thodischen, d. h. einem der nur an der Grenze nagt. Aber dies ist ein unphilosophischer Sprachwirrwarr. Ob ein Angriff an der Grenze bleiben, tief in das feindliche Land vordringen, ob er sich mit der Einnahme der festen Plätze vor Allem beschäftigen, oder den Kern der feindlichen Macht aufsuchen und unablässig verfolgen soll, hängt nicht von einer Manier ab, sondern ist Folge der Umstände, wenig- stens kann die Theorie es nicht anders einräumen. In gewissen Fällen kann das weite Vordringen methodischer und sogar vorsichtiger sein als das Verweilen an der Grenze, in den meisten Fällen aber ist es nichts Anders als eben der glückliche Erfolg eines mit Kraft unternommenen An- griffs und folglich von diesem nicht verschieden.
Über den Kulminationspunkt des Sieges*).
Nicht in jedem Kriege ist der Sieger im Stande den Gegner völlig niederzuwerfen. Es tritt oft und mei- stens ein Kulminationspunkt des Sieges ein. Die Masse der Erfahrungen zeigt dies hinlänglich; weil aber der Ge- genstand für die Theorie des Krieges besonders wichtig und der Stützpunkt fast aller Feldzugsplane ist, weil da- bei auf seiner Oberfläche, wie bei schillernden Farben, ein Lichtspiel von scheinbaren Widersprüchen schwebt, so wol- len wir ihn schärfer ins Auge fassen und uns mit den inneren Gründen beschäftigen.
*) Vergl. das vierte und fünfte Kapitel.
thodiſchen, d. h. einem der nur an der Grenze nagt. Aber dies iſt ein unphiloſophiſcher Sprachwirrwarr. Ob ein Angriff an der Grenze bleiben, tief in das feindliche Land vordringen, ob er ſich mit der Einnahme der feſten Plaͤtze vor Allem beſchaͤftigen, oder den Kern der feindlichen Macht aufſuchen und unablaͤſſig verfolgen ſoll, haͤngt nicht von einer Manier ab, ſondern iſt Folge der Umſtaͤnde, wenig- ſtens kann die Theorie es nicht anders einraͤumen. In gewiſſen Faͤllen kann das weite Vordringen methodiſcher und ſogar vorſichtiger ſein als das Verweilen an der Grenze, in den meiſten Faͤllen aber iſt es nichts Anders als eben der gluͤckliche Erfolg eines mit Kraft unternommenen An- griffs und folglich von dieſem nicht verſchieden.
Über den Kulminationspunkt des Sieges*).
Nicht in jedem Kriege iſt der Sieger im Stande den Gegner voͤllig niederzuwerfen. Es tritt oft und mei- ſtens ein Kulminationspunkt des Sieges ein. Die Maſſe der Erfahrungen zeigt dies hinlaͤnglich; weil aber der Ge- genſtand fuͤr die Theorie des Krieges beſonders wichtig und der Stuͤtzpunkt faſt aller Feldzugsplane iſt, weil da- bei auf ſeiner Oberflaͤche, wie bei ſchillernden Farben, ein Lichtſpiel von ſcheinbaren Widerſpruͤchen ſchwebt, ſo wol- len wir ihn ſchaͤrfer ins Auge faſſen und uns mit den inneren Gruͤnden beſchaͤftigen.
*) Vergl. das vierte und fuͤnfte Kapitel.
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thodiſchen, d. h. einem der nur an der Grenze nagt. Aber
dies iſt ein unphiloſophiſcher Sprachwirrwarr. Ob ein
Angriff an der Grenze bleiben, tief in das feindliche Land
vordringen, ob er ſich mit der Einnahme der feſten Plaͤtze
vor Allem beſchaͤftigen, oder den Kern der feindlichen Macht
aufſuchen und unablaͤſſig verfolgen ſoll, haͤngt nicht von
einer Manier ab, ſondern iſt Folge der Umſtaͤnde, wenig-
ſtens kann die Theorie es nicht anders einraͤumen. In
gewiſſen Faͤllen kann das weite Vordringen methodiſcher und
ſogar vorſichtiger ſein als das Verweilen an der Grenze,
in den meiſten Faͤllen aber iſt es nichts Anders als eben
der gluͤckliche Erfolg eines mit Kraft unternommenen An-
griffs und folglich von dieſem nicht verſchieden.
Über den Kulminationspunkt des Sieges *).
Nicht in jedem Kriege iſt der Sieger im Stande
den Gegner voͤllig niederzuwerfen. Es tritt oft und mei-
ſtens ein Kulminationspunkt des Sieges ein. Die Maſſe
der Erfahrungen zeigt dies hinlaͤnglich; weil aber der Ge-
genſtand fuͤr die Theorie des Krieges beſonders wichtig
und der Stuͤtzpunkt faſt aller Feldzugsplane iſt, weil da-
bei auf ſeiner Oberflaͤche, wie bei ſchillernden Farben, ein
Lichtſpiel von ſcheinbaren Widerſpruͤchen ſchwebt, ſo wol-
len wir ihn ſchaͤrfer ins Auge faſſen und uns mit den
inneren Gruͤnden beſchaͤftigen.
*) Vergl. das vierte und fuͤnfte Kapitel.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/85>, abgerufen am 23.11.2024.
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