besondere Eigenschaft des Verstandes erfordert, so geht aus Allem hervor, daß es List oder Schlauheit wäre. Es ist lange das gerade Gegentheil behauptet worden, aber nur aus einer falschen Ehrfurcht für die Sache, aus Eitel- keit der Schriftsteller die darüber geschrieben haben. Ein vorurtheilsloses Nachdenken muß uns davon überzeugen; die Erfahrung aber hat uns diese Überzeugung noch stär- ker aufgedrungen. Noch in dem Revolutionskriege haben sich eine Menge Leute als geschickte Feldherrn, oft als Feldherrn der ersten Größe gezeigt, die keine militärische Bildung genossen hatten. Von Conde, Wallenstein, Su- warow und vielen andern ist es wenigstens sehr zweifelhaft.
Das Kriegführen selbst ist sehr schwer, das leidet keinen Zweifel; allein die Schwierigkeit liegt nicht darin daß besondere Gelehrsamkeit oder großes Genie erfordert würde die wahren Grundsätze des Kriegführens einzuse- hen; dies vermag jeder gut organisirte Kopf der ohne Vorurtheil und mit der Sache nicht durchaus unbekannt ist. Selbst die Anwendung dieser Grundsätze auf der Karte und dem Papier hat keine Schwierigkeit und einen guten Operationsplan entworfen zu haben ist noch kein großes Meisterstück. Die ganze Schwierigkeit besteht darin: den Grundsätzen welche man sich gemacht hat, in der Ausführung treu zu bleiben.
Auf diese Schwierigkeit aufmerksam zu machen ist der Zweck dieser Schlußbemerkung, und Ew. Königlichen Hoheit davon ein deutliches klares Bild zu geben, sehe ich als das Wichtigste von Allem an was ich durch diesen Aufsatz habe erreichen wollen.
Das ganze Kriegführen gleicht der Wirkung einer zusammengesetzten Maschine mit ungeheurer Friktion, so daß Kombinationen die man mit Leichtigkeit auf dem
beſondere Eigenſchaft des Verſtandes erfordert, ſo geht aus Allem hervor, daß es Liſt oder Schlauheit waͤre. Es iſt lange das gerade Gegentheil behauptet worden, aber nur aus einer falſchen Ehrfurcht fuͤr die Sache, aus Eitel- keit der Schriftſteller die daruͤber geſchrieben haben. Ein vorurtheilsloſes Nachdenken muß uns davon uͤberzeugen; die Erfahrung aber hat uns dieſe Überzeugung noch ſtaͤr- ker aufgedrungen. Noch in dem Revolutionskriege haben ſich eine Menge Leute als geſchickte Feldherrn, oft als Feldherrn der erſten Groͤße gezeigt, die keine militaͤriſche Bildung genoſſen hatten. Von Condé, Wallenſtein, Su- warow und vielen andern iſt es wenigſtens ſehr zweifelhaft.
Das Kriegfuͤhren ſelbſt iſt ſehr ſchwer, das leidet keinen Zweifel; allein die Schwierigkeit liegt nicht darin daß beſondere Gelehrſamkeit oder großes Genie erfordert wuͤrde die wahren Grundſaͤtze des Kriegfuͤhrens einzuſe- hen; dies vermag jeder gut organiſirte Kopf der ohne Vorurtheil und mit der Sache nicht durchaus unbekannt iſt. Selbſt die Anwendung dieſer Grundſaͤtze auf der Karte und dem Papier hat keine Schwierigkeit und einen guten Operationsplan entworfen zu haben iſt noch kein großes Meiſterſtuͤck. Die ganze Schwierigkeit beſteht darin: den Grundſaͤtzen welche man ſich gemacht hat, in der Ausfuͤhrung treu zu bleiben.
Auf dieſe Schwierigkeit aufmerkſam zu machen iſt der Zweck dieſer Schlußbemerkung, und Ew. Koͤniglichen Hoheit davon ein deutliches klares Bild zu geben, ſehe ich als das Wichtigſte von Allem an was ich durch dieſen Aufſatz habe erreichen wollen.
Das ganze Kriegfuͤhren gleicht der Wirkung einer zuſammengeſetzten Maſchine mit ungeheurer Friktion, ſo daß Kombinationen die man mit Leichtigkeit auf dem
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beſondere Eigenſchaft des Verſtandes erfordert, ſo geht aus
Allem hervor, daß es Liſt oder Schlauheit waͤre. Es iſt
lange das gerade Gegentheil behauptet worden, aber nur
aus einer falſchen Ehrfurcht fuͤr die Sache, aus Eitel-
keit der Schriftſteller die daruͤber geſchrieben haben. Ein
vorurtheilsloſes Nachdenken muß uns davon uͤberzeugen;
die Erfahrung aber hat uns dieſe Überzeugung noch ſtaͤr-
ker aufgedrungen. Noch in dem Revolutionskriege haben
ſich eine Menge Leute als geſchickte Feldherrn, oft als
Feldherrn der erſten Groͤße gezeigt, die keine militaͤriſche
Bildung genoſſen hatten. Von Condé, Wallenſtein, Su-
warow und vielen andern iſt es wenigſtens ſehr zweifelhaft.
Das Kriegfuͤhren ſelbſt iſt ſehr ſchwer, das leidet
keinen Zweifel; allein die Schwierigkeit liegt nicht darin
daß beſondere Gelehrſamkeit oder großes Genie erfordert
wuͤrde die wahren Grundſaͤtze des Kriegfuͤhrens einzuſe-
hen; dies vermag jeder gut organiſirte Kopf der ohne
Vorurtheil und mit der Sache nicht durchaus unbekannt
iſt. Selbſt die Anwendung dieſer Grundſaͤtze auf der
Karte und dem Papier hat keine Schwierigkeit und einen
guten Operationsplan entworfen zu haben iſt noch kein
großes Meiſterſtuͤck. Die ganze Schwierigkeit beſteht darin:
den Grundſaͤtzen welche man ſich gemacht
hat, in der Ausfuͤhrung treu zu bleiben.
Auf dieſe Schwierigkeit aufmerkſam zu machen iſt
der Zweck dieſer Schlußbemerkung, und Ew. Koͤniglichen
Hoheit davon ein deutliches klares Bild zu geben, ſehe ich
als das Wichtigſte von Allem an was ich durch dieſen
Aufſatz habe erreichen wollen.
Das ganze Kriegfuͤhren gleicht der Wirkung einer
zuſammengeſetzten Maſchine mit ungeheurer Friktion, ſo
daß Kombinationen die man mit Leichtigkeit auf dem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/268>, abgerufen am 27.11.2024.
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