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Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

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392. Auch in dieser Beziehung ist der dritte Vor-
theil des Umfassens dem Gegensatz unterworfen daß er
bei kurzer Fronte am größten ist und mit der zunehmen-
den Fronte abnimmt, wie der Augenschein lehrt.

393. Dies verhindert aber nicht daß die größeren
Massen nicht einer größeren Fronte bedürfen sollten wie
die kleinen, denn da der Rückzug niemals in der ganzen
Breite einer Aufstellung geschieht, sondern auf einzelnen
Wegen, so folgt von selbst daß große Massen mehr Zeit
dazu brauchen als kleine; diese längere Zeit bedingt also
eine breitere Fronte, damit der Feind der diese Fronte
umfaßt nicht so schnell an die Punkte gelangt durch welche
der Rückzug geht.

394. Wirkt (nach 391) der dritte Vortheil des
Umfassens in der Mehrheit der Fälle (nämlich bei nicht
zu kurzen Fronten) nur auf die Größe, nicht auf die
Sicherheit des Erfolgs, so folgt daraus daß er nach den
Verhältnissen und Absichten des Fechtenden einen ganz ver-
schiedenen Werth bekommt.

395. Wo die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs ohnehin
gering ist muß für diese zunächst gesorgt werden; in solchem
Falle kann also ein Vortheil der hauptsächlich auf die
Größe desselben geht nicht sehr in Betrachtung kommen.

396. Wenn dieser Vortheil aber gar der Wahr-
scheinlichkeit des Erfolgs entgegen wäre (365), so würde
er in solchem Falle ein positiver Nachtheil werden.

397. In einem solchen Falle werden also die Vor-
theile successiver Kraftanstrengungen denen der größern
Fronte früher das Gleichgewicht halten.

398. Man sieht also der Indifferenzpunkt zwischen
den beiden Polen der gleichzeitigen und der succes-
siven
Kraftverwendung, der Ausdehnung und Tiefe

392. Auch in dieſer Beziehung iſt der dritte Vor-
theil des Umfaſſens dem Gegenſatz unterworfen daß er
bei kurzer Fronte am groͤßten iſt und mit der zunehmen-
den Fronte abnimmt, wie der Augenſchein lehrt.

393. Dies verhindert aber nicht daß die groͤßeren
Maſſen nicht einer groͤßeren Fronte beduͤrfen ſollten wie
die kleinen, denn da der Ruͤckzug niemals in der ganzen
Breite einer Aufſtellung geſchieht, ſondern auf einzelnen
Wegen, ſo folgt von ſelbſt daß große Maſſen mehr Zeit
dazu brauchen als kleine; dieſe laͤngere Zeit bedingt alſo
eine breitere Fronte, damit der Feind der dieſe Fronte
umfaßt nicht ſo ſchnell an die Punkte gelangt durch welche
der Ruͤckzug geht.

394. Wirkt (nach 391) der dritte Vortheil des
Umfaſſens in der Mehrheit der Faͤlle (naͤmlich bei nicht
zu kurzen Fronten) nur auf die Groͤße, nicht auf die
Sicherheit des Erfolgs, ſo folgt daraus daß er nach den
Verhaͤltniſſen und Abſichten des Fechtenden einen ganz ver-
ſchiedenen Werth bekommt.

395. Wo die Wahrſcheinlichkeit des Erfolgs ohnehin
gering iſt muß fuͤr dieſe zunaͤchſt geſorgt werden; in ſolchem
Falle kann alſo ein Vortheil der hauptſaͤchlich auf die
Groͤße deſſelben geht nicht ſehr in Betrachtung kommen.

396. Wenn dieſer Vortheil aber gar der Wahr-
ſcheinlichkeit des Erfolgs entgegen waͤre (365), ſo wuͤrde
er in ſolchem Falle ein poſitiver Nachtheil werden.

397. In einem ſolchen Falle werden alſo die Vor-
theile ſucceſſiver Kraftanſtrengungen denen der groͤßern
Fronte fruͤher das Gleichgewicht halten.

398. Man ſieht alſo der Indifferenzpunkt zwiſchen
den beiden Polen der gleichzeitigen und der ſucceſ-
ſiven
Kraftverwendung, der Ausdehnung und Tiefe

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[350/0364] 392. Auch in dieſer Beziehung iſt der dritte Vor- theil des Umfaſſens dem Gegenſatz unterworfen daß er bei kurzer Fronte am groͤßten iſt und mit der zunehmen- den Fronte abnimmt, wie der Augenſchein lehrt. 393. Dies verhindert aber nicht daß die groͤßeren Maſſen nicht einer groͤßeren Fronte beduͤrfen ſollten wie die kleinen, denn da der Ruͤckzug niemals in der ganzen Breite einer Aufſtellung geſchieht, ſondern auf einzelnen Wegen, ſo folgt von ſelbſt daß große Maſſen mehr Zeit dazu brauchen als kleine; dieſe laͤngere Zeit bedingt alſo eine breitere Fronte, damit der Feind der dieſe Fronte umfaßt nicht ſo ſchnell an die Punkte gelangt durch welche der Ruͤckzug geht. 394. Wirkt (nach 391) der dritte Vortheil des Umfaſſens in der Mehrheit der Faͤlle (naͤmlich bei nicht zu kurzen Fronten) nur auf die Groͤße, nicht auf die Sicherheit des Erfolgs, ſo folgt daraus daß er nach den Verhaͤltniſſen und Abſichten des Fechtenden einen ganz ver- ſchiedenen Werth bekommt. 395. Wo die Wahrſcheinlichkeit des Erfolgs ohnehin gering iſt muß fuͤr dieſe zunaͤchſt geſorgt werden; in ſolchem Falle kann alſo ein Vortheil der hauptſaͤchlich auf die Groͤße deſſelben geht nicht ſehr in Betrachtung kommen. 396. Wenn dieſer Vortheil aber gar der Wahr- ſcheinlichkeit des Erfolgs entgegen waͤre (365), ſo wuͤrde er in ſolchem Falle ein poſitiver Nachtheil werden. 397. In einem ſolchen Falle werden alſo die Vor- theile ſucceſſiver Kraftanſtrengungen denen der groͤßern Fronte fruͤher das Gleichgewicht halten. 398. Man ſieht alſo der Indifferenzpunkt zwiſchen den beiden Polen der gleichzeitigen und der ſucceſ- ſiven Kraftverwendung, der Ausdehnung und Tiefe

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Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/364>, abgerufen am 25.11.2024.