg verſah, warb ich um
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/162>, abgerufen am 20.02.2025.
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