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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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engagiren müsse. Sie war nicht versagt; aber
statt des einleitenden Walzers braus'te vom Or¬
chester eine volltönige Polonaise herab, und der
glückliche Blauenstein schlang seinen kräftigen
Arm um die liebliche Tina. Das laue Wehn
ihres süßen Athems, die Grazie jeder ihrer Bewe¬
gungen, dazu der freundliche, scherzende Ton ihrer
Unterhaltung entzückten ihren Tänzer dermaßen,
daß er schier vermeinte im Paradiese zu sein.
Jedes Auge hing an dem schönen Paare, auch
die giftigsten Neider und Neiderinnen, und wo
sollten diese fehlen? gestanden sich ganz geheim,
Tina, so wie der glückliche Blauenstein, beide
wären unübertrefflich!

Wer der Blauenstein eigentlich sei, was er
hier in Blumenau vorstelle, war schnell in der
Nachbarschaft und unter den Gästen bekannt ge¬
worden. Tina wußte in der That von dem lie¬
benswürdigen jungen Manne am wenigsten. Aber
war es auch nöthig, mehr zu wissen, als daß er
sehr brav, vom besten Herzen und Muth, und
dabei engelhübsch sei? Was ging das liebende
Mädchen der Zusammenhang seiner Verhältnisse,
was sein Reichthum, oder seine Armuth an! --
So denkt die jugendliche Unerfahrenheit, das von
der ersten, wahren Liebe befangene Mädchen! --

engagiren muͤſſe. Sie war nicht verſagt; aber
ſtatt des einleitenden Walzers brauſ'te vom Or¬
cheſter eine volltoͤnige Polonaiſe herab, und der
gluͤckliche Blauenſtein ſchlang ſeinen kraͤftigen
Arm um die liebliche Tina. Das laue Wehn
ihres ſuͤßen Athems, die Grazie jeder ihrer Bewe¬
gungen, dazu der freundliche, ſcherzende Ton ihrer
Unterhaltung entzuͤckten ihren Taͤnzer dermaßen,
daß er ſchier vermeinte im Paradieſe zu ſein.
Jedes Auge hing an dem ſchoͤnen Paare, auch
die giftigſten Neider und Neiderinnen, und wo
ſollten dieſe fehlen? geſtanden ſich ganz geheim,
Tina, ſo wie der gluͤckliche Blauenſtein, beide
waͤren unuͤbertrefflich!

Wer der Blauenſtein eigentlich ſei, was er
hier in Blumenau vorſtelle, war ſchnell in der
Nachbarſchaft und unter den Gaͤſten bekannt ge¬
worden. Tina wußte in der That von dem lie¬
benswuͤrdigen jungen Manne am wenigſten. Aber
war es auch noͤthig, mehr zu wiſſen, als daß er
ſehr brav, vom beſten Herzen und Muth, und
dabei engelhuͤbſch ſei? Was ging das liebende
Maͤdchen der Zuſammenhang ſeiner Verhaͤltniſſe,
was ſein Reichthum, oder ſeine Armuth an! —
So denkt die jugendliche Unerfahrenheit, das von
der erſten, wahren Liebe befangene Maͤdchen! —

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[55/0061] engagiren muͤſſe. Sie war nicht verſagt; aber ſtatt des einleitenden Walzers brauſ'te vom Or¬ cheſter eine volltoͤnige Polonaiſe herab, und der gluͤckliche Blauenſtein ſchlang ſeinen kraͤftigen Arm um die liebliche Tina. Das laue Wehn ihres ſuͤßen Athems, die Grazie jeder ihrer Bewe¬ gungen, dazu der freundliche, ſcherzende Ton ihrer Unterhaltung entzuͤckten ihren Taͤnzer dermaßen, daß er ſchier vermeinte im Paradieſe zu ſein. Jedes Auge hing an dem ſchoͤnen Paare, auch die giftigſten Neider und Neiderinnen, und wo ſollten dieſe fehlen? geſtanden ſich ganz geheim, Tina, ſo wie der gluͤckliche Blauenſtein, beide waͤren unuͤbertrefflich! Wer der Blauenſtein eigentlich ſei, was er hier in Blumenau vorſtelle, war ſchnell in der Nachbarſchaft und unter den Gaͤſten bekannt ge¬ worden. Tina wußte in der That von dem lie¬ benswuͤrdigen jungen Manne am wenigſten. Aber war es auch noͤthig, mehr zu wiſſen, als daß er ſehr brav, vom beſten Herzen und Muth, und dabei engelhuͤbſch ſei? Was ging das liebende Maͤdchen der Zuſammenhang ſeiner Verhaͤltniſſe, was ſein Reichthum, oder ſeine Armuth an! — So denkt die jugendliche Unerfahrenheit, das von der erſten, wahren Liebe befangene Maͤdchen! —

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/61>, abgerufen am 21.11.2024.