Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.Die Drostin Steinburg stand mit ihrer alten "Ja, erwiederte die Steinburg, und sah sich Die Droſtin Steinburg ſtand mit ihrer alten „Ja, erwiederte die Steinburg, und ſah ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="56"/> Die Droſtin Steinburg ſtand mit ihrer alten<lb/> Buſenfreundin, der Geheimderaͤthin Wandler im<lb/> mittelſten Fenſterbogen des glaͤnzenden, von hun¬<lb/> dert und aber hundert Kerzen hell ſchimmernden<lb/> Saales, und vergnuͤgte ſich nach ihrer alten, be¬<lb/> liebten Manier an dem Bekritteln der Anweſen¬<lb/> den. „Sehn Sie um's Himmels Willen,“ nahm<lb/> die letztere das Wort, „ſehn Sie den allerliebſten<lb/> Blauenſtein! Unter uns, meine Beſte, das iſt ein<lb/> Goldfiſchchen; ich kenne ſeine Verhaͤltniſſe ge¬<lb/> nauer, wenn der Springin'sfeld ſich meiner auch<lb/> nicht mehr erinnern mag, denn er thut wie fremd.<lb/> Ich hatte einmal ſo eine Idee mit meinem Huld¬<lb/> chen; nun, Sie verſtehn mich; und ich mogte ſie<lb/> nicht aufgeben. Aber nun, dies Thun mit der<lb/> Tina, der koquetten Naͤrrin, iſt ja ganz abſcheu¬<lb/> lich; und was die Sache beſonders himmel¬<lb/> ſchreiend macht, ſie ſoll mit dem Baron Stau¬<lb/> nitz ſo gut wie verlobt ſein?!“</p><lb/> <p>„Ja, erwiederte die Steinburg, und ſah ſich<lb/> heimlich um, ob ſich auch kein unberufener<lb/> Horcher nahe, „ſo ſpricht man; aber ich habe ſo<lb/> unter der Hand erfahren, daß es mit der Par¬<lb/> thie nichts wuͤrde. Sie halten reinen Mund,<lb/> liebe Freundin; aber ich glaube ſelbſt daran, und<lb/> freue mich, denn mein Anton waͤre des Todes.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0062]
Die Droſtin Steinburg ſtand mit ihrer alten
Buſenfreundin, der Geheimderaͤthin Wandler im
mittelſten Fenſterbogen des glaͤnzenden, von hun¬
dert und aber hundert Kerzen hell ſchimmernden
Saales, und vergnuͤgte ſich nach ihrer alten, be¬
liebten Manier an dem Bekritteln der Anweſen¬
den. „Sehn Sie um's Himmels Willen,“ nahm
die letztere das Wort, „ſehn Sie den allerliebſten
Blauenſtein! Unter uns, meine Beſte, das iſt ein
Goldfiſchchen; ich kenne ſeine Verhaͤltniſſe ge¬
nauer, wenn der Springin'sfeld ſich meiner auch
nicht mehr erinnern mag, denn er thut wie fremd.
Ich hatte einmal ſo eine Idee mit meinem Huld¬
chen; nun, Sie verſtehn mich; und ich mogte ſie
nicht aufgeben. Aber nun, dies Thun mit der
Tina, der koquetten Naͤrrin, iſt ja ganz abſcheu¬
lich; und was die Sache beſonders himmel¬
ſchreiend macht, ſie ſoll mit dem Baron Stau¬
nitz ſo gut wie verlobt ſein?!“
„Ja, erwiederte die Steinburg, und ſah ſich
heimlich um, ob ſich auch kein unberufener
Horcher nahe, „ſo ſpricht man; aber ich habe ſo
unter der Hand erfahren, daß es mit der Par¬
thie nichts wuͤrde. Sie halten reinen Mund,
liebe Freundin; aber ich glaube ſelbſt daran, und
freue mich, denn mein Anton waͤre des Todes.
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