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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich meines Vaters p1c_145.002
Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. Solches rede ich p1c_145.003
zu euch, auf daß meine Freude in euch bleibe, und eure p1c_145.004
Freude vollkommen werde. Niemand hat größere Liebe, p1c_145.005
denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. Jhr p1c_145.006
seyd meine Freunde, so ihr thut, was ich euch gebiete. Jch p1c_145.007
sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seyd, denn ein Knecht p1c_145.008
weiß nicht, was sein Herr thut. Euch aber habe ich p1c_145.009
gesagt, daß ihr Freunde seyd. Denn alles, was ich habe p1c_145.010
von meinem Vater gehöret, habe ich euch kund gethan. p1c_145.011
Jhr habt mich nicht erwählet, sondern ich p1c_145.012
habe euch erwählet und gesetzt, daß ihr hingeht p1c_145.013
und Frucht bringet.
- Wäret ihr von der p1c_145.014
Welt, so hätte die Welt das Jhre lieb, dieweil ihr aber p1c_145.015
nicht von der Welt seyd, darum hasset euch die Welt. - p1c_145.016
Sie werden euch in den Bann thun. Es kommt die Zeit, p1c_145.017
daß, wer euch tödtet, wird meynen, er thue Gott einen p1c_145.018
Dienst daran. - Jch sage euch die Wahrheit. Es ist p1c_145.019
euch gut, daß ich hingehe, denn so ich nicht hingehe, p1c_145.020
so kommt der Tröster nicht zu euch. So ich aber p1c_145.021
gehe, will ich ihn zu euch senden. - Jch habe euch noch p1c_145.022
viel zu sagen, aber ihr könnet's itzt nicht tragen. - Solches p1c_145.023
habe ich zu euch durch Sprüchwort geredt, es p1c_145.024
kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr durch p1c_145.025
Sprüchwort mit euch reden werde, sondern p1c_145.026
euch frey heraus verkündigen von meinem Vater.
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- Jch bin vom Vater ausgegangen und kommen in p1c_145.028
die Welt, wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum

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so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich meines Vaters p1c_145.002
Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. Solches rede ich p1c_145.003
zu euch, auf daß meine Freude in euch bleibe, und eure p1c_145.004
Freude vollkommen werde. Niemand hat größere Liebe, p1c_145.005
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seyd meine Freunde, so ihr thut, was ich euch gebiete. Jch p1c_145.007
sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seyd, denn ein Knecht p1c_145.008
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Jhr habt mich nicht erwählet, sondern ich p1c_145.012
habe euch erwählet und gesetzt, daß ihr hingeht p1c_145.013
und Frucht bringet.
─ Wäret ihr von der p1c_145.014
Welt, so hätte die Welt das Jhre lieb, dieweil ihr aber p1c_145.015
nicht von der Welt seyd, darum hasset euch die Welt. ─ p1c_145.016
Sie werden euch in den Bann thun. Es kommt die Zeit, p1c_145.017
daß, wer euch tödtet, wird meynen, er thue Gott einen p1c_145.018
Dienst daran. ─ Jch sage euch die Wahrheit. Es ist p1c_145.019
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/203>, abgerufen am 11.05.2024.