desselben, daß seine Ausführung nicht bloß taktisch ist, sondern zum Theil der Strategie selbst wieder angehört, in sofern nämlich ein solcher Angriff gewöhnlich in einer beträchtlichen Breite geschieht und die Armee welche ihn ausführt, zum Schlagen kommen kann, und meistens kom- men wird, ehe sie vereinigt ist, so daß das Ganze ein Agglomerat einzelner Gefechte wird. Wir müssen also nun auch ein Paar Worte über die natürlichste Einrichtung eines solchen Angriffs sagen.
Die erste Bedingung also ist: die feindliche Quar- tierfronte in einer gewissen Breite anzugreifen, denn nur so wird man mehrere Quartiere wirklich überfallen, an- dere abschneiden und überhaupt die Desorganisation die man sich vorgesetzt hat in das feindliche Heer bringen kön- nen. -- Die Anzahl und Entfernung der Kolonnen hängt dann von den individuellen Umständen ab.
Zweitens. Die Richtung der verschiedenen Kolonnen muß konzentrisch gegen einen Punkt gehen, auf dem man sich vereinigen will; denn der Gegner endet mehr oder weniger mit einer Vereinigung und so müssen wir es auch. Dieser Vereinigungspunkt wird wo möglich der feindliche Verbindungspunkt sein oder auf der Rückzugslinie des feindlichen Heeres liegen, natürlich am besten da wo diese irgend einen Terrainabschnitt durchschneidet.
Drittens. Die einzelnen Kolonnen müssen, wo sie mit feindlichen Kräften zusammentreffen, diese mit großer Entschlossenheit, mit Wagniß und Kühnheit anfallen, denn sie haben die allgemeinen Verhältnisse für sich und da ist das Wa- gen immer am rechten Ort. Die Folge ist, daß die Be- fehlshaber der einzelnen Kolonnen in dieser Beziehung große Freiheit und Vollmacht haben müssen.
Viertens. Die taktischen Angriffsplane gegen die sich
zu-
deſſelben, daß ſeine Ausfuͤhrung nicht bloß taktiſch iſt, ſondern zum Theil der Strategie ſelbſt wieder angehoͤrt, in ſofern naͤmlich ein ſolcher Angriff gewoͤhnlich in einer betraͤchtlichen Breite geſchieht und die Armee welche ihn ausfuͤhrt, zum Schlagen kommen kann, und meiſtens kom- men wird, ehe ſie vereinigt iſt, ſo daß das Ganze ein Agglomerat einzelner Gefechte wird. Wir muͤſſen alſo nun auch ein Paar Worte uͤber die natuͤrlichſte Einrichtung eines ſolchen Angriffs ſagen.
Die erſte Bedingung alſo iſt: die feindliche Quar- tierfronte in einer gewiſſen Breite anzugreifen, denn nur ſo wird man mehrere Quartiere wirklich uͤberfallen, an- dere abſchneiden und uͤberhaupt die Desorganiſation die man ſich vorgeſetzt hat in das feindliche Heer bringen koͤn- nen. — Die Anzahl und Entfernung der Kolonnen haͤngt dann von den individuellen Umſtaͤnden ab.
Zweitens. Die Richtung der verſchiedenen Kolonnen muß konzentriſch gegen einen Punkt gehen, auf dem man ſich vereinigen will; denn der Gegner endet mehr oder weniger mit einer Vereinigung und ſo muͤſſen wir es auch. Dieſer Vereinigungspunkt wird wo moͤglich der feindliche Verbindungspunkt ſein oder auf der Ruͤckzugslinie des feindlichen Heeres liegen, natuͤrlich am beſten da wo dieſe irgend einen Terrainabſchnitt durchſchneidet.
Drittens. Die einzelnen Kolonnen muͤſſen, wo ſie mit feindlichen Kraͤften zuſammentreffen, dieſe mit großer Entſchloſſenheit, mit Wagniß und Kuͤhnheit anfallen, denn ſie haben die allgemeinen Verhaͤltniſſe fuͤr ſich und da iſt das Wa- gen immer am rechten Ort. Die Folge iſt, daß die Be- fehlshaber der einzelnen Kolonnen in dieſer Beziehung große Freiheit und Vollmacht haben muͤſſen.
