Wir haben nun hiermit den Gründen zur Trennung der Kräfte, wodurch die eine Haupthandlung in mehrere zerlegt wird, ihr Recht eingeräumt, und werden nicht zu tadeln wagen wenn die Trennung nach einem dieser Gründe mit deutlichem Bewußtsein des Zweckes und sorgfältiger Abwägung der Vortheile und Nachtheile geschieht.
Wenn aber, wie es gewöhnlich geschieht, von einem ge- lehrten Generalstabe der Plan bloß aus Gewohnheit so gemacht wird, wenn die verschiedenen Kriegstheater wie die Felder im Schachspiel, jedes mit seinem Theil, vorher besetzt werden müssen ehe die Züge anfangen, wenn diese Züge mit einer eingebildeten Combinationsweisheit in ver- wickelten Linien und Verhältnissen sich dem Ziele nähern, wenn die Heere sich heute trennen müssen um ihre ganze Kunst darin bestehen zu lassen sich in vierzehn Tagen mit größter Gefahr wieder zu vereinigen -- dann haben wir ein Gräuel an diesem Verlassen des graden, einfachen, schlichten Weges um sich absichtlich in lauter Verwirrung zu stürzen. Diese Thorheit tritt um so leichter ein, je weniger es der oberste Feldherr ist der den Krieg leitet und ihn in dem Sinne, wie wir im ersten Kapitel ange- deutet haben, als eine einfache Handlung seines, mit unge- heuren Kräften ausgerüsteten, Individuums führt; je mehr also der ganze Plan in der Fabrik eines unpraktischen Generalstabes entstanden und aus den Ideen von einem Dutzend Halbwisser hervorgegangen ist. --
Wir haben nun noch den dritten Theil unseres ersten Grundsatzes zu bedenken: nämlich die untergeordneten Theile so untergeordnet als möglich zu halten.
Indem man den ganzen kriegerischen Akt auf ein einfaches Ziel zurückzuführen strebt und dieses so viel als möglich durch eine große Handlung zu erreichen sucht,
Wir haben nun hiermit den Gruͤnden zur Trennung der Kraͤfte, wodurch die eine Haupthandlung in mehrere zerlegt wird, ihr Recht eingeraͤumt, und werden nicht zu tadeln wagen wenn die Trennung nach einem dieſer Gruͤnde mit deutlichem Bewußtſein des Zweckes und ſorgfaͤltiger Abwaͤgung der Vortheile und Nachtheile geſchieht.
Wenn aber, wie es gewoͤhnlich geſchieht, von einem ge- lehrten Generalſtabe der Plan bloß aus Gewohnheit ſo gemacht wird, wenn die verſchiedenen Kriegstheater wie die Felder im Schachſpiel, jedes mit ſeinem Theil, vorher beſetzt werden muͤſſen ehe die Zuͤge anfangen, wenn dieſe Zuͤge mit einer eingebildeten Combinationsweisheit in ver- wickelten Linien und Verhaͤltniſſen ſich dem Ziele naͤhern, wenn die Heere ſich heute trennen muͤſſen um ihre ganze Kunſt darin beſtehen zu laſſen ſich in vierzehn Tagen mit groͤßter Gefahr wieder zu vereinigen — dann haben wir ein Graͤuel an dieſem Verlaſſen des graden, einfachen, ſchlichten Weges um ſich abſichtlich in lauter Verwirrung zu ſtuͤrzen. Dieſe Thorheit tritt um ſo leichter ein, je weniger es der oberſte Feldherr iſt der den Krieg leitet und ihn in dem Sinne, wie wir im erſten Kapitel ange- deutet haben, als eine einfache Handlung ſeines, mit unge- heuren Kraͤften ausgeruͤſteten, Individuums fuͤhrt; je mehr alſo der ganze Plan in der Fabrik eines unpraktiſchen Generalſtabes entſtanden und aus den Ideen von einem Dutzend Halbwiſſer hervorgegangen iſt. —
Wir haben nun noch den dritten Theil unſeres erſten Grundſatzes zu bedenken: naͤmlich die untergeordneten Theile ſo untergeordnet als moͤglich zu halten.
Indem man den ganzen kriegeriſchen Akt auf ein einfaches Ziel zuruͤckzufuͤhren ſtrebt und dieſes ſo viel als moͤglich durch eine große Handlung zu erreichen ſucht,
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Wir haben nun hiermit den Gruͤnden zur Trennung
der Kraͤfte, wodurch die eine Haupthandlung in mehrere
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tadeln wagen wenn die Trennung nach einem dieſer Gruͤnde
mit deutlichem Bewußtſein des Zweckes und ſorgfaͤltiger
Abwaͤgung der Vortheile und Nachtheile geſchieht.
Wenn aber, wie es gewoͤhnlich geſchieht, von einem ge-
lehrten Generalſtabe der Plan bloß aus Gewohnheit ſo
gemacht wird, wenn die verſchiedenen Kriegstheater wie
die Felder im Schachſpiel, jedes mit ſeinem Theil, vorher
beſetzt werden muͤſſen ehe die Zuͤge anfangen, wenn dieſe
Zuͤge mit einer eingebildeten Combinationsweisheit in ver-
wickelten Linien und Verhaͤltniſſen ſich dem Ziele naͤhern,
wenn die Heere ſich heute trennen muͤſſen um ihre ganze
Kunſt darin beſtehen zu laſſen ſich in vierzehn Tagen mit
groͤßter Gefahr wieder zu vereinigen — dann haben wir
ein Graͤuel an dieſem Verlaſſen des graden, einfachen,
ſchlichten Weges um ſich abſichtlich in lauter Verwirrung
zu ſtuͤrzen. Dieſe Thorheit tritt um ſo leichter ein, je
weniger es der oberſte Feldherr iſt der den Krieg leitet
und ihn in dem Sinne, wie wir im erſten Kapitel ange-
deutet haben, als eine einfache Handlung ſeines, mit unge-
heuren Kraͤften ausgeruͤſteten, Individuums fuͤhrt; je mehr
alſo der ganze Plan in der Fabrik eines unpraktiſchen
Generalſtabes entſtanden und aus den Ideen von einem
Dutzend Halbwiſſer hervorgegangen iſt. —
Wir haben nun noch den dritten Theil unſeres erſten
Grundſatzes zu bedenken: naͤmlich die untergeordneten Theile
ſo untergeordnet als moͤglich zu halten.
Indem man den ganzen kriegeriſchen Akt auf ein
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/187>, abgerufen am 27.11.2024.
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