dadurch den französischen Armeen auf den Kriegstheatern eine Menge von Kräften entzogen werden. 20- oder 30,000 Mann disponibler Landungstruppen womit die Engländer Frankreich bedrohen, würden vielleicht das Doppelte oder Dreifache von französischen Kräften absor- biren, wobei man nicht bloß an Truppen, sondern auch an Geld, Kanonen u. s. w. denken muß, welche Flotte und Strandbatterien erfordern. Nehmen wir an daß die Engländer dazu 25,000 Mann verwenden.
Unser Kriegsplan würde also ganz einfacherweise darin bestehen.
Erstens: Daß sich in den Niederlanden
200,000 Mann Preußen,
75,000 - Niederländer,
25,000 - Engländer,
50,000 - norddeutscher Bundestruppen,
Summa 350,000 Mann versammelten, wovon etwa 50,000 zur Besetzung der Grenzfestungen verwendet wer- den und 300,000 übrig bleiben um gegen Paris vorzu- dringen und den französischen Armeen eine Hauptschlacht zu liefern.
Zweitens: Daß sich 200,000 Östreicher und 100,000 Mann süddeutscher Truppen am Oberrhein versammelten, um gleichzeitig mit der niederländischen Armee vorzudringen und zwar gegen die obere Seine und von da gegen die Loire um der feindlichen Armee gleichfalls eine Haupt- schlacht zu liefern. An der Loire würden sich vielleicht diese beiden Stöße zu einem verbinden.
Hiermit ist die Hauptsache bestimmt; was wir weiter zu sagen haben betrifft hauptsächlich die Entfernung falscher Ideen und besteht in Folgendem.
Erstens: Die vorgeschriebene Hauptschlacht zu suchen und sie mit einem Machtverhältniß und unter Umständen
dadurch den franzoͤſiſchen Armeen auf den Kriegstheatern eine Menge von Kraͤften entzogen werden. 20- oder 30,000 Mann disponibler Landungstruppen womit die Englaͤnder Frankreich bedrohen, wuͤrden vielleicht das Doppelte oder Dreifache von franzoͤſiſchen Kraͤften abſor- biren, wobei man nicht bloß an Truppen, ſondern auch an Geld, Kanonen u. ſ. w. denken muß, welche Flotte und Strandbatterien erfordern. Nehmen wir an daß die Englaͤnder dazu 25,000 Mann verwenden.
Unſer Kriegsplan wuͤrde alſo ganz einfacherweiſe darin beſtehen.
Erſtens: Daß ſich in den Niederlanden
200,000 Mann Preußen,
75,000 ‒ Niederlaͤnder,
25,000 ‒ Englaͤnder,
50,000 ‒ norddeutſcher Bundestruppen,
Summa 350,000 Mann verſammelten, wovon etwa 50,000 zur Beſetzung der Grenzfeſtungen verwendet wer- den und 300,000 uͤbrig bleiben um gegen Paris vorzu- dringen und den franzoͤſiſchen Armeen eine Hauptſchlacht zu liefern.
Zweitens: Daß ſich 200,000 Öſtreicher und 100,000 Mann ſuͤddeutſcher Truppen am Oberrhein verſammelten, um gleichzeitig mit der niederlaͤndiſchen Armee vorzudringen und zwar gegen die obere Seine und von da gegen die Loire um der feindlichen Armee gleichfalls eine Haupt- ſchlacht zu liefern. An der Loire wuͤrden ſich vielleicht dieſe beiden Stoͤße zu einem verbinden.
Hiermit iſt die Hauptſache beſtimmt; was wir weiter zu ſagen haben betrifft hauptſaͤchlich die Entfernung falſcher Ideen und beſteht in Folgendem.
Erſtens: Die vorgeſchriebene Hauptſchlacht zu ſuchen und ſie mit einem Machtverhaͤltniß und unter Umſtaͤnden
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dadurch den franzoͤſiſchen Armeen auf den Kriegstheatern
eine Menge von Kraͤften entzogen werden. 20- oder
30,000 Mann disponibler Landungstruppen womit die
Englaͤnder Frankreich bedrohen, wuͤrden vielleicht das
Doppelte oder Dreifache von franzoͤſiſchen Kraͤften abſor-
biren, wobei man nicht bloß an Truppen, ſondern auch
an Geld, Kanonen u. ſ. w. denken muß, welche Flotte
und Strandbatterien erfordern. Nehmen wir an daß die
Englaͤnder dazu 25,000 Mann verwenden.
Unſer Kriegsplan wuͤrde alſo ganz einfacherweiſe darin
beſtehen.
Erſtens: Daß ſich in den Niederlanden
200,000 Mann Preußen,
75,000 ‒ Niederlaͤnder,
25,000 ‒ Englaͤnder,
50,000 ‒ norddeutſcher Bundestruppen,
Summa 350,000 Mann verſammelten, wovon etwa
50,000 zur Beſetzung der Grenzfeſtungen verwendet wer-
den und 300,000 uͤbrig bleiben um gegen Paris vorzu-
dringen und den franzoͤſiſchen Armeen eine Hauptſchlacht
zu liefern.
Zweitens: Daß ſich 200,000 Öſtreicher und 100,000
Mann ſuͤddeutſcher Truppen am Oberrhein verſammelten,
um gleichzeitig mit der niederlaͤndiſchen Armee vorzudringen
und zwar gegen die obere Seine und von da gegen die
Loire um der feindlichen Armee gleichfalls eine Haupt-
ſchlacht zu liefern. An der Loire wuͤrden ſich vielleicht
dieſe beiden Stoͤße zu einem verbinden.
Hiermit iſt die Hauptſache beſtimmt; was wir weiter
zu ſagen haben betrifft hauptſaͤchlich die Entfernung falſcher
Ideen und beſteht in Folgendem.
Erſtens: Die vorgeſchriebene Hauptſchlacht zu ſuchen
und ſie mit einem Machtverhaͤltniß und unter Umſtaͤnden
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/212>, abgerufen am 17.02.2025.
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