p1c_019.001 kritisirt, ob seine Helden auch beredt geschildert seyn. Die p1c_019.002 darüber gefällten Urtheile sind aber nicht eigentlich ästhetisch, p1c_019.003 eben so wenig, wie die Regeln, die man dem dramatischen p1c_019.004 Dichter in Absicht auf die Vollkommenheit seiner Handlung p1c_019.005 giebt. Dieser Umstand trägt viel zur Verwechslung der p1c_019.006 Begriffe bey.
p1c_019.007 §. 4.
p1c_019.008 Poetik, welche hier vorgetragen wird, ist keine p1c_019.009 Wissenschaft, keine Kunst im objektiven Sinne, p1c_019.010 sondern eine Theorie.
p1c_019.011 Anmerk. 1. Die Poetik wird als ein Theil der p1c_019.012 Aesthetik angesehen und zur Philosophie gerechnet. Da p1c_019.013 nun in der Philosophie zu unsern Zeiten völlige Anarchie p1c_019.014 und Begriffsverwirrung herrscht, und der Verf. sich zu p1c_019.015 keiner der bisher vorhandenen philosophischen Sekten bekennt, p1c_019.016 so sieht er sich genöthigt, um der Poetik ihren Platz anzuweisen, p1c_019.017 sein eignes System in wenigen Worten anzudeuten. p1c_019.018 Der Mensch sammelt durch die Sinne Vorstellungen und p1c_019.019 bewahrt sie im Gedächtnisse. Er bringt sie unter gewisse p1c_019.020 Rubriken, und erkennt an diesen Rubriken die Gegenstände p1c_019.021 wieder. Der Jnbegriff einer Menge von Vorstellungen p1c_019.022 unter eine Rubrik gebracht heißt Kunde, z. B. Münzkunde, p1c_019.023 Pflanzenkunde, Sternkunde (d. h. Astrognosie) u. p1c_019.024 s. w. Mit Recht braucht man auch den Ausdruck Geschichte,p1c_019.025 z. B. Naturgeschichte. Dies ist der erste Grad
p1c_019.001 kritisirt, ob seine Helden auch beredt geschildert seyn. Die p1c_019.002 darüber gefällten Urtheile sind aber nicht eigentlich ästhetisch, p1c_019.003 eben so wenig, wie die Regeln, die man dem dramatischen p1c_019.004 Dichter in Absicht auf die Vollkommenheit seiner Handlung p1c_019.005 giebt. Dieser Umstand trägt viel zur Verwechslung der p1c_019.006 Begriffe bey.
p1c_019.007 §. 4.
p1c_019.008 Poetik, welche hier vorgetragen wird, ist keine p1c_019.009 Wissenschaft, keine Kunst im objektiven Sinne, p1c_019.010 sondern eine Theorie.
p1c_019.011 Anmerk. 1. Die Poetik wird als ein Theil der p1c_019.012 Aesthetik angesehen und zur Philosophie gerechnet. Da p1c_019.013 nun in der Philosophie zu unsern Zeiten völlige Anarchie p1c_019.014 und Begriffsverwirrung herrscht, und der Verf. sich zu p1c_019.015 keiner der bisher vorhandenen philosophischen Sekten bekennt, p1c_019.016 so sieht er sich genöthigt, um der Poetik ihren Platz anzuweisen, p1c_019.017 sein eignes System in wenigen Worten anzudeuten. p1c_019.018 Der Mensch sammelt durch die Sinne Vorstellungen und p1c_019.019 bewahrt sie im Gedächtnisse. Er bringt sie unter gewisse p1c_019.020 Rubriken, und erkennt an diesen Rubriken die Gegenstände p1c_019.021 wieder. Der Jnbegriff einer Menge von Vorstellungen p1c_019.022 unter eine Rubrik gebracht heißt Kunde, z. B. Münzkunde, p1c_019.023 Pflanzenkunde, Sternkunde (d. h. Astrognosie) u. p1c_019.024 s. w. Mit Recht braucht man auch den Ausdruck Geschichte,p1c_019.025 z. B. Naturgeschichte. Dies ist der erste Grad
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/77>, abgerufen am 26.11.2024.
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