p1c_134.001 von dem Helme herabwinkt. Und es lächelt der theure p1c_134.002 Vater und die verehrte Mutter, und Hektor nimmt den p1c_134.003 glänzenden Helm ab, küßt den Knaben, wiegt ihn mit den p1c_134.004 Händen, und fleht in einem feyerlichen Gebet die Götter p1c_134.005 an, diesen einmal werden zu lassen einen Mann, gleich p1c_134.006 ihm, daß dereinst man sage: der ist viel besser, wie sein p1c_134.007 Vater war! Dann setzt er das Kind wieder auf die Arme p1c_134.008 der Mutter, sie empfängt es thränenlächelnd an ihrem süßduftenden p1c_134.009 Busen, und es jammert ihn ihrer, und er streichelt p1c_134.010 sie mit der Hand und spricht ihr Muth ein." - Ueberall p1c_134.011 sieht man, daß die Wirkung durch den Kontrast des Reizendschönen p1c_134.012 mit dem Heftigstarken und Schrecklichen erreicht p1c_134.013 wird. Aus dem nämlichen psychologischen Grunde erklärt p1c_134.014 sich auch die Schönheit der wirksamsten Stellen bey andern p1c_134.015 Dichtern. So geben folgende Oden Klopstocks Beyspiele p1c_134.016 von erhabener Grazie: (Ode, der Jüngling.) p1c_134.017 Schweigend sahe der May die bekränzte leicht wehende Lock' p1c_134.018 im Silberbach, röthlich war sein Kranz, wie des Aufgangs, p1c_134.019 er sah sich und lächelte sanft. Wüthend kam ein Orkan am p1c_134.020 Gebirg her! Die Esche, die Tann' und Eiche brach, und p1c_134.021 mit Felsen stürzte der Ahorn vom bebenden Haupt des Gebirgs. p1c_134.022 Ruhig schlummert' am Bache der May ein, ließ p1c_134.023 rasen den lauten Donnersturm, lauscht' und schlief beweht p1c_134.024 von der Blüthe, und wachte mit Hesperus auf. Jtzo fühlst p1c_134.025 du noch nichts von dem Elend, wie Grazien lacht das Leben p1c_134.026 dir: Auf und waffne dich mit der Weisheit! Denn, Jüngling, p1c_134.027 die Blume verblüht. - (Die frühen Gräber.) p1c_134.028 Des Mayes Erwachen ist nur schöner noch, wie die Sommernacht
p1c_134.001 von dem Helme herabwinkt. Und es lächelt der theure p1c_134.002 Vater und die verehrte Mutter, und Hektor nimmt den p1c_134.003 glänzenden Helm ab, küßt den Knaben, wiegt ihn mit den p1c_134.004 Händen, und fleht in einem feyerlichen Gebet die Götter p1c_134.005 an, diesen einmal werden zu lassen einen Mann, gleich p1c_134.006 ihm, daß dereinst man sage: der ist viel besser, wie sein p1c_134.007 Vater war! Dann setzt er das Kind wieder auf die Arme p1c_134.008 der Mutter, sie empfängt es thränenlächelnd an ihrem süßduftenden p1c_134.009 Busen, und es jammert ihn ihrer, und er streichelt p1c_134.010 sie mit der Hand und spricht ihr Muth ein.“ ─ Ueberall p1c_134.011 sieht man, daß die Wirkung durch den Kontrast des Reizendschönen p1c_134.012 mit dem Heftigstarken und Schrecklichen erreicht p1c_134.013 wird. Aus dem nämlichen psychologischen Grunde erklärt p1c_134.014 sich auch die Schönheit der wirksamsten Stellen bey andern p1c_134.015 Dichtern. So geben folgende Oden Klopstocks Beyspiele p1c_134.016 von erhabener Grazie: (Ode, der Jüngling.) p1c_134.017 Schweigend sahe der May die bekränzte leicht wehende Lock' p1c_134.018 im Silberbach, röthlich war sein Kranz, wie des Aufgangs, p1c_134.019 er sah sich und lächelte sanft. Wüthend kam ein Orkan am p1c_134.020 Gebirg her! Die Esche, die Tann' und Eiche brach, und p1c_134.021 mit Felsen stürzte der Ahorn vom bebenden Haupt des Gebirgs. p1c_134.022 Ruhig schlummert' am Bache der May ein, ließ p1c_134.023 rasen den lauten Donnersturm, lauscht' und schlief beweht p1c_134.024 von der Blüthe, und wachte mit Hesperus auf. Jtzo fühlst p1c_134.025 du noch nichts von dem Elend, wie Grazien lacht das Leben p1c_134.026 dir: Auf und waffne dich mit der Weisheit! Denn, Jüngling, p1c_134.027 die Blume verblüht. ─ (Die frühen Gräber.) p1c_134.028 Des Mayes Erwachen ist nur schöner noch, wie die Sommernacht
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/192>, abgerufen am 23.11.2024.
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