ein Centrum der Kraft und Bewegung bilden, von wel- chem das Ganze abhängt, und auf diesen Schwerpunkt des Gegners muß der gesammelte Stoß aller Kräfte ge- richtet sein.
Das Kleine hängt stets vom Großen ab, das Un- wichtige von dem Wichtigen, das Zufällige von dem We- sentlichen. Dies muß unsern Blick leiten.
Alexander, Gustav Adolph, Karl XII., Friedrich der Große hatten ihren Schwerpunkt in ihrem Heer, wäre dies zertrümmert worden, so würden sie ihre Rolle schlecht ausgespielt haben; bei Staaten, die durch innere Partheiun- gen zerrissen sind, liegt er meistens in der Hauptstadt; bei kleinen Staaten, die sich an mächtige stützen, liegt er im Heer dieser Bundesgenossen; bei Bündnissen liegt er in der Einheit des Interesses; bei Volksbewaffnung in der Person der Hauptführer und in der öffentlichen Mei- nung. Gegen diese Dinge muß der Stoß gerichtet sein. Hat der Gegner dadurch das Gleichgewicht verloren, so muß ihm keine Zeit gelassen werden es wieder zu gewinnen; der Stoß muß immer in dieser Richtung fortgesetzt wer- den, oder mit andern Worten, der Sieger muß ihn immer ganz und das Ganze nicht gegen einen Theil des Gegners richten. Nicht indem man mit gemüthlicher Ruhe und Übermacht eine feindliche Provinz erobert und den mehr gesicherten Besitz dieser kleinen Eroberung großen Erfolgen vorzieht, sondern indem man den Kern der feindlichen Macht immer wieder aufsucht, das Ganze daran setzt um das Ganze zu gewinnen, wird man den Gegner wirklich zu Boden werfen.
Was aber auch das Hauptverhältniß des Gegners sein mag, wogegen unsere Wirksamkeit zu richten ist, so bleibt doch die Besiegung und Zerstörung seiner Streitkraft
ein Centrum der Kraft und Bewegung bilden, von wel- chem das Ganze abhaͤngt, und auf dieſen Schwerpunkt des Gegners muß der geſammelte Stoß aller Kraͤfte ge- richtet ſein.
Das Kleine haͤngt ſtets vom Großen ab, das Un- wichtige von dem Wichtigen, das Zufaͤllige von dem We- ſentlichen. Dies muß unſern Blick leiten.
Alexander, Guſtav Adolph, Karl XII., Friedrich der Große hatten ihren Schwerpunkt in ihrem Heer, waͤre dies zertruͤmmert worden, ſo wuͤrden ſie ihre Rolle ſchlecht ausgeſpielt haben; bei Staaten, die durch innere Partheiun- gen zerriſſen ſind, liegt er meiſtens in der Hauptſtadt; bei kleinen Staaten, die ſich an maͤchtige ſtuͤtzen, liegt er im Heer dieſer Bundesgenoſſen; bei Buͤndniſſen liegt er in der Einheit des Intereſſes; bei Volksbewaffnung in der Perſon der Hauptfuͤhrer und in der oͤffentlichen Mei- nung. Gegen dieſe Dinge muß der Stoß gerichtet ſein. Hat der Gegner dadurch das Gleichgewicht verloren, ſo muß ihm keine Zeit gelaſſen werden es wieder zu gewinnen; der Stoß muß immer in dieſer Richtung fortgeſetzt wer- den, oder mit andern Worten, der Sieger muß ihn immer ganz und das Ganze nicht gegen einen Theil des Gegners richten. Nicht indem man mit gemuͤthlicher Ruhe und Übermacht eine feindliche Provinz erobert und den mehr geſicherten Beſitz dieſer kleinen Eroberung großen Erfolgen vorzieht, ſondern indem man den Kern der feindlichen Macht immer wieder aufſucht, das Ganze daran ſetzt um das Ganze zu gewinnen, wird man den Gegner wirklich zu Boden werfen.
Was aber auch das Hauptverhaͤltniß des Gegners ſein mag, wogegen unſere Wirkſamkeit zu richten iſt, ſo bleibt doch die Beſiegung und Zerſtoͤrung ſeiner Streitkraft
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ein Centrum der Kraft und Bewegung bilden, von wel-
chem das Ganze abhaͤngt, und auf dieſen Schwerpunkt
des Gegners muß der geſammelte Stoß aller Kraͤfte ge-
richtet ſein.
Das Kleine haͤngt ſtets vom Großen ab, das Un-
wichtige von dem Wichtigen, das Zufaͤllige von dem We-
ſentlichen. Dies muß unſern Blick leiten.
Alexander, Guſtav Adolph, Karl XII., Friedrich der
Große hatten ihren Schwerpunkt in ihrem Heer, waͤre
dies zertruͤmmert worden, ſo wuͤrden ſie ihre Rolle ſchlecht
ausgeſpielt haben; bei Staaten, die durch innere Partheiun-
gen zerriſſen ſind, liegt er meiſtens in der Hauptſtadt; bei
kleinen Staaten, die ſich an maͤchtige ſtuͤtzen, liegt er im
Heer dieſer Bundesgenoſſen; bei Buͤndniſſen liegt er in
der Einheit des Intereſſes; bei Volksbewaffnung in der
Perſon der Hauptfuͤhrer und in der oͤffentlichen Mei-
nung. Gegen dieſe Dinge muß der Stoß gerichtet ſein.
Hat der Gegner dadurch das Gleichgewicht verloren, ſo
muß ihm keine Zeit gelaſſen werden es wieder zu gewinnen;
der Stoß muß immer in dieſer Richtung fortgeſetzt wer-
den, oder mit andern Worten, der Sieger muß ihn immer
ganz und das Ganze nicht gegen einen Theil des Gegners
richten. Nicht indem man mit gemuͤthlicher Ruhe und
Übermacht eine feindliche Provinz erobert und den mehr
geſicherten Beſitz dieſer kleinen Eroberung großen Erfolgen
vorzieht, ſondern indem man den Kern der feindlichen
Macht immer wieder aufſucht, das Ganze daran ſetzt um
das Ganze zu gewinnen, wird man den Gegner wirklich
zu Boden werfen.
Was aber auch das Hauptverhaͤltniß des Gegners
ſein mag, wogegen unſere Wirkſamkeit zu richten iſt, ſo
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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