Bei dem ersten sollten die Verhältnisse der Basis und Verbindungslinien vorzüglich entscheiden, aber freilich sieht man oft die speziellen Anstalten mehr entscheiden als die allgemeinen Verhältnisse; wer bessere Posten zu wählen weiß, besser sich einzurichten, wem besser gehorcht wird, wer schneller marschirt u. s. w., kann mit Vortheil gegen die allgemeinen Umstände ankämpfen. Was das zweite Mittel betrifft, so setzt es bei dem Angreifenden die Mit- tel, die Verhältnisse und den Entschluß zu einer Schlacht voraus; wo aber diese vorauszusetzen sind, da wird der Vertheidiger nicht leicht diese Art von Flußvertheidigung wagen.
8. Als Endresultat müssen wir also sagen, daß, wenn auch der Übergang über einen Fluß an und für sich in den wenigsten Fällen große Schwierigkeiten hat, doch in allen Fällen, die keine große Entscheidung mit sich führen, sich so viel Bedenken für die Folgen und entfernteren Verhältnisse daran anknüpfen, daß allerdings der Angreifende dadurch leicht zum Stehen gebracht werden kann; so daß er entweder den Vertheidiger diesseit des Flusses läßt, oder allenfalls übergeht, aber dann dicht am Fluß stehen bleibt. Denn daß beide Theile lange an verschiedenen Seiten des Flus- ses einander gegenüber bleiben, kommt nur in wenigen Fällen vor.
Aber auch in Fällen großer Entscheidung ist ein Fluß ein wichtiges Objekt; er schwächt und stört immer die Offensive, und das Günstigste in diesem Fall ist wenn der Vertheidiger dadurch verleitet wird ihn als eine takti- sche Barriere zu betrachten und aus seiner eigentlichen Vertheidigung den Hauptakt seines Widerstandes zu ma- chen, so daß der Angreifende den Vortheil in die Hände bekommt den entscheidenden Schlag auf eine leichte Art
Bei dem erſten ſollten die Verhaͤltniſſe der Baſis und Verbindungslinien vorzuͤglich entſcheiden, aber freilich ſieht man oft die ſpeziellen Anſtalten mehr entſcheiden als die allgemeinen Verhaͤltniſſe; wer beſſere Poſten zu waͤhlen weiß, beſſer ſich einzurichten, wem beſſer gehorcht wird, wer ſchneller marſchirt u. ſ. w., kann mit Vortheil gegen die allgemeinen Umſtaͤnde ankaͤmpfen. Was das zweite Mittel betrifft, ſo ſetzt es bei dem Angreifenden die Mit- tel, die Verhaͤltniſſe und den Entſchluß zu einer Schlacht voraus; wo aber dieſe vorauszuſetzen ſind, da wird der Vertheidiger nicht leicht dieſe Art von Flußvertheidigung wagen.
8. Als Endreſultat muͤſſen wir alſo ſagen, daß, wenn auch der Übergang uͤber einen Fluß an und fuͤr ſich in den wenigſten Faͤllen große Schwierigkeiten hat, doch in allen Faͤllen, die keine große Entſcheidung mit ſich fuͤhren, ſich ſo viel Bedenken fuͤr die Folgen und entfernteren Verhaͤltniſſe daran anknuͤpfen, daß allerdings der Angreifende dadurch leicht zum Stehen gebracht werden kann; ſo daß er entweder den Vertheidiger dieſſeit des Fluſſes laͤßt, oder allenfalls uͤbergeht, aber dann dicht am Fluß ſtehen bleibt. Denn daß beide Theile lange an verſchiedenen Seiten des Fluſ- ſes einander gegenuͤber bleiben, kommt nur in wenigen Faͤllen vor.
Aber auch in Faͤllen großer Entſcheidung iſt ein Fluß ein wichtiges Objekt; er ſchwaͤcht und ſtoͤrt immer die Offenſive, und das Guͤnſtigſte in dieſem Fall iſt wenn der Vertheidiger dadurch verleitet wird ihn als eine takti- ſche Barriere zu betrachten und aus ſeiner eigentlichen Vertheidigung den Hauptakt ſeines Widerſtandes zu ma- chen, ſo daß der Angreifende den Vortheil in die Haͤnde bekommt den entſcheidenden Schlag auf eine leichte Art
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Bei dem erſten ſollten die Verhaͤltniſſe der Baſis und
Verbindungslinien vorzuͤglich entſcheiden, aber freilich ſieht
man oft die ſpeziellen Anſtalten mehr entſcheiden als die
allgemeinen Verhaͤltniſſe; wer beſſere Poſten zu waͤhlen
weiß, beſſer ſich einzurichten, wem beſſer gehorcht wird,
wer ſchneller marſchirt u. ſ. w., kann mit Vortheil gegen
die allgemeinen Umſtaͤnde ankaͤmpfen. Was das zweite
Mittel betrifft, ſo ſetzt es bei dem Angreifenden die Mit-
tel, die Verhaͤltniſſe und den Entſchluß zu einer Schlacht
voraus; wo aber dieſe vorauszuſetzen ſind, da wird der
Vertheidiger nicht leicht dieſe Art von Flußvertheidigung
wagen.
8. Als Endreſultat muͤſſen wir alſo ſagen, daß, wenn
auch der Übergang uͤber einen Fluß an und fuͤr ſich in
den wenigſten Faͤllen große Schwierigkeiten hat, doch in
allen Faͤllen, die keine große Entſcheidung mit ſich fuͤhren, ſich
ſo viel Bedenken fuͤr die Folgen und entfernteren Verhaͤltniſſe
daran anknuͤpfen, daß allerdings der Angreifende dadurch
leicht zum Stehen gebracht werden kann; ſo daß er entweder
den Vertheidiger dieſſeit des Fluſſes laͤßt, oder allenfalls
uͤbergeht, aber dann dicht am Fluß ſtehen bleibt. Denn
daß beide Theile lange an verſchiedenen Seiten des Fluſ-
ſes einander gegenuͤber bleiben, kommt nur in wenigen
Faͤllen vor.
Aber auch in Faͤllen großer Entſcheidung iſt ein Fluß
ein wichtiges Objekt; er ſchwaͤcht und ſtoͤrt immer die
Offenſive, und das Guͤnſtigſte in dieſem Fall iſt wenn
der Vertheidiger dadurch verleitet wird ihn als eine takti-
ſche Barriere zu betrachten und aus ſeiner eigentlichen
Vertheidigung den Hauptakt ſeines Widerſtandes zu ma-
chen, ſo daß der Angreifende den Vortheil in die Haͤnde
bekommt den entſcheidenden Schlag auf eine leichte Art
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/34>, abgerufen am 21.11.2024.
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