mittelbare oder vielmehr die gerade Verbindung von keinem so großen Werthe.
Der Feind welcher in seinem Innersten angegriffen ist, wird ohnehin keine namhaften Streitkräfte zur Unter- brechung dieser Verbindung verwenden können; Alles was zu fürchten ist besteht vielmehr darin daß diese Unter- brechung durch die Mitwirkung der von Streifpartheien unterstützten Einwohner allein bewirkt werde, so daß dieser Zweck dem Feinde an eigentlicher Streitkraft Nichts kostet. Um Dem zu begegnen ist es hinreichend wenn von Trier aus ein 10- bis 15,000 Mann, an Kavallerie vorzüglich starkes Korps die Richtung auf Rheims hält, es wird hinreichend sein jedem Partheigänger über den Leib zu marschiren und die Höhe der großen Armee zu halten. Es soll weder Festungen einschließen noch beobachten, son- dern zwischen ihnen durchmarschiren, sich keine feste Basis halten und einer Übermacht nach jeder beliebigen Richtung ausweichen. Ein großes Unglück wird ihm da nicht be- gegnen können und wenn dies geschähe, so wäre es wieder kein großes Unglück für das Ganze. Unter diesen Um- ständen wird ein solches Korps wahrscheinlich hinreichen einen Zwischenpunkt für die beiden Angriffe zu bilden.
Viertens: Die beiden Nebenunternehmungen, näm- lich die östreichische Armee in Italien und die englische Landungsarmee mögen ihrem Zweck nach bester Weise nachgehen. Wenn sie nicht müßig bleiben, so ist er der Hauptsache nach schon erfüllt und auf keinen Fall soll einer der beiden großen Angriffe in irgend einer Art davon abhängig gemacht werden.
Wir halten uns fest überzeugt daß auf diese Weise Frankreich jedesmal niedergeworfen und gezüchtigt werden kann, wenn es sich einfallen läßt den Übermuth, womit es Europa 150 Jahre lang gedrückt hat, wieder anzuneh-
mittelbare oder vielmehr die gerade Verbindung von keinem ſo großen Werthe.
Der Feind welcher in ſeinem Innerſten angegriffen iſt, wird ohnehin keine namhaften Streitkraͤfte zur Unter- brechung dieſer Verbindung verwenden koͤnnen; Alles was zu fuͤrchten iſt beſteht vielmehr darin daß dieſe Unter- brechung durch die Mitwirkung der von Streifpartheien unterſtuͤtzten Einwohner allein bewirkt werde, ſo daß dieſer Zweck dem Feinde an eigentlicher Streitkraft Nichts koſtet. Um Dem zu begegnen iſt es hinreichend wenn von Trier aus ein 10- bis 15,000 Mann, an Kavallerie vorzuͤglich ſtarkes Korps die Richtung auf Rheims haͤlt, es wird hinreichend ſein jedem Partheigaͤnger uͤber den Leib zu marſchiren und die Hoͤhe der großen Armee zu halten. Es ſoll weder Feſtungen einſchließen noch beobachten, ſon- dern zwiſchen ihnen durchmarſchiren, ſich keine feſte Baſis halten und einer Übermacht nach jeder beliebigen Richtung ausweichen. Ein großes Ungluͤck wird ihm da nicht be- gegnen koͤnnen und wenn dies geſchaͤhe, ſo waͤre es wieder kein großes Ungluͤck fuͤr das Ganze. Unter dieſen Um- ſtaͤnden wird ein ſolches Korps wahrſcheinlich hinreichen einen Zwiſchenpunkt fuͤr die beiden Angriffe zu bilden.
Viertens: Die beiden Nebenunternehmungen, naͤm- lich die oͤſtreichiſche Armee in Italien und die engliſche Landungsarmee moͤgen ihrem Zweck nach beſter Weiſe nachgehen. Wenn ſie nicht muͤßig bleiben, ſo iſt er der Hauptſache nach ſchon erfuͤllt und auf keinen Fall ſoll einer der beiden großen Angriffe in irgend einer Art davon abhaͤngig gemacht werden.
Wir halten uns feſt uͤberzeugt daß auf dieſe Weiſe Frankreich jedesmal niedergeworfen und gezuͤchtigt werden kann, wenn es ſich einfallen laͤßt den Übermuth, womit es Europa 150 Jahre lang gedruͤckt hat, wieder anzuneh-
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mittelbare oder vielmehr die gerade Verbindung von keinem
ſo großen Werthe.
Der Feind welcher in ſeinem Innerſten angegriffen
iſt, wird ohnehin keine namhaften Streitkraͤfte zur Unter-
brechung dieſer Verbindung verwenden koͤnnen; Alles was
zu fuͤrchten iſt beſteht vielmehr darin daß dieſe Unter-
brechung durch die Mitwirkung der von Streifpartheien
unterſtuͤtzten Einwohner allein bewirkt werde, ſo daß dieſer
Zweck dem Feinde an eigentlicher Streitkraft Nichts koſtet.
Um Dem zu begegnen iſt es hinreichend wenn von Trier
aus ein 10- bis 15,000 Mann, an Kavallerie vorzuͤglich
ſtarkes Korps die Richtung auf Rheims haͤlt, es wird
hinreichend ſein jedem Partheigaͤnger uͤber den Leib zu
marſchiren und die Hoͤhe der großen Armee zu halten.
Es ſoll weder Feſtungen einſchließen noch beobachten, ſon-
dern zwiſchen ihnen durchmarſchiren, ſich keine feſte Baſis
halten und einer Übermacht nach jeder beliebigen Richtung
ausweichen. Ein großes Ungluͤck wird ihm da nicht be-
gegnen koͤnnen und wenn dies geſchaͤhe, ſo waͤre es wieder
kein großes Ungluͤck fuͤr das Ganze. Unter dieſen Um-
ſtaͤnden wird ein ſolches Korps wahrſcheinlich hinreichen
einen Zwiſchenpunkt fuͤr die beiden Angriffe zu bilden.
Viertens: Die beiden Nebenunternehmungen, naͤm-
lich die oͤſtreichiſche Armee in Italien und die engliſche
Landungsarmee moͤgen ihrem Zweck nach beſter Weiſe
nachgehen. Wenn ſie nicht muͤßig bleiben, ſo iſt er der
Hauptſache nach ſchon erfuͤllt und auf keinen Fall ſoll
einer der beiden großen Angriffe in irgend einer Art davon
abhaͤngig gemacht werden.
Wir halten uns feſt uͤberzeugt daß auf dieſe Weiſe
Frankreich jedesmal niedergeworfen und gezuͤchtigt werden
kann, wenn es ſich einfallen laͤßt den Übermuth, womit
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/215>, abgerufen am 23.11.2024.
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