p1c_240.001 so erhellt hieraus die Wahrheit der Definition, die Plato p1c_240.002 von der Liebe giebt. Die Liebe in dieser Bedeutung ist p1c_240.003 gleichsam nur höherer Jnstinkt, der in uus rege wird, eine p1c_240.004 Genialität zum gesetzlichen Handeln. Jn so fern die Religionp1c_240.005 nicht blos das Gewissen in uns erwecken, sondern p1c_240.006 auch anschaulichen Glauben geben soll, das heiligep1c_240.007 Urwesen uns aber nie sich darstellt, weil es in einem p1c_240.008 Lichte wohnt, wo niemand hinkommen kann, so ist die Religionp1c_240.009 als Andacht ein Streben nach einem Wiederschein p1c_240.010 Gottes, mithin Liebe. Es erhellt also, warum der Stifter p1c_240.011 der einzig wahren Religion uns befiehlt, Gott über alles p1c_240.012 zu lieben. Die Philosophie, welche nie tiefer sinkt, als p1c_240.013 wenn sie die Religion meistern will, hat besonders neuerlich p1c_240.014 den Ausdruck Liebe als unwürdig für die Religion finden p1c_240.015 wollen, und eine blos gerechte Weltregierung gepredigt. p1c_240.016 Aus dem Obigen erhellt die Falschheit dieser anmaßenden p1c_240.017 philosophischen Kritik.
p1c_240.018 Anmerk. 2. Der Glaube ist, wie aus dem Obigen p1c_240.019 erhellt, mit der Stimmung zum höhern Schönenp1c_240.020 nothwendig verbunden. Der Glaube, als kalte praktische p1c_240.021 Voraussetzung von Begriffen, die theoretisch leer gefunden p1c_240.022 werden, der Glaube, den Kant predigte, kann nie p1c_240.023 eine Religion begründen, weder Trost noch Kraft im p1c_240.024 Handeln geben. Aller Glaube ist ästhetisch, er ist das p1c_240.025 verbindende Mittelglied zwischen dem Theoretischen und p1c_240.026 Praktischen. Ohne ihn kann das religiöse Gewissen p1c_240.027 zwar rege seyn, aber ohne ihn ist keine religiöse Gemüthsstimmung
p1c_240.001 so erhellt hieraus die Wahrheit der Definition, die Plato p1c_240.002 von der Liebe giebt. Die Liebe in dieser Bedeutung ist p1c_240.003 gleichsam nur höherer Jnstinkt, der in uus rege wird, eine p1c_240.004 Genialität zum gesetzlichen Handeln. Jn so fern die Religionp1c_240.005 nicht blos das Gewissen in uns erwecken, sondern p1c_240.006 auch anschaulichen Glauben geben soll, das heiligep1c_240.007 Urwesen uns aber nie sich darstellt, weil es in einem p1c_240.008 Lichte wohnt, wo niemand hinkommen kann, so ist die Religionp1c_240.009 als Andacht ein Streben nach einem Wiederschein p1c_240.010 Gottes, mithin Liebe. Es erhellt also, warum der Stifter p1c_240.011 der einzig wahren Religion uns befiehlt, Gott über alles p1c_240.012 zu lieben. Die Philosophie, welche nie tiefer sinkt, als p1c_240.013 wenn sie die Religion meistern will, hat besonders neuerlich p1c_240.014 den Ausdruck Liebe als unwürdig für die Religion finden p1c_240.015 wollen, und eine blos gerechte Weltregierung gepredigt. p1c_240.016 Aus dem Obigen erhellt die Falschheit dieser anmaßenden p1c_240.017 philosophischen Kritik.
p1c_240.018 Anmerk. 2. Der Glaube ist, wie aus dem Obigen p1c_240.019 erhellt, mit der Stimmung zum höhern Schönenp1c_240.020 nothwendig verbunden. Der Glaube, als kalte praktische p1c_240.021 Voraussetzung von Begriffen, die theoretisch leer gefunden p1c_240.022 werden, der Glaube, den Kant predigte, kann nie p1c_240.023 eine Religion begründen, weder Trost noch Kraft im p1c_240.024 Handeln geben. Aller Glaube ist ästhetisch, er ist das p1c_240.025 verbindende Mittelglied zwischen dem Theoretischen und p1c_240.026 Praktischen. Ohne ihn kann das religiöse Gewissen p1c_240.027 zwar rege seyn, aber ohne ihn ist keine religiöse Gemüthsstimmung
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so erhellt hieraus die Wahrheit der Definition, die Plato p1c_240.002
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Aus dem Obigen erhellt die Falschheit dieser anmaßenden p1c_240.017
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Anmerk. 2. Der Glaube ist, wie aus dem Obigen p1c_240.019
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nothwendig verbunden. Der Glaube, als kalte praktische p1c_240.021
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/298>, abgerufen am 27.11.2024.
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