p1c_203.001 morning, i would have thee gone: and yet no further p1c_203.002 than a wanton's bird, who lets it hop a little p1c_203.003 from her hand, like a poor prisoner in his twisted p1c_203.004 gyves, and with a silk thread placks in back again, p1c_203.005 so loving - jealous of his liberty. Rom. I would, p1c_203.006 i were thy bird. Jul. Sweet, so would i, get i p1c_203.007 should kill thee with much cherishing. Good night, p1c_203.008 good night! parting is such sweet sorrow, that i p1c_203.009 shall say good night, till it be morrow. s. auch p1c_203.010 III. Act. Scen. II. - wo Naivität, Grazie, Erhabenheit p1c_203.011 mit einander abwechseln. - Die Franzosen haben zu p1c_203.012 viel Cultur, um rein naiv seyn zu können; doch verdient p1c_203.013 Racine, Florian, und besonders Lafontaine wegen seiner Fabeln p1c_203.014 eine Ausnahme. Chateaubriands Atala hat naive Stellen, p1c_203.015 z. B. das Lied des Kriegers S. 39, im Ganzen genommen p1c_203.016 sprechen aber seine Wilden viel zu kultivirt, und p1c_203.017 Paul et Virginie ist (etwa den Schluß ausgenommen) p1c_203.018 weit naiver. Gewöhnlich ist die französische Naivität witzig p1c_203.019 und nähert sich dem Scherzhaften. Wenn z. B. ein Mädchen, p1c_203.020 das man vor dem Amor gewarnt hat, ihn in Gesellschaft p1c_203.021 ihres Geliebten suchen will: et supposez qu'il soit p1c_203.022 mechant, nous serions deux contre un enfant, quel p1c_203.023 mal pourroit il faire? so leuchtet offenbar hier das p1c_203.024 Schalkhafte durch. - Was die Deutschen betrifft, so war p1c_203.025 das Naivschöne vorzüglich in den Zeiten des Minnegesangsp1c_203.026 zu finden, und hatte da etwas Heiliges und p1c_203.027 Keusches. Die treuherzige Sprache jener Zeiten trägt viel p1c_203.028 dazu bey. Wir zway bliben aine: nun verstund sich
p1c_203.001 morning, i would have thee gone: and yet no further p1c_203.002 than a wanton's bird, who lets it hop a little p1c_203.003 from her hand, like a poor prisoner in his twisted p1c_203.004 gyves, and with a silk thread placks in back again, p1c_203.005 so loving - jealous of his liberty. Rom. I would, p1c_203.006 i were thy bird. Jul. Sweet, so would i, get i p1c_203.007 should kill thee with much cherishing. Good night, p1c_203.008 good night! parting is such sweet sorrow, that i p1c_203.009 shall say good night, till it be morrow. s. auch p1c_203.010 III. Act. Scen. II. ─ wo Naivität, Grazie, Erhabenheit p1c_203.011 mit einander abwechseln. ─ Die Franzosen haben zu p1c_203.012 viel Cultur, um rein naiv seyn zu können; doch verdient p1c_203.013 Racine, Florian, und besonders Lafontaine wegen seiner Fabeln p1c_203.014 eine Ausnahme. Chateaubriands Atala hat naive Stellen, p1c_203.015 z. B. das Lied des Kriegers S. 39, im Ganzen genommen p1c_203.016 sprechen aber seine Wilden viel zu kultivirt, und p1c_203.017 Paul et Virginie ist (etwa den Schluß ausgenommen) p1c_203.018 weit naiver. Gewöhnlich ist die französische Naivität witzig p1c_203.019 und nähert sich dem Scherzhaften. Wenn z. B. ein Mädchen, p1c_203.020 das man vor dem Amor gewarnt hat, ihn in Gesellschaft p1c_203.021 ihres Geliebten suchen will: et supposez qu'il soit p1c_203.022 mechant, nous serions deux contre un enfant, quel p1c_203.023 mal pourroit il faire? so leuchtet offenbar hier das p1c_203.024 Schalkhafte durch. ─ Was die Deutschen betrifft, so war p1c_203.025 das Naivschöne vorzüglich in den Zeiten des Minnegesangsp1c_203.026 zu finden, und hatte da etwas Heiliges und p1c_203.027 Keusches. Die treuherzige Sprache jener Zeiten trägt viel p1c_203.028 dazu bey. Wir zway bliben aine: nun verstund sich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><hirendition="#aq"><pbfacs="#f0261"n="203"/><lbn="p1c_203.001"/>
morning, i would have thee gone: and yet no further <lbn="p1c_203.002"/>
than a wanton's bird, who lets it hop a little <lbn="p1c_203.003"/>
from her hand, like a poor prisoner in his twisted <lbn="p1c_203.004"/>
