320. Alles was zurückgestellt ist gehört in diese Ka- tegorien, es mag sein von welcher Waffe es will, es mag zweites Treffen oder Reserve heißen, einem Theil oder dem Ganzen angehören.
Polarität des gleichzeitigen und des successiven Gebrauchs der Streitkräfte.
321. Da der gleichzeitige und der successive Gebrauch der Streitkräfte einander entgegengesetzt sind und jeder seine Vortheile hat, so sind sie als ein Paar Pole zu be- trachten welche den Entschluß jeder für sich an sich ziehen und ihn dadurch auf den Punkt stellen wo sie sich aus- gleichen, vorausgesetzt daß dieser Entschluß die gegenseitige Kraft richtig schätzt.
322. Es kommt jetzt darauf an die Gesetze dieser Polarität, d. h. die Vortheile und Bedingungen beider Kraftverwendungen kennen zu lernen und dadurch auch ihr Verhältniß unter einander.
323. Die gleichzeitige Anwendung der Streitkräfte kann eine Steigerung erleiden:
A. Bei gleicher Fronte und zwar
a) im Feuergefecht,
b) im Handgefecht.
B. Bei größerer Fronte, d. h. umfassend.
324. Nur was zu gleicher Zeit zur Wirksamkeit ge- bracht wird, kann als gleichzeitig angewendet betrachtet werden. Es ist also bei gleicher Fronte begrenzt durch die Möglichkeit wirksam zu werden. Drei Glieder z. B. können allenfalls im Feuergefecht noch zugleich wirken, sechs unmöglich.
325. Wir haben (Nr. 89) gezeigt daß zwei Feuer- linien von ungleicher Stärke sich das Gleichgewicht
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320. Alles was zuruͤckgeſtellt iſt gehoͤrt in dieſe Ka- tegorien, es mag ſein von welcher Waffe es will, es mag zweites Treffen oder Reſerve heißen, einem Theil oder dem Ganzen angehoͤren.
Polarität des gleichzeitigen und des ſucceſſiven Gebrauchs der Streitkräfte.
321. Da der gleichzeitige und der ſucceſſive Gebrauch der Streitkraͤfte einander entgegengeſetzt ſind und jeder ſeine Vortheile hat, ſo ſind ſie als ein Paar Pole zu be- trachten welche den Entſchluß jeder fuͤr ſich an ſich ziehen und ihn dadurch auf den Punkt ſtellen wo ſie ſich aus- gleichen, vorausgeſetzt daß dieſer Entſchluß die gegenſeitige Kraft richtig ſchaͤtzt.
322. Es kommt jetzt darauf an die Geſetze dieſer Polaritaͤt, d. h. die Vortheile und Bedingungen beider Kraftverwendungen kennen zu lernen und dadurch auch ihr Verhaͤltniß unter einander.
323. Die gleichzeitige Anwendung der Streitkraͤfte kann eine Steigerung erleiden:
A. Bei gleicher Fronte und zwar
a) im Feuergefecht,
b) im Handgefecht.
B. Bei groͤßerer Fronte, d. h. umfaſſend.
324. Nur was zu gleicher Zeit zur Wirkſamkeit ge- bracht wird, kann als gleichzeitig angewendet betrachtet werden. Es iſt alſo bei gleicher Fronte begrenzt durch die Moͤglichkeit wirkſam zu werden. Drei Glieder z. B. koͤnnen allenfalls im Feuergefecht noch zugleich wirken, ſechs unmoͤglich.
325. Wir haben (Nr. 89) gezeigt daß zwei Feuer- linien von ungleicher Staͤrke ſich das Gleichgewicht
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320. Alles was zuruͤckgeſtellt iſt gehoͤrt in dieſe Ka-
tegorien, es mag ſein von welcher Waffe es will, es mag
zweites Treffen oder Reſerve heißen, einem Theil oder
dem Ganzen angehoͤren.
Polarität des gleichzeitigen und des ſucceſſiven Gebrauchs
der Streitkräfte.
321. Da der gleichzeitige und der ſucceſſive Gebrauch
der Streitkraͤfte einander entgegengeſetzt ſind und jeder
ſeine Vortheile hat, ſo ſind ſie als ein Paar Pole zu be-
trachten welche den Entſchluß jeder fuͤr ſich an ſich ziehen
und ihn dadurch auf den Punkt ſtellen wo ſie ſich aus-
gleichen, vorausgeſetzt daß dieſer Entſchluß die gegenſeitige
Kraft richtig ſchaͤtzt.
322. Es kommt jetzt darauf an die Geſetze dieſer
Polaritaͤt, d. h. die Vortheile und Bedingungen beider
Kraftverwendungen kennen zu lernen und dadurch auch ihr
Verhaͤltniß unter einander.
323. Die gleichzeitige Anwendung der Streitkraͤfte
kann eine Steigerung erleiden:
A. Bei gleicher Fronte und zwar
a) im Feuergefecht,
b) im Handgefecht.
B. Bei groͤßerer Fronte, d. h. umfaſſend.
324. Nur was zu gleicher Zeit zur Wirkſamkeit ge-
bracht wird, kann als gleichzeitig angewendet betrachtet
werden. Es iſt alſo bei gleicher Fronte begrenzt durch
die Moͤglichkeit wirkſam zu werden. Drei Glieder z. B.
koͤnnen allenfalls im Feuergefecht noch zugleich wirken,
ſechs unmoͤglich.
325. Wir haben (Nr. 89) gezeigt daß zwei Feuer-
linien von ungleicher Staͤrke ſich das Gleichgewicht
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/353>, abgerufen am 23.06.2024.
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