p1c_204.001 wol die raine, daz ich gern zu Ir was ein das schöniste p1c_204.002 gras, daz die Welt je gewan, da furte sy mich p1c_204.003 an ein wenig von den leuten bas, das liess ich, wais p1c_204.004 Got, on Has. Hie vandt ich weishait bey der Jugent, p1c_204.005 grosse Schöne und ganze Tugend. Iwainp1c_204.006 (Heldengedicht vom Ritter Hartmann um die Zeiten Friedrichs p1c_204.007 des Rothbarts) 1. Gesang. Martin Opitz ist nicht p1c_204.008 ohne Naivität, die an das sanft Schöne gränzt. Zum p1c_204.009 Beweis diene diese Stelle aus einer Jdylle nach Theocrit: p1c_204.010 "Bist du gekommen dann, nachdem ich nun gewacht, nach p1c_204.011 dir mein liebstes Kind den dritten Tag und Nacht? Du p1c_204.012 bist gekommen ja. Doch wer nicht kann noch mag sein Lieb p1c_204.013 sehn, wenn er will, wird alt auff einen Tag. - Ach daß p1c_204.014 die Liebe doch uns wollte beyderseits auch fügen an ihr Joch, p1c_204.015 an ihr gewünschtes Joch, und daß, die nach uns seyn, von p1c_204.016 uns mit stätem Ruhm erzehlten überein: Es ist ein liebes p1c_204.017 Paar gewesen vor der Zeit, das eine freyte selbst, das ander p1c_204.018 ward gefreyt: Sie liebten beyde gleich. Ward nicht p1c_204.019 das Volk ergetzt, wie Liebe wiederumb mit Liebe ward ersetzt" p1c_204.020 u. s. w. - Auch unsern Neuern Deutschen ist zuweilen p1c_204.021 die Darstellung des rein Naiven gelungen, ungeachtet p1c_204.022 wir auf unsern Bühnen viel falsche Naivität gesehen p1c_204.023 haben. Klopstocks Thusnelda ist ein naiver und zugleich p1c_204.024 wildromantischer Charakter. Die Empfindung der Liebe in p1c_204.025 den ältern Gedichten des großen Dichters hat oft die ästhetische p1c_204.026 Form des naiv Schönen. Einige Kinderscenen p1c_204.027 in den ersten Gesängen des Messias, wiewohl sie dort oft p1c_204.028 für den Plan des Ganzen zu weit ausgeführt sind, sind
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/262>, abgerufen am 27.11.2024.
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