p2c_662.001 . Das beste Jntriguenstück ist Figaros Hochzeit. p2c_662.002 Allein hier sind auch alle Charaktere, wenn gleich p2c_662.003 von der äußern Seite, doch nach ganz originellen und frappanten p2c_662.004 Zügen geschildert. 3) Das satyrische Lustspiel, p2c_662.005 wo besonders das Satyrische herrschend ist, wo das Lächerliche p2c_662.006 und die Schwäche des Lasters oder der Thorheit gezeigt p2c_662.007 werden soll, die eigentliche Komödie schildert die p2c_662.008 komischen Seiten des Menschen, an welchen er eigentlich p2c_662.009 nicht Schuld ist, den Einfluß, den die verschiedenen Stände p2c_662.010 und Verhältnisse auf die Verbildung seiner äußern Gestalt p2c_662.011 haben. Das satyrische Lustspiel sucht besonders die p2c_662.012 schwache komische Seite seiner Jrrthümer und eigentlichen p2c_662.013 Fehler auf. Das satyrische Lustspiel war bey den p2c_662.014 Griechen das erste. Von den satyrischen Chören bey den p2c_662.015 ländlichen Festen (kome ode), welche mit muthwilligen p2c_662.016 Neckereyen verbunden waren, hat sie den Ursprung. Nach p2c_662.017 und nach verwandelten sich die Jnpromptus in Stücke mit p2c_662.018 ordentlicher Handlung. - Jn der alten griechischenp2c_662.019 Komödie war also das satyrische herrschend, der satyrische p2c_662.020 Chor hielt das Ganze zusammen. Es war die Komödiep2c_662.021 in Rücksicht der Tragödie ungefähr das, was das p2c_662.022 komische Heldengedicht in Rücksicht der Epopöe ist. Daher p2c_662.023 parodirt Aristophanes in allen den tragischen Ton. p2c_662.024 Auch die sogenannte mittlere Comödie der Griechen nimmt p2c_662.025 noch die satyrische Richtung. Nur vermied man mehr die p2c_662.026 Personen unter ihren wirklichen Nahmen aufzuführen, und p2c_662.027 es näherte sich die mittlere griechische Komödie dem Lustspiel, p2c_662.028 das wir das komische genannt haben. Noch Aristoteles
p2c_662.001 . Das beste Jntriguenstück ist Figaros Hochzeit. p2c_662.002 Allein hier sind auch alle Charaktere, wenn gleich p2c_662.003 von der äußern Seite, doch nach ganz originellen und frappanten p2c_662.004 Zügen geschildert. 3) Das satyrische Lustspiel, p2c_662.005 wo besonders das Satyrische herrschend ist, wo das Lächerliche p2c_662.006 und die Schwäche des Lasters oder der Thorheit gezeigt p2c_662.007 werden soll, die eigentliche Komödie schildert die p2c_662.008 komischen Seiten des Menschen, an welchen er eigentlich p2c_662.009 nicht Schuld ist, den Einfluß, den die verschiedenen Stände p2c_662.010 und Verhältnisse auf die Verbildung seiner äußern Gestalt p2c_662.011 haben. Das satyrische Lustspiel sucht besonders die p2c_662.012 schwache komische Seite seiner Jrrthümer und eigentlichen p2c_662.013 Fehler auf. Das satyrische Lustspiel war bey den p2c_662.014 Griechen das erste. Von den satyrischen Chören bey den p2c_662.015 ländlichen Festen (κωμη ωδη), welche mit muthwilligen p2c_662.016 Neckereyen verbunden waren, hat sie den Ursprung. Nach p2c_662.017 und nach verwandelten sich die Jnpromptus in Stücke mit p2c_662.018 ordentlicher Handlung. ─ Jn der alten griechischenp2c_662.019 Komödie war also das satyrische herrschend, der satyrische p2c_662.020 Chor hielt das Ganze