gyves, and with a silk thread placks in back again, <lbn="p1c_203.005"/>
so loving - jealous of his liberty. <hirendition="#g">Rom.</hi> I would, <lbn="p1c_203.006"/>
i were thy bird. <hirendition="#g">Jul.</hi> Sweet, so would i, get i <lbn="p1c_203.007"/>
should kill thee with much cherishing. Good night, <lbn="p1c_203.008"/>
good night! parting is such sweet sorrow, that i <lbn="p1c_203.009"/>
shall say good night, till it be morrow</hi>. s. auch <lbn="p1c_203.010"/><hirendition="#aq">III. Act. Scen. II</hi>. ─ wo Naivität, Grazie, Erhabenheit <lbn="p1c_203.011"/>
mit einander abwechseln. ─ Die Franzosen haben zu <lbn="p1c_203.012"/>
viel Cultur, um rein naiv seyn zu können; doch verdient <lbn="p1c_203.013"/>
Racine, Florian, und besonders Lafontaine wegen seiner Fabeln <lbn="p1c_203.014"/>
eine Ausnahme. Chateaubriands Atala hat naive Stellen, <lbn="p1c_203.015"/>
z. B. das Lied des Kriegers S. 39, im Ganzen genommen <lbn="p1c_203.016"/>
sprechen aber seine Wilden viel zu kultivirt, und <lbn="p1c_203.017"/><hirendition="#aq">Paul et Virginie</hi> ist (etwa den Schluß ausgenommen) <lbn="p1c_203.018"/>
weit naiver. Gewöhnlich ist die französische Naivität witzig <lbn="p1c_203.019"/>
und nähert sich dem Scherzhaften. Wenn z. B. ein Mädchen, <lbn="p1c_203.020"/>
das man vor dem Amor gewarnt hat, ihn in Gesellschaft <lbn="p1c_203.021"/>
ihres Geliebten suchen will: <hirendition="#aq">et supposez qu'il soit <lbn="p1c_203.022"/>
mechant, nous serions deux contre un enfant, quel <lbn="p1c_203.023"/>
mal pourroit il faire</hi>? so leuchtet offenbar hier das <lbn="p1c_203.024"/>
Schalkhafte durch. ─ Was die Deutschen betrifft, so war <lbn="p1c_203.025"/>
das <hirendition="#g">Naivschöne</hi> vorzüglich in den Zeiten des <hirendition="#g">Minnegesangs</hi><lbn="p1c_203.026"/>
zu finden, und hatte da etwas <hirendition="#g">Heiliges</hi> und <lbn="p1c_203.027"/>
Keusches. Die treuherzige Sprache jener Zeiten trägt viel <lbn="p1c_203.028"/>
dazu bey. <hirendition="#aq">Wir zway bliben aine: nun verstund sich
</hi></p></div></div></body></text></TEI>
[203/0261]
p1c_203.001
morning, i would have thee gone: and yet no further p1c_203.002
than a wanton's bird, who lets it hop a little p1c_203.003
from her hand, like a poor prisoner in his twisted p1c_203.004
gyves, and with a silk thread placks in back again, p1c_203.005
so loving - jealous of his liberty. Rom. I would, p1c_203.006
i were thy bird. Jul. Sweet, so would i, get i p1c_203.007
should kill thee with much cherishing. Good night, p1c_203.008
good night! parting is such sweet sorrow, that i p1c_203.009
shall say good night, till it be morrow. s. auch p1c_203.010
III. Act. Scen. II. ─ wo Naivität, Grazie, Erhabenheit p1c_203.011
mit einander abwechseln. ─ Die Franzosen haben zu p1c_203.012
viel Cultur, um rein naiv seyn zu können; doch verdient p1c_203.013
Racine, Florian, und besonders Lafontaine wegen seiner Fabeln p1c_203.014
eine Ausnahme. Chateaubriands Atala hat naive Stellen, p1c_203.015
z. B. das Lied des Kriegers S. 39, im Ganzen genommen p1c_203.016
sprechen aber seine Wilden viel zu kultivirt, und p1c_203.017
Paul et Virginie ist (etwa den Schluß ausgenommen) p1c_203.018
weit naiver. Gewöhnlich ist die französische Naivität witzig p1c_203.019
und nähert sich dem Scherzhaften. Wenn z. B. ein Mädchen, p1c_203.020
das man vor dem Amor gewarnt hat, ihn in Gesellschaft p1c_203.021
ihres Geliebten suchen will: et supposez qu'il soit p1c_203.022
mechant, nous serions deux contre un enfant, quel p1c_203.023
mal pourroit il faire? so leuchtet offenbar hier das p1c_203.024
Schalkhafte durch. ─ Was die Deutschen betrifft, so war p1c_203.025
das Naivschöne vorzüglich in den Zeiten des Minnegesangs p1c_203.026
zu finden, und hatte da etwas Heiliges und p1c_203.027
Keusches. Die treuherzige Sprache jener Zeiten trägt viel p1c_203.028
dazu bey. Wir zway bliben aine: nun verstund sich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/261>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.