p1c_086.001 auf den Schauplatz, wie Sophokles seinen kranken p1c_086.002 Philoktet, der dusodes ist. - Bey keinem Volke ist das p1c_086.003 Heftigschöne so herrschend in der Dichtkunst, als bey den p1c_086.004 Ebräern. Jes. 34. 8. seq. "Ein Rachfest hält Jehovah, p1c_086.005 ein Jahr der Vergeltung feyert Zions Rächer, Edoms p1c_086.006 Ströme werden Pech, und seine Aecker Schwefel, das p1c_086.007 ganze Land wird brennende Flamme. Und Tag und Nacht p1c_086.008 verlöscht es nicht. Ewig steigt der Rauch auf, öde bleibt's p1c_086.009 durch alle Zeiten liegen. Jn Ewigkeiten zieht kein Wanderer p1c_086.010 durch. (Oder wie Luther kräftiger es übersetzt: Und p1c_086.011 wird für und für Wüste seyn, daß niemand wird dadurch geh'n p1c_086.012 in Ewigkeit." Hier löst sich das Heftige in's Großep1c_086.013 auf.) An andern Orten: "Er wird sie führen durch's p1c_086.014 Meer der Angst, daß die Wellen über sie zusammenschlagen. p1c_086.015 Es schwärzt sich Sonn' und Mond, kein Sternstrahl blinkt, p1c_086.016 denn aus Zion tönt Jehovahs Löwenstimme, sie tönt hoch p1c_086.017 von Jerusalem. Der Himmel wird wie ein Buch gerollt, p1c_086.018 sein ganzes Heer welkt hin, wie ein Blatt vom Weinstock. p1c_086.019 Die Erde taumelt, wie ein Trunkener - Jch sah mich um, p1c_086.020 da war kein Helfer - und schaut umher und niemand unterstützte p1c_086.021 mich. Da mußte denn mein Arm mir helfen, und p1c_086.022 mein Zorn hielt mich. Darum hab ich die Völker zertreten p1c_086.023 in meinem Zorne, habe sie trunken gemacht in meinem p1c_086.024 Grimm, und ihr Vermögen zu Boden gestoßen. - Heulet, p1c_086.025 denn nah ist Jehovahs Tag. Furchtbar bricht er an, wie p1c_086.026 Verwüstung vom Allmächtigen. Darum werden aller p1c_086.027 Hände matt, aller Herz und Muth sinkt hin. Sie entsezzen p1c_086.028 sich, sie zittern, wie Gebährende, erstarrt sehn sie
p1c_086.001 auf den Schauplatz, wie Sophokles seinen kranken p1c_086.002 Philoktet, der δυσωδης ist. ─ Bey keinem Volke ist das p1c_086.003 Heftigschöne so herrschend in der Dichtkunst, als bey den p1c_086.004 Ebräern. Jes. 34. 8. seq. „Ein Rachfest hält Jehovah, p1c_086.005 ein Jahr der Vergeltung feyert Zions Rächer, Edoms p1c_086.006 Ströme werden Pech, und seine Aecker Schwefel, das p1c_086.007 ganze Land wird brennende Flamme. Und Tag und Nacht p1c_086.008 verlöscht es nicht. Ewig steigt der Rauch auf, öde bleibt's p1c_086.009 durch alle Zeiten liegen. Jn Ewigkeiten zieht kein Wanderer p1c_086.010 durch. (Oder wie Luther kräftiger es übersetzt: Und p1c_086.011 wird für und für Wüste seyn, daß niemand wird dadurch geh'n p1c_086.012 in Ewigkeit.“ Hier löst sich das Heftige in's Großep1c_086.013 auf.) An andern Orten: „Er wird sie führen durch's p1c_086.014 Meer der Angst, daß die Wellen über sie zusammenschlagen. p1c_086.015 Es schwärzt sich Sonn' und Mond, kein Sternstrahl blinkt, p1c_086.016 denn aus Zion tönt Jehovahs Löwenstimme, sie tönt hoch p1c_086.017 von Jerusalem. Der Himmel wird wie ein Buch gerollt, p1c_086.018 sein ganzes Heer welkt hin, wie ein Blatt vom Weinstock. p1c_086.019 Die Erde taumelt, wie ein Trunkener ─ Jch sah mich um, p1c_086.020 da war kein Helfer ─ und schaut umher und niemand unterstützte p1c_086.021 mich. Da mußte denn mein Arm mir helfen, und p1c_086.022 mein Zorn hielt mich. Darum hab ich die Völker zertreten p1c_086.023 in meinem Zorne, habe sie trunken gemacht in meinem p1c_086.024 Grimm, und ihr Vermögen zu Boden gestoßen. ─ Heulet, p1c_086.025 denn nah ist Jehovahs Tag. Furchtbar bricht er an, wie p1c_086.026 Verwüstung vom Allmächtigen. Darum werden aller p1c_086.027 Hände matt, aller Herz und Muth sinkt hin. Sie entsezzen p1c_086.028 sich, sie zittern, wie Gebährende, erstarrt sehn sie
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/144>, abgerufen am 23.11.2024.
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