p2c_490.001 uns über göttliche Dinge keinen Aufschluß geben, weil Gott p2c_490.002 in einem Lichte wohnt, dahin kein sinnliches Auge dringen p2c_490.003 kann, weil das ideale Prinzip der Welt in der Erscheinung p2c_490.004 als Erfahrungsobjekt nicht gefunden wird. Was die Vernunftp2c_490.005 betrifft, so offenbart sie uns zwar schon einen Aufruf p2c_490.006 zum höhern Leben im religiösen Gewissen. Der p2c_490.007 Tugendhafte, wenn er seinen Willen allein nach der Form p2c_490.008 der Gesetzlichkeit bestimmt, weiß, daß Gott sey, denn p2c_490.009 Gott, das gesetzliche Wesen, handelt durch ihn. Keinen p2c_490.010 andern Aufschluß giebt aber die Vernunft nicht. Die p2c_490.011 Vernunft kann also den religiösen Glauben, daß das p2c_490.012 gesetzliche Prinzip auch zugleich die Erscheinungswelt allmächtig p2c_490.013 lenke, nur postuliren. Will die menschliche Vernunft p2c_490.014 sich von der Wirksamkeit ihrer Willensbestimmung durch p2c_490.015 Gott in der Erfahrungswelt überzeugen, welches sie als p2c_490.016 receptives Vermögen erheischt, so bedarf sie dazu einer höhernp2c_490.017 Begeisterung, welche die sichtbaren Begebenheiten in p2c_490.018 einem idealen Lichte verklärt, und den Plan Gottes zeigt, p2c_490.019 nach welchem er die Schicksale des Menschengeschlechts nur p2c_490.020 darum anordnet, daß dasselbe zur Gemeinschaft mit ihm gelangen p2c_490.021 könne.
p2c_490.022 §. 2.
p2c_490.023 Vorausgesetzt, daß sich in der Erfahrung Traditionen p2c_490.024 und Urkunden fänden, welche auf die Würde p2c_490.025 einer göttlichen Offenbarung Anspruch machten, so fragt p2c_490.026 es sich, nach welchen Kriterien der Mensch die Aechtheit p2c_490.027 derselben zu beurtheilen habe.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/14>, abgerufen am 16.07.2024.
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