Viertens. Die taktiſchen Angriffsplane gegen die ſich
zu-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0078"n="64"/>
deſſelben, daß ſeine Ausfuͤhrung nicht bloß taktiſch iſt,<lb/>ſondern zum Theil der Strategie ſelbſt wieder angehoͤrt,<lb/>
in ſofern naͤmlich ein ſolcher Angriff gewoͤhnlich in einer<lb/>
betraͤchtlichen Breite geſchieht und die Armee welche ihn<lb/>
ausfuͤhrt, zum Schlagen kommen kann, und meiſtens kom-<lb/>
men wird, ehe ſie vereinigt iſt, ſo daß das Ganze ein<lb/>
Agglomerat einzelner Gefechte wird. Wir muͤſſen alſo nun<lb/>
auch ein Paar Worte uͤber die natuͤrlichſte Einrichtung<lb/>
eines ſolchen Angriffs ſagen.</p><lb/><p>Die erſte Bedingung alſo iſt: die feindliche Quar-<lb/>
tierfronte in einer gewiſſen Breite anzugreifen, denn nur<lb/>ſo wird man mehrere Quartiere wirklich uͤberfallen, an-<lb/>
dere abſchneiden und uͤberhaupt die Desorganiſation die<lb/>
man ſich vorgeſetzt hat in das feindliche Heer bringen koͤn-<lb/>
nen. — Die Anzahl und Entfernung der Kolonnen haͤngt<lb/>
dann von den individuellen Umſtaͤnden ab.</p><lb/><p>Zweitens. Die Richtung der verſchiedenen Kolonnen<lb/>
muß konzentriſch gegen einen Punkt gehen, auf dem man<lb/>ſich vereinigen will; denn der Gegner endet mehr oder<lb/>
weniger mit einer Vereinigung und ſo muͤſſen wir es auch.<lb/>
Dieſer Vereinigungspunkt wird wo moͤglich der feindliche<lb/>
Verbindungspunkt ſein oder auf der Ruͤckzugslinie des<lb/>
feindlichen Heeres liegen, natuͤrlich am beſten da wo dieſe<lb/>
irgend einen Terrainabſchnitt durchſchneidet.</p><lb/><p>Drittens. Die einzelnen Kolonnen muͤſſen, wo ſie<lb/>
mit feindlichen Kraͤften zuſammentreffen, dieſe mit großer<lb/>
Entſchloſſenheit, mit Wagniß und Kuͤhnheit anfallen, denn ſie<lb/>
haben die allgemeinen Verhaͤltniſſe fuͤr ſich und da iſt das Wa-<lb/>
gen immer am rechten Ort. Die Folge iſt, daß die Be-<lb/>
fehlshaber der einzelnen Kolonnen in dieſer Beziehung<lb/>
große Freiheit und Vollmacht haben muͤſſen.</p><lb/><p>Viertens. Die taktiſchen Angriffsplane gegen die ſich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zu-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[64/0078]
deſſelben, daß ſeine Ausfuͤhrung nicht bloß taktiſch iſt,
ſondern zum Theil der Strategie ſelbſt wieder angehoͤrt,
in ſofern naͤmlich ein ſolcher Angriff gewoͤhnlich in einer
betraͤchtlichen Breite geſchieht und die Armee welche ihn
ausfuͤhrt, zum Schlagen kommen kann, und meiſtens kom-
men wird, ehe ſie vereinigt iſt, ſo daß das Ganze ein
Agglomerat einzelner Gefechte wird. Wir muͤſſen alſo nun
auch ein Paar Worte uͤber die natuͤrlichſte Einrichtung
eines ſolchen Angriffs ſagen.
Die erſte Bedingung alſo iſt: die feindliche Quar-
tierfronte in einer gewiſſen Breite anzugreifen, denn nur
ſo wird man mehrere Quartiere wirklich uͤberfallen, an-
dere abſchneiden und uͤberhaupt die Desorganiſation die
man ſich vorgeſetzt hat in das feindliche Heer bringen koͤn-
nen. — Die Anzahl und Entfernung der Kolonnen haͤngt
dann von den individuellen Umſtaͤnden ab.
Zweitens. Die Richtung der verſchiedenen Kolonnen
muß konzentriſch gegen einen Punkt gehen, auf dem man
ſich vereinigen will; denn der Gegner endet mehr oder
weniger mit einer Vereinigung und ſo muͤſſen wir es auch.
Dieſer Vereinigungspunkt wird wo moͤglich der feindliche
Verbindungspunkt ſein oder auf der Ruͤckzugslinie des
feindlichen Heeres liegen, natuͤrlich am beſten da wo dieſe
irgend einen Terrainabſchnitt durchſchneidet.
Drittens. Die einzelnen Kolonnen muͤſſen, wo ſie
mit feindlichen Kraͤften zuſammentreffen, dieſe mit großer
Entſchloſſenheit, mit Wagniß und Kuͤhnheit anfallen, denn ſie
haben die allgemeinen Verhaͤltniſſe fuͤr ſich und da iſt das Wa-
gen immer am rechten Ort. Die Folge iſt, daß die Be-
fehlshaber der einzelnen Kolonnen in dieſer Beziehung
große Freiheit und Vollmacht haben muͤſſen.
Viertens. Die taktiſchen Angriffsplane gegen die ſich
zu-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/78>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.