Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.
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p1c_099.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0157" n="99"/><lb n="p1c_099.001"/> heureuse, qui l'élève au plus haut degré</hi>. ─ Man <lb n="p1c_099.002"/> darf nicht glauben, daß eine solche Entbindung der eingeengten <lb n="p1c_099.003"/> Rede durch das Vorbild der griechischen Tragiker <lb n="p1c_099.004"/> gerechtfertigt werde. Die Griechen suchen in der Antithese <lb n="p1c_099.005"/> eine gleiche Heftigkeit. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Homer.</hi> Il. <foreign xml:lang="grc">φ</foreign>. vs. 106. <foreign xml:lang="grc">ἀλλα</foreign>, <lb n="p1c_099.006"/> <foreign xml:lang="grc">φιλος, θανε και συ</foreign>. ─ <hi rendition="#g">Sophocl. Philoctet:</hi> vs. <lb n="p1c_099.007"/> 1016. <foreign xml:lang="grc">εν ᾑ με προυβαλον, ἀφιλον, ἐρημον, απολιν</foreign>, <lb n="p1c_099.008"/> <foreign xml:lang="grc">ἐν ζωσιν νεκρον</foreign>. ─ <hi rendition="#g">Antigon.</hi> vs 88. <foreign xml:lang="grc">θερμην ἐπι</foreign> <lb n="p1c_099.009"/> <foreign xml:lang="grc">ψυχροισι καρδιαν ἐχεις</foreign>. ─ <hi rendition="#g">Aeschyl.</hi> <foreign xml:lang="grc">ἑπτα ἐπι</foreign> <lb n="p1c_099.010"/> <foreign xml:lang="grc">θηβαις</foreign> ─ 960 seq. <foreign xml:lang="grc">Παισθεις ἐπαισας</foreign> ─ <foreign xml:lang="grc">συ δ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἐθανες</foreign> <lb n="p1c_099.011"/> <foreign xml:lang="grc">κατακτανων</foreign> ─ <foreign xml:lang="grc">δορι δ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">εκτανες</foreign> ─ <foreign xml:lang="grc">Δορι δ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἐθανες</foreign> ─ <foreign xml:lang="grc">μελεοπονος</foreign> <lb n="p1c_099.012"/> ─ <foreign xml:lang="grc">μελεοπαθης</foreign> ─ <foreign xml:lang="grc">ιτω γοος</foreign> ─ <foreign xml:lang="grc">ιτω δακρυα</foreign> <lb n="p1c_099.013"/> ─ <foreign xml:lang="grc">κ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">τ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">λ</foreign></hi>. Der ganze berühmte Chor, in dem die Schwestern <lb n="p1c_099.014"/> um ihre im Zweykampf gefallenen Brüder klagen, besteht <lb n="p1c_099.015"/> aus sehr wirksamen Antithesen, wiewohl sie mir, <lb n="p1c_099.016"/> zumal in Hermanns Anordnung, zu peinlich geordnet zu <lb n="p1c_099.017"/> seyn scheinen. ─ Bey den Jtalienern zeigt sich der <hi rendition="#aq">great <lb n="p1c_099.018"/> fervour of genius</hi> seltener, auch begünstigt ihn nicht ihre <lb n="p1c_099.019"/> Sprache. Ariosts Schilderung des aus Eifersucht rasenden <lb n="p1c_099.020"/> Rolands kann hier billig angeführt werden. Die Heftigkeit <lb n="p1c_099.021"/> giebt der des Othello wenig nach und ist schöner. Wie Orlando <lb n="p1c_099.022"/> in die Höhle tritt (<hi rendition="#aq">Canto 23. St</hi>. 111.) und in Medors <lb n="p1c_099.023"/> Aufschrift am Eingange die Treulosigkeit seiner Angelika <lb n="p1c_099.024"/> bestätigt findet, liest er drey, vier, sechsmal die Schrift, <lb n="p1c_099.025"/> hofft immer, es solle eine Täuschung seyn. Aber die Wahrheit <lb n="p1c_099.026"/> wird stets deutlicher. Jedesmal, daß er die Worte <lb n="p1c_099.027"/> liest, fühlt er das Herz im gekränkten Busen, wie von einer <lb n="p1c_099.028"/> kalten Hand zusammengedrückt. Endlich bleibt sein Auge, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0157]
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heureuse, qui l'élève au plus haut degré. ─ Man p1c_099.002
darf nicht glauben, daß eine solche Entbindung der eingeengten p1c_099.003
Rede durch das Vorbild der griechischen Tragiker p1c_099.004
gerechtfertigt werde. Die Griechen suchen in der Antithese p1c_099.005
eine gleiche Heftigkeit. Homer. Il. φ. vs. 106. ἀλλα, p1c_099.006
φιλος, θανε και συ. ─ Sophocl. Philoctet: vs. p1c_099.007
1016. εν ᾑ με προυβαλον, ἀφιλον, ἐρημον, απολιν, p1c_099.008
ἐν ζωσιν νεκρον. ─ Antigon. vs 88. θερμην ἐπι p1c_099.009
ψυχροισι καρδιαν ἐχεις. ─ Aeschyl. ἑπτα ἐπι p1c_099.010
θηβαις ─ 960 seq. Παισθεις ἐπαισας ─ συ δ'ἐθανες p1c_099.011
κατακτανων ─ δορι δ'εκτανες ─ Δορι δ'ἐθανες ─ μελεοπονος p1c_099.012
─ μελεοπαθης ─ ιτω γοος ─ ιτω δακρυα p1c_099.013
─ κ. τ. λ. Der ganze berühmte Chor, in dem die Schwestern p1c_099.014
um ihre im Zweykampf gefallenen Brüder klagen, besteht p1c_099.015
aus sehr wirksamen Antithesen, wiewohl sie mir, p1c_099.016
zumal in Hermanns Anordnung, zu peinlich geordnet zu p1c_099.017
seyn scheinen. ─ Bey den Jtalienern zeigt sich der great p1c_099.018
fervour of genius seltener, auch begünstigt ihn nicht ihre p1c_099.019
Sprache. Ariosts Schilderung des aus Eifersucht rasenden p1c_099.020
Rolands kann hier billig angeführt werden. Die Heftigkeit p1c_099.021
giebt der des Othello wenig nach und ist schöner. Wie Orlando p1c_099.022
in die Höhle tritt (Canto 23. St. 111.) und in Medors p1c_099.023
Aufschrift am Eingange die Treulosigkeit seiner Angelika p1c_099.024
bestätigt findet, liest er drey, vier, sechsmal die Schrift, p1c_099.025
hofft immer, es solle eine Täuschung seyn. Aber die Wahrheit p1c_099.026
wird stets deutlicher. Jedesmal, daß er die Worte p1c_099.027
liest, fühlt er das Herz im gekränkten Busen, wie von einer p1c_099.028
kalten Hand zusammengedrückt. Endlich bleibt sein Auge,
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