berechnen ließen; oft denkt man mit der Armee bis zu einem Punkte zu kommen und muß mehrere Stunden da- hinter zurückbleiben; oft leistet ein kleiner Posten den wir ausgestellt viel weniger als wir erwarten konnten, ein feindlicher viel mehr; oft reichen die Kräfte einer Provinz nicht so weit als wir glaubten u. s. w.
Aller dieser Aufenthalt ist nicht anders gut zu machen als mit sehr großen Anstrengungen, die der Feldherr nur erhalten wird durch eine Strenge die an Härte gränzt. Nur dadurch, nur wenn er gewiß ist daß das Mögliche immer geleistet wird, darf er sicher sein daß diese klei- nen Schwierigkeiten nicht einen großen Einfluß auf die Operationen gewinnen, daß er nicht zu weit hinter einem Ziele zurückbleibt welches er hätte erreichen können.
6. Man darf sicher annehmen daß nie eine Armee sich in dem Zustande befindet, worin Der welcher in der Stube ihren Operationen folgt, sie voraussetzt. Ist er für diese Armee gestimmt so wird er sie um 1/3 bis zur Hälfte stärker und besser annehmen als sie ist. Es ist ziemlich natürlich daß der Feldherr sich beim ersten Ent- wurf seiner Operationen in demselben Falle befindet; daß er seine Armee in der Folge zusammenschmelzen sieht, wie er es sich nicht gedacht hat; seine Kavallerie und Artille- rie unbrauchbar werden u. s. w. Was also dem Beob- achter und dem Feldherrn bei der Eröffnung des Feld- zuges selbst möglich und leicht scheint, wird in der Aus- führung oft schwer und unmöglich. Ist nun der Feldherr ein Mann, der mit Kühnheit und Stärke des Willens, von einem hohen Ehrgeiz getrieben, seine Zwecke dennoch verfolgt, so wird er sie erreichen, während ein gewöhnli- cher Mensch in dem Zustande der Armee hinreichende Ent- schuldigung zu finden glaubt um nachzulassen.
berechnen ließen; oft denkt man mit der Armee bis zu einem Punkte zu kommen und muß mehrere Stunden da- hinter zuruͤckbleiben; oft leiſtet ein kleiner Poſten den wir ausgeſtellt viel weniger als wir erwarten konnten, ein feindlicher viel mehr; oft reichen die Kraͤfte einer Provinz nicht ſo weit als wir glaubten u. ſ. w.
Aller dieſer Aufenthalt iſt nicht anders gut zu machen als mit ſehr großen Anſtrengungen, die der Feldherr nur erhalten wird durch eine Strenge die an Haͤrte graͤnzt. Nur dadurch, nur wenn er gewiß iſt daß das Moͤgliche immer geleiſtet wird, darf er ſicher ſein daß dieſe klei- nen Schwierigkeiten nicht einen großen Einfluß auf die Operationen gewinnen, daß er nicht zu weit hinter einem Ziele zuruͤckbleibt welches er haͤtte erreichen koͤnnen.
6. Man darf ſicher annehmen daß nie eine Armee ſich in dem Zuſtande befindet, worin Der welcher in der Stube ihren Operationen folgt, ſie vorausſetzt. Iſt er fuͤr dieſe Armee geſtimmt ſo wird er ſie um ⅓ bis zur Haͤlfte ſtaͤrker und beſſer annehmen als ſie iſt. Es iſt ziemlich natuͤrlich daß der Feldherr ſich beim erſten Ent- wurf ſeiner Operationen in demſelben Falle befindet; daß er ſeine Armee in der Folge zuſammenſchmelzen ſieht, wie er es ſich nicht gedacht hat; ſeine Kavallerie und Artille- rie unbrauchbar werden u. ſ. w. Was alſo dem Beob- achter und dem Feldherrn bei der Eroͤffnung des Feld- zuges ſelbſt moͤglich und leicht ſcheint, wird in der Aus- fuͤhrung oft ſchwer und unmoͤglich. Iſt nun der Feldherr ein Mann, der mit Kuͤhnheit und Staͤrke des Willens, von einem hohen Ehrgeiz getrieben, ſeine Zwecke dennoch verfolgt, ſo wird er ſie erreichen, waͤhrend ein gewoͤhnli- cher Menſch in dem Zuſtande der Armee hinreichende Ent- ſchuldigung zu finden glaubt um nachzulaſſen.
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berechnen ließen; oft denkt man mit der Armee bis zu
einem Punkte zu kommen und muß mehrere Stunden da-
hinter zuruͤckbleiben; oft leiſtet ein kleiner Poſten den wir
ausgeſtellt viel weniger als wir erwarten konnten, ein
feindlicher viel mehr; oft reichen die Kraͤfte einer Provinz
nicht ſo weit als wir glaubten u. ſ. w.
Aller dieſer Aufenthalt iſt nicht anders gut zu machen
als mit ſehr großen Anſtrengungen, die der Feldherr nur
erhalten wird durch eine Strenge die an Haͤrte graͤnzt.
Nur dadurch, nur wenn er gewiß iſt daß das Moͤgliche
immer geleiſtet wird, darf er ſicher ſein daß dieſe klei-
nen Schwierigkeiten nicht einen großen Einfluß auf die
Operationen gewinnen, daß er nicht zu weit hinter einem
Ziele zuruͤckbleibt welches er haͤtte erreichen koͤnnen.
6. Man darf ſicher annehmen daß nie eine Armee
ſich in dem Zuſtande befindet, worin Der welcher in der
Stube ihren Operationen folgt, ſie vorausſetzt. Iſt er
fuͤr dieſe Armee geſtimmt ſo wird er ſie um ⅓ bis zur
Haͤlfte ſtaͤrker und beſſer annehmen als ſie iſt. Es iſt
ziemlich natuͤrlich daß der Feldherr ſich beim erſten Ent-
wurf ſeiner Operationen in demſelben Falle befindet; daß
er ſeine Armee in der Folge zuſammenſchmelzen ſieht, wie
er es ſich nicht gedacht hat; ſeine Kavallerie und Artille-
rie unbrauchbar werden u. ſ. w. Was alſo dem Beob-
achter und dem Feldherrn bei der Eroͤffnung des Feld-
zuges ſelbſt moͤglich und leicht ſcheint, wird in der Aus-
fuͤhrung oft ſchwer und unmoͤglich. Iſt nun der Feldherr
ein Mann, der mit Kuͤhnheit und Staͤrke des Willens,
von einem hohen Ehrgeiz getrieben, ſeine Zwecke dennoch
verfolgt, ſo wird er ſie erreichen, waͤhrend ein gewoͤhnli-
cher Menſch in dem Zuſtande der Armee hinreichende Ent-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/272>, abgerufen am 27.11.2024.
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