p1c_081.001 , daß man diese Leichtigkeit mit Richardsons gewagtem p1c_081.002 Ausdruck eine schreckliche Grazie nennen möchte. p1c_081.003 Einen nicht geringern Beleg giebt der Fluch des Lear,p1c_081.004 gegen welchen der Fluch des Oedipus (Colon. vs. 1390) p1c_081.005 kaum gehalten werden kann. Hear, nature, hear! p1c_081.006 dear goddess hear! Suspend thy purpose, if thou p1c_081.007 didst intend to make this creature fruitful! Into her p1c_081.008 womb convey sterility! Dry up in her the organs p1c_081.009 of increase, and from her derogate body never spring p1c_081.010 a babe to honour her. If she must teem, Create p1c_081.011 her child of spleen, that it may live and be a thwart p1c_081.012 disnatur'd torment to her. Let it stamp wrinkles p1c_081.013 in her brow of youth, with cadent tears fret channels p1c_081.014 in her cheeks, turn all her mother's pains, and benefits, p1c_081.015 to laughter and contempt, that she may feel, p1c_081.016 Haw sharper than a serpent's tooth it is to have a p1c_081.017 thankless child! - Durch die Wehmuth, die am Schlusse p1c_081.018 des Fluchs ausbricht, geht das Gräßlichschöne hier p1c_081.019 in's rein Erhabene über. Ueberhaupt wenn man alle p1c_081.020 die Schilderungen zusammen nimmt, wo Shakespear das p1c_081.021 moralische und physische Schreckliche aufstellt, diesen Lear p1c_081.022 im Wald, in der Gewitternacht, umgeben von einem Narren p1c_081.023 und dem frierenden sich verrückt stellenden Tom, wie er p1c_081.024 nach und nach selbst verrückt wird, diese nachtwandelnde, p1c_081.025 unter den Zentnerlasten des innern Gewissens tief aufstöhnende p1c_081.026 Lady Makbeth, diese blutgierige Tyrannen Richard p1c_081.027 und Makbeth, die sich mit den Geistern ihrer Gemordeten besprechen, p1c_081.028 diesen tiefsinnigen Hamlet, bey dem die Philosophie
p1c_081.001 , daß man diese Leichtigkeit mit Richardsons gewagtem p1c_081.002 Ausdruck eine schreckliche Grazie nennen möchte. p1c_081.003 Einen nicht geringern Beleg giebt der Fluch des Lear,p1c_081.004 gegen welchen der Fluch des Oedipus (Colon. vs. 1390) p1c_081.005 kaum gehalten werden kann. Hear, nature, hear! p1c_081.006 dear goddess hear! Suspend thy purpose, if thou p1c_081.007 didst intend to make this creature fruitful! Into her p1c_081.008 womb convey sterility! Dry up in her the organs p1c_081.009 of increase, and from her derogate body never spring p1c_081.010 a babe to honour her. If she must teem, Create p1c_081.011 her child of spleen, that it may live and be a thwart p1c_081.012 disnatur'd torment to her. Let it stamp wrinkles p1c_081.013 in her brow of youth, with cadent tears fret channels p1c_081.014 in her cheeks, turn all her mother's pains, and benefits, p1c_081.015 to laughter and contempt, that she may feel, p1c_081.016 Haw sharper than a serpent's tooth it is to have a p1c_081.017 thankless child! ─ Durch die Wehmuth, die am Schlusse p1c_081.018 des Fluchs ausbricht, geht das Gräßlichschöne hier p1c_081.019 in's rein Erhabene über. Ueberhaupt wenn man alle p1c_081.020 die Schilderungen zusammen nimmt, wo Shakespear das p1c_081.021 moralische und physische Schreckliche aufstellt, diesen Lear p1c_081.022 im Wald, in der Gewitternacht, umgeben von einem Narren p1c_081.023 und dem frierenden sich verrückt stellenden Tom, wie er p1c_081.024 nach und nach selbst verrückt wird, diese nachtwandelnde, p1c_081.025 unter den Zentnerlasten des innern Gewissens tief aufstöhnende p1c_081.026 Lady Makbeth, diese blutgierige Tyrannen Richard p1c_081.027 und Makbeth, die sich mit den Geistern ihrer Gemordeten besprechen, p1c_081.028 diesen tiefsinnigen Hamlet, bey dem die Philosophie
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/139>, abgerufen am 23.11.2024.
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