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Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

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mit in der Linie l m befinden und man nimmt sie nur
in einzelnen Fällen vor, wenn sie in dieser Stellung zu
weit zurück sich zu befinden würde.

7. Die Armee besteht aus mehrern solcher selbststän-
digen Korps die ihren General und Generalstab haben.
Sie werden neben und hintereinander aufgestellt, wie dies
in den allgemeinen Grundsätzen für das Gefecht angege-
ben ist. Eins ist hier noch zu bemerken, daß man näm-
lich, wenn man nicht ganz schwach an Kavallerie ist, sich
eine besondere Kavalleriereserve bildet, die natürlich hinten
zu stehen kommt und folgende Bestimmungen hat:

a) Wenn der Feind im Rückzuge vom Schlachtfelde
begriffen ist, auf ihn einzudringen und die Kavallerie
welche er zur Deckung seiner Rückzuges anwendet,
anzugreifen. Schlägt man in diesem Augenblick die
feindliche Kavallerie, so werden unvermeidlich große
Erfolge eintreten wenn die feindliche Infanterie
nicht Wunder der Tapferkeit thut. Kleine Kaval-
leriehaufen würden hier den Zweck nicht erreichen.
b) Wenn der Feind auch ungeschlagen auf einem Rück-
marsch begriffen ist oder wenn er sich nach einer
verlorenen Schlacht am folgenden Tage weiter zu-
rückzieht, ihn schneller zu verfolgen. Kavallerie mar-
schirt schneller als Infanterie und macht auf die sich
zurückziehenden Truppen einen mehr imponirenden
Eindruck. Das Verfolgen aber ist im Kriege nächst
dem Schlagen das Wichtigste.
c) Wenn man den Feind im Großen (strategisch) um-
gehen will und sich wegen des Umweges einer
Waffe bedienen muß die schneller marschirt, so
nimmt man diese Kavalleriereserve dazu.

Damit dieses Korps einigermaßen mehr Selbststän-

mit in der Linie l m befinden und man nimmt ſie nur
in einzelnen Faͤllen vor, wenn ſie in dieſer Stellung zu
weit zuruͤck ſich zu befinden wuͤrde.

7. Die Armee beſteht aus mehrern ſolcher ſelbſtſtaͤn-
digen Korps die ihren General und Generalſtab haben.
Sie werden neben und hintereinander aufgeſtellt, wie dies
in den allgemeinen Grundſaͤtzen fuͤr das Gefecht angege-
ben iſt. Eins iſt hier noch zu bemerken, daß man naͤm-
lich, wenn man nicht ganz ſchwach an Kavallerie iſt, ſich
eine beſondere Kavalleriereſerve bildet, die natuͤrlich hinten
zu ſtehen kommt und folgende Beſtimmungen hat:

a) Wenn der Feind im Ruͤckzuge vom Schlachtfelde
begriffen iſt, auf ihn einzudringen und die Kavallerie
welche er zur Deckung ſeiner Ruͤckzuges anwendet,
anzugreifen. Schlaͤgt man in dieſem Augenblick die
feindliche Kavallerie, ſo werden unvermeidlich große
Erfolge eintreten wenn die feindliche Infanterie
nicht Wunder der Tapferkeit thut. Kleine Kaval-
leriehaufen wuͤrden hier den Zweck nicht erreichen.
b) Wenn der Feind auch ungeſchlagen auf einem Ruͤck-
marſch begriffen iſt oder wenn er ſich nach einer
verlorenen Schlacht am folgenden Tage weiter zu-
ruͤckzieht, ihn ſchneller zu verfolgen. Kavallerie mar-
ſchirt ſchneller als Infanterie und macht auf die ſich
zuruͤckziehenden Truppen einen mehr imponirenden
Eindruck. Das Verfolgen aber iſt im Kriege naͤchſt
dem Schlagen das Wichtigſte.
c) Wenn man den Feind im Großen (ſtrategiſch) um-
gehen will und ſich wegen des Umweges einer
Waffe bedienen muß die ſchneller marſchirt, ſo
nimmt man dieſe Kavalleriereſerve dazu.

Damit dieſes Korps einigermaßen mehr Selbſtſtaͤn-

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[229/0243] mit in der Linie l m befinden und man nimmt ſie nur in einzelnen Faͤllen vor, wenn ſie in dieſer Stellung zu weit zuruͤck ſich zu befinden wuͤrde. 7. Die Armee beſteht aus mehrern ſolcher ſelbſtſtaͤn- digen Korps die ihren General und Generalſtab haben. Sie werden neben und hintereinander aufgeſtellt, wie dies in den allgemeinen Grundſaͤtzen fuͤr das Gefecht angege- ben iſt. Eins iſt hier noch zu bemerken, daß man naͤm- lich, wenn man nicht ganz ſchwach an Kavallerie iſt, ſich eine beſondere Kavalleriereſerve bildet, die natuͤrlich hinten zu ſtehen kommt und folgende Beſtimmungen hat: a) Wenn der Feind im Ruͤckzuge vom Schlachtfelde begriffen iſt, auf ihn einzudringen und die Kavallerie welche er zur Deckung ſeiner Ruͤckzuges anwendet, anzugreifen. Schlaͤgt man in dieſem Augenblick die feindliche Kavallerie, ſo werden unvermeidlich große Erfolge eintreten wenn die feindliche Infanterie nicht Wunder der Tapferkeit thut. Kleine Kaval- leriehaufen wuͤrden hier den Zweck nicht erreichen. b) Wenn der Feind auch ungeſchlagen auf einem Ruͤck- marſch begriffen iſt oder wenn er ſich nach einer verlorenen Schlacht am folgenden Tage weiter zu- ruͤckzieht, ihn ſchneller zu verfolgen. Kavallerie mar- ſchirt ſchneller als Infanterie und macht auf die ſich zuruͤckziehenden Truppen einen mehr imponirenden Eindruck. Das Verfolgen aber iſt im Kriege naͤchſt dem Schlagen das Wichtigſte. c) Wenn man den Feind im Großen (ſtrategiſch) um- gehen will und ſich wegen des Umweges einer Waffe bedienen muß die ſchneller marſchirt, ſo nimmt man dieſe Kavalleriereſerve dazu. Damit dieſes Korps einigermaßen mehr Selbſtſtaͤn-

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Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/243>, abgerufen am 27.11.2024.