Papier entwirft, sich nur mit großen Anstrengungen aus- führen lassen.
So sieht sich der freie Wille, der Geist des Feld- herrn in seinen Bewegungen alle Augenblick gehemmt und es wird von der einen Seite eine eigene Kraft der Seele, des Verstandes erfordert um diesen Widerstand zu über- winden; von der andern Seite geht in dieser Friktion mancher gute Gedanke dennoch zu Grunde und man muß einfacher und schlichter einrichten was kombinirter eine größere Wirkung gethan hätte.
Die Ursachen dieser Friktion erschöpfend aufzuzählen ist vielleicht nicht möglich, aber die hauptsächlichsten sind folgende:
1. Man weiß immer viel weniger von dem Stande und den Maßregeln des Feindes als man bei den Entwür- fen voraussetzt. Tausend Zweifel stoßen uns auf in dem Augenblick wo wir einen gefaßten Entschluß ausführen wollen, über die Gefahren die damit verbunden sein könn- ten wenn wir uns sehr in unserer Voraussetzung betrogen hätten. Ein Gefühl der Ängstlichkeit, was überhaupt den Menschen bei der Ausführung großer Dinge leicht antritt, bemächtigt sich dann unserer und von dieser Ängstlichkeit zur Unentschlossenheit, von dieser zu halben Maaßregeln ist ein kleiner unmerklicher Schritt.
2. Nicht allein ungewiß über die Stärke des Fein- des ist man, sondern das Gerücht (alle Nachrichten die wir durch Vorposten, durch Spione oder zufällig von ihm erhalten) vergrößert seine Zahl. Der große Haufen der Menschen ist furchtsamer Natur und daher entsteht ein regelmäßiges Übertreiben der Gefahr. Alle Einwirkungen auf den Feldherrn vereinigen sich also darin, ihm eine falsche Vorstellung von der Stärke des Feindes welchen
Papier entwirft, ſich nur mit großen Anſtrengungen aus- fuͤhren laſſen.
So ſieht ſich der freie Wille, der Geiſt des Feld- herrn in ſeinen Bewegungen alle Augenblick gehemmt und es wird von der einen Seite eine eigene Kraft der Seele, des Verſtandes erfordert um dieſen Widerſtand zu uͤber- winden; von der andern Seite geht in dieſer Friktion mancher gute Gedanke dennoch zu Grunde und man muß einfacher und ſchlichter einrichten was kombinirter eine groͤßere Wirkung gethan haͤtte.
Die Urſachen dieſer Friktion erſchoͤpfend aufzuzaͤhlen iſt vielleicht nicht moͤglich, aber die hauptſaͤchlichſten ſind folgende:
1. Man weiß immer viel weniger von dem Stande und den Maßregeln des Feindes als man bei den Entwuͤr- fen vorausſetzt. Tauſend Zweifel ſtoßen uns auf in dem Augenblick wo wir einen gefaßten Entſchluß ausfuͤhren wollen, uͤber die Gefahren die damit verbunden ſein koͤnn- ten wenn wir uns ſehr in unſerer Vorausſetzung betrogen haͤtten. Ein Gefuͤhl der Ängſtlichkeit, was uͤberhaupt den Menſchen bei der Ausfuͤhrung großer Dinge leicht antritt, bemaͤchtigt ſich dann unſerer und von dieſer Ängſtlichkeit zur Unentſchloſſenheit, von dieſer zu halben Maaßregeln iſt ein kleiner unmerklicher Schritt.
2. Nicht allein ungewiß uͤber die Staͤrke des Fein- des iſt man, ſondern das Geruͤcht (alle Nachrichten die wir durch Vorpoſten, durch Spione oder zufaͤllig von ihm erhalten) vergroͤßert ſeine Zahl. Der große Haufen der Menſchen iſt furchtſamer Natur und daher entſteht ein regelmaͤßiges Übertreiben der Gefahr. Alle Einwirkungen auf den Feldherrn vereinigen ſich alſo darin, ihm eine falſche Vorſtellung von der Staͤrke des Feindes welchen
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Papier entwirft, ſich nur mit großen Anſtrengungen aus-
fuͤhren laſſen.
So ſieht ſich der freie Wille, der Geiſt des Feld-
herrn in ſeinen Bewegungen alle Augenblick gehemmt und
es wird von der einen Seite eine eigene Kraft der Seele,
des Verſtandes erfordert um dieſen Widerſtand zu uͤber-
winden; von der andern Seite geht in dieſer Friktion
mancher gute Gedanke dennoch zu Grunde und man muß
einfacher und ſchlichter einrichten was kombinirter eine
groͤßere Wirkung gethan haͤtte.
Die Urſachen dieſer Friktion erſchoͤpfend aufzuzaͤhlen
iſt vielleicht nicht moͤglich, aber die hauptſaͤchlichſten ſind
folgende:
1. Man weiß immer viel weniger von dem Stande
und den Maßregeln des Feindes als man bei den Entwuͤr-
fen vorausſetzt. Tauſend Zweifel ſtoßen uns auf in dem
Augenblick wo wir einen gefaßten Entſchluß ausfuͤhren
wollen, uͤber die Gefahren die damit verbunden ſein koͤnn-
ten wenn wir uns ſehr in unſerer Vorausſetzung betrogen
haͤtten. Ein Gefuͤhl der Ängſtlichkeit, was uͤberhaupt den
Menſchen bei der Ausfuͤhrung großer Dinge leicht antritt,
bemaͤchtigt ſich dann unſerer und von dieſer Ängſtlichkeit
zur Unentſchloſſenheit, von dieſer zu halben Maaßregeln iſt
ein kleiner unmerklicher Schritt.
2. Nicht allein ungewiß uͤber die Staͤrke des Fein-
des iſt man, ſondern das Geruͤcht (alle Nachrichten die
wir durch Vorpoſten, durch Spione oder zufaͤllig von ihm
erhalten) vergroͤßert ſeine Zahl. Der große Haufen der
Menſchen iſt furchtſamer Natur und daher entſteht ein
regelmaͤßiges Übertreiben der Gefahr. Alle Einwirkungen
auf den Feldherrn vereinigen ſich alſo darin, ihm eine
falſche Vorſtellung von der Staͤrke des Feindes welchen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/269>, abgerufen am 27.11.2024.
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