Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

von der vornehmen Welt, wie Du sie immer
spöttisch nennst, sind die meinigen nicht; ich gebe
den Ball, und nicht Du! Laß doch," fuhr er fort,
und blickte leichter um's Herz werdend, hinter
Staunitz her, welcher Blauenstein einige Bilder
im Schlosse zeigen wollte, die er für gute Origi¬
nale von Berghem und Ruysdael hielt, "laß doch
wenigstens dergleichen in Gegenwart der jungen
Männer, wenigstens des Barons! Der Kammerherr
von Wehrmann ist so unrecht nicht; Du mußt
nur richtig zu calculiren verstehn! Wie lange
wird es dauren, so kehrt mein Sohn Emil zu uns zu¬
rück, und versucht sein Glück in der Hofwelt.
Und da gilt der alte graue Kammerherr mehr,
als die alte Excellenz, der Canzler. Und was
noch mehr sagen will, er hat von seinem Bruder,
dem Oberlandjägermeister ein sehr bedeutendes
Vermögen zu erwarten; das erbt Alles einmal
die kleine Gustel, des Kammerherrn einziges Kind.
Gegen den uralten Adel des Mannes ist doch
wahrhaftig auch nichts einzuwenden!

"Was?!" rief Heinrich verwundert aus, "die
Gustel, meinst Du, wäre so eine Parthie für
unsern Emil? Nun, der Herr erleuchte Dich!
Dick und rund ist sie, und dabei verliebt, wie
eine todte Ratte! -- Und nun gar das Vermögen;

von der vornehmen Welt, wie Du ſie immer
ſpoͤttiſch nennſt, ſind die meinigen nicht; ich gebe
den Ball, und nicht Du! Laß doch,“ fuhr er fort,
und blickte leichter um's Herz werdend, hinter
Staunitz her, welcher Blauenſtein einige Bilder
im Schloſſe zeigen wollte, die er fuͤr gute Origi¬
nale von Berghem und Ruysdael hielt, „laß doch
wenigſtens dergleichen in Gegenwart der jungen
Maͤnner, wenigſtens des Barons! Der Kammerherr
von Wehrmann iſt ſo unrecht nicht; Du mußt
nur richtig zu calculiren verſtehn! Wie lange
wird es dauren, ſo kehrt mein Sohn Emil zu uns zu¬
ruͤck, und verſucht ſein Gluͤck in der Hofwelt.
Und da gilt der alte graue Kammerherr mehr,
als die alte Excellenz, der Canzler. Und was
noch mehr ſagen will, er hat von ſeinem Bruder,
dem Oberlandjaͤgermeiſter ein ſehr bedeutendes
Vermoͤgen zu erwarten; das erbt Alles einmal
die kleine Guſtel, des Kammerherrn einziges Kind.
Gegen den uralten Adel des Mannes iſt doch
wahrhaftig auch nichts einzuwenden!

„Was?!“ rief Heinrich verwundert aus, „die
Guſtel, meinſt Du, waͤre ſo eine Parthie fuͤr
unſern Emil? Nun, der Herr erleuchte Dich!
Dick und rund iſt ſie, und dabei verliebt, wie
eine todte Ratte! — Und nun gar das Vermoͤgen;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0053" n="47"/>
von der vornehmen Welt, wie Du &#x017F;ie immer<lb/>
&#x017F;po&#x0364;tti&#x017F;ch nenn&#x017F;t, &#x017F;ind die meinigen nicht; ich gebe<lb/>
den Ball, und nicht Du! Laß doch,&#x201C; fuhr er fort,<lb/>
und blickte leichter um's Herz werdend, hinter<lb/>
Staunitz her, welcher Blauen&#x017F;tein einige Bilder<lb/>
im Schlo&#x017F;&#x017F;e zeigen wollte, die er fu&#x0364;r gute Origi¬<lb/>
nale von Berghem und Ruysdael hielt, &#x201E;laß doch<lb/>
wenig&#x017F;tens dergleichen in Gegenwart der jungen<lb/>
Ma&#x0364;nner, wenig&#x017F;tens des Barons! Der Kammerherr<lb/>
von Wehrmann i&#x017F;t &#x017F;o unrecht nicht; Du mußt<lb/>
nur richtig zu calculiren ver&#x017F;tehn! Wie lange<lb/>
wird es dauren, &#x017F;o kehrt mein Sohn Emil zu uns zu¬<lb/>
ru&#x0364;ck, und ver&#x017F;ucht &#x017F;ein Glu&#x0364;ck in der Hofwelt.<lb/>
Und da gilt der alte graue Kammerherr mehr,<lb/>
als die alte Excellenz, der Canzler. Und was<lb/>
noch mehr &#x017F;agen will, er hat von &#x017F;einem Bruder,<lb/>
dem Oberlandja&#x0364;germei&#x017F;ter ein &#x017F;ehr bedeutendes<lb/>
Vermo&#x0364;gen zu erwarten; das erbt Alles einmal<lb/>
die kleine Gu&#x017F;tel, des Kammerherrn einziges Kind.<lb/>
Gegen den uralten Adel des Mannes i&#x017F;t doch<lb/>
wahrhaftig auch nichts einzuwenden!</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was?!&#x201C; rief Heinrich verwundert aus, &#x201E;die<lb/>
Gu&#x017F;tel, mein&#x017F;t Du, wa&#x0364;re &#x017F;o eine Parthie fu&#x0364;r<lb/>
un&#x017F;ern Emil? Nun, der Herr erleuchte Dich!<lb/>
Dick und rund i&#x017F;t &#x017F;ie, und dabei verliebt, wie<lb/>
eine todte Ratte! &#x2014; Und nun gar das Vermo&#x0364;gen;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0053] von der vornehmen Welt, wie Du ſie immer ſpoͤttiſch nennſt, ſind die meinigen nicht; ich gebe den Ball, und nicht Du! Laß doch,“ fuhr er fort, und blickte leichter um's Herz werdend, hinter Staunitz her, welcher Blauenſtein einige Bilder im Schloſſe zeigen wollte, die er fuͤr gute Origi¬ nale von Berghem und Ruysdael hielt, „laß doch wenigſtens dergleichen in Gegenwart der jungen Maͤnner, wenigſtens des Barons! Der Kammerherr von Wehrmann iſt ſo unrecht nicht; Du mußt nur richtig zu calculiren verſtehn! Wie lange wird es dauren, ſo kehrt mein Sohn Emil zu uns zu¬ ruͤck, und verſucht ſein Gluͤck in der Hofwelt. Und da gilt der alte graue Kammerherr mehr, als die alte Excellenz, der Canzler. Und was noch mehr ſagen will, er hat von ſeinem Bruder, dem Oberlandjaͤgermeiſter ein ſehr bedeutendes Vermoͤgen zu erwarten; das erbt Alles einmal die kleine Guſtel, des Kammerherrn einziges Kind. Gegen den uralten Adel des Mannes iſt doch wahrhaftig auch nichts einzuwenden! „Was?!“ rief Heinrich verwundert aus, „die Guſtel, meinſt Du, waͤre ſo eine Parthie fuͤr unſern Emil? Nun, der Herr erleuchte Dich! Dick und rund iſt ſie, und dabei verliebt, wie eine todte Ratte! — Und nun gar das Vermoͤgen;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/53
Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/53>, abgerufen am 24.11.2024.