einer Stunde angekommen, welcher ihn, als Blauenstein, dringend zu sprechen verlange. "Der arme Teufel," sagte Heinrich und faßte Blauen¬ steins Hand, "der arme Teufel war sehr ermüdet, und hätte ich ein Wort von einem fremden Boten fallen gelassen, so wäre mein Schiffchen sammt dem ganzen Feuerwerke verloren gewesen. Der Henker weiß, ob Sie etwas gemerkt haben, Sie thaten kaum auf meine Kunstsachen einen Blick, und nun ziehen Sie hin in Frieden zu dem eili¬ gen Manne, der bestimmt gute Bothschaft bringt!"
Blauenstein war erschrocken; er dachte an seinen Vater, an seine Heimath. Gott, wenn der erstere plötzlich gestorben, wenn irgend ein anderes Unglück vorgefallen wäre! Er lief in aller Eile nach dem Schlosse zurück, und suchte nach einem Domestiken, der ihn zu dem Fremden führe. Aber das Feuerwerk hatte die gesammte Dienerschaft hinaus in's Freie gelockt, nur des Fräuleins Kammermädchen war zurückgeblieben, und versicherte ganz unaufgefordert, sie könne das infame Schießen nicht vertragen und das ewige Knallen der Feuerräder, da wäre sie noch im Hause, und wolle eben dem fremden Herrn eine Erfrischung holen.
einer Stunde angekommen, welcher ihn, als Blauenſtein, dringend zu ſprechen verlange. „Der arme Teufel,“ ſagte Heinrich und faßte Blauen¬ ſteins Hand, „der arme Teufel war ſehr ermuͤdet, und haͤtte ich ein Wort von einem fremden Boten fallen gelaſſen, ſo waͤre mein Schiffchen ſammt dem ganzen Feuerwerke verloren geweſen. Der Henker weiß, ob Sie etwas gemerkt haben, Sie thaten kaum auf meine Kunſtſachen einen Blick, und nun ziehen Sie hin in Frieden zu dem eili¬ gen Manne, der beſtimmt gute Bothſchaft bringt!“
Blauenſtein war erſchrocken; er dachte an ſeinen Vater, an ſeine Heimath. Gott, wenn der erſtere ploͤtzlich geſtorben, wenn irgend ein anderes Ungluͤck vorgefallen waͤre! Er lief in aller Eile nach dem Schloſſe zuruͤck, und ſuchte nach einem Domeſtiken, der ihn zu dem Fremden fuͤhre. Aber das Feuerwerk hatte die geſammte Dienerſchaft hinaus in's Freie gelockt, nur des Fraͤuleins Kammermaͤdchen war zuruͤckgeblieben, und verſicherte ganz unaufgefordert, ſie koͤnne das infame Schießen nicht vertragen und das ewige Knallen der Feuerraͤder, da waͤre ſie noch im Hauſe, und wolle eben dem fremden Herrn eine Erfriſchung holen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0081"n="75"/>
einer Stunde angekommen, welcher ihn, als<lb/>
Blauenſtein, dringend zu ſprechen verlange. „Der<lb/>
arme Teufel,“ſagte Heinrich und faßte Blauen¬<lb/>ſteins Hand, „der arme Teufel war ſehr ermuͤdet,<lb/>
und haͤtte ich ein Wort von einem fremden Boten<lb/>
fallen gelaſſen, ſo waͤre mein Schiffchen ſammt<lb/>
dem ganzen Feuerwerke verloren geweſen. Der<lb/>
Henker weiß, ob Sie etwas gemerkt haben, Sie<lb/>
thaten kaum auf meine Kunſtſachen einen Blick,<lb/>
und nun ziehen Sie hin in Frieden zu dem eili¬<lb/>
gen Manne, der beſtimmt gute Bothſchaft bringt!“</p><lb/><p>Blauenſtein war erſchrocken; er dachte an<lb/>ſeinen Vater, an ſeine Heimath. Gott, wenn<lb/>
der erſtere ploͤtzlich geſtorben, wenn irgend ein<lb/>
anderes Ungluͤck vorgefallen waͤre! Er lief in<lb/>
aller Eile nach dem Schloſſe zuruͤck, und ſuchte<lb/>
nach einem Domeſtiken, der ihn zu dem Fremden<lb/>
fuͤhre. Aber das Feuerwerk hatte die geſammte<lb/>
Dienerſchaft hinaus in's Freie gelockt, nur des<lb/>
Fraͤuleins Kammermaͤdchen war zuruͤckgeblieben,<lb/>
und verſicherte ganz unaufgefordert, ſie koͤnne das<lb/>
infame Schießen nicht vertragen und das ewige<lb/>
Knallen der Feuerraͤder, da waͤre ſie noch im<lb/>
Hauſe, und wolle eben dem fremden Herrn eine<lb/>
Erfriſchung holen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[75/0081]
einer Stunde angekommen, welcher ihn, als
Blauenſtein, dringend zu ſprechen verlange. „Der
arme Teufel,“ ſagte Heinrich und faßte Blauen¬
ſteins Hand, „der arme Teufel war ſehr ermuͤdet,
und haͤtte ich ein Wort von einem fremden Boten
fallen gelaſſen, ſo waͤre mein Schiffchen ſammt
dem ganzen Feuerwerke verloren geweſen. Der
Henker weiß, ob Sie etwas gemerkt haben, Sie
thaten kaum auf meine Kunſtſachen einen Blick,
und nun ziehen Sie hin in Frieden zu dem eili¬
gen Manne, der beſtimmt gute Bothſchaft bringt!“
Blauenſtein war erſchrocken; er dachte an
ſeinen Vater, an ſeine Heimath. Gott, wenn
der erſtere ploͤtzlich geſtorben, wenn irgend ein
anderes Ungluͤck vorgefallen waͤre! Er lief in
aller Eile nach dem Schloſſe zuruͤck, und ſuchte
nach einem Domeſtiken, der ihn zu dem Fremden
fuͤhre. Aber das Feuerwerk hatte die geſammte
Dienerſchaft hinaus in's Freie gelockt, nur des
Fraͤuleins Kammermaͤdchen war zuruͤckgeblieben,
und verſicherte ganz unaufgefordert, ſie koͤnne das
infame Schießen nicht vertragen und das ewige
Knallen der Feuerraͤder, da waͤre ſie noch im
Hauſe, und wolle eben dem fremden Herrn eine
Erfriſchung holen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/81>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.