zusammen. Es war die Komödiep2c_662.021 in Rücksicht der Tragödie ungefähr das, was das p2c_662.022 komische Heldengedicht in Rücksicht der Epopöe ist. Daher p2c_662.023 parodirt Aristophanes in allen den tragischen Ton. p2c_662.024 Auch die sogenannte mittlere Comödie der Griechen nimmt p2c_662.025 noch die satyrische Richtung. Nur vermied man mehr die p2c_662.026 Personen unter ihren wirklichen Nahmen aufzuführen, und p2c_662.027 es näherte sich die mittlere griechische Komödie dem Lustspiel, p2c_662.028 das wir das komische genannt haben. Noch Aristoteles
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0186"n="662"/><lbn="p2c_662.001"/>
. Das beste Jntriguenstück ist Figaros Hochzeit. <lbn="p2c_662.002"/>
Allein hier sind auch alle Charaktere, wenn gleich <lbn="p2c_662.003"/>
von der äußern Seite, doch nach ganz originellen und frappanten <lbn="p2c_662.004"/>
Zügen geschildert. 3) Das <hirendition="#g">satyrische</hi> Lustspiel, <lbn="p2c_662.005"/>
wo besonders das <hirendition="#g">Satyrische</hi> herrschend ist, wo das Lächerliche <lbn="p2c_662.006"/>
und die Schwäche des Lasters oder der Thorheit gezeigt <lbn="p2c_662.007"/>
werden soll, die <hirendition="#g">eigentliche</hi> Komödie schildert die <lbn="p2c_662.008"/>
komischen Seiten des Menschen, an welchen er eigentlich <lbn="p2c_662.009"/>
nicht Schuld ist, den Einfluß, den die verschiedenen Stände <lbn="p2c_662.010"/>
und Verhältnisse auf die Verbildung seiner äußern Gestalt <lbn="p2c_662.011"/>
haben. Das <hirendition="#g">satyrische</hi> Lustspiel sucht besonders die <lbn="p2c_662.012"/><hirendition="#g">schwache komische</hi> Seite seiner Jrrthümer und eigentlichen <lbn="p2c_662.013"/>
Fehler auf. Das <hirendition="#g">satyrische</hi> Lustspiel war bey den <lbn="p2c_662.014"/>
Griechen das erste. Von den satyrischen Chören bey den <lbn="p2c_662.015"/>
ländlichen Festen (<foreignxml:lang="grc">κωμηωδη</foreign>), welche mit muthwilligen <lbn="p2c_662.016"/>
Neckereyen verbunden waren, hat sie den Ursprung. Nach <lbn="p2c_662.017"/>
und nach verwandelten sich die Jnpromptus in Stücke mit <lbn="p2c_662.018"/>
ordentlicher Handlung. ─ Jn der <hirendition="#g">alten griechischen</hi><lbn="p2c_662.019"/>
Komödie war also das <hirendition="#g">satyrische</hi> herrschend, der satyrische <lbn="p2c_662.020"/>
Chor hielt das Ganze zusammen. Es war die <hirendition="#g">Komödie</hi><lbn="p2c_662.021"/>
in Rücksicht der <hirendition="#g">Tragödie</hi> ungefähr das, was das <lbn="p2c_662.022"/><hirendition="#g">komische</hi> Heldengedicht in Rücksicht der Epopöe ist. Daher <lbn="p2c_662.023"/>
parodirt <hirendition="#g">Aristophanes</hi> in allen den tragischen Ton. <lbn="p2c_662.024"/>
Auch die sogenannte <hirendition="#g">mittlere</hi> Comödie der Griechen nimmt <lbn="p2c_662.025"/>
noch die satyrische Richtung. Nur vermied man mehr die <lbn="p2c_662.026"/>
Personen unter ihren wirklichen Nahmen aufzuführen, und <lbn="p2c_662.027"/>
es näherte sich die <hirendition="#g">mittlere</hi> griechische Komödie dem Lustspiel, <lbn="p2c_662.028"/>
das wir das komische genannt haben. Noch Aristoteles
</p></div></div></div></body></text></TEI>
[662/0186]
p2c_662.001
. Das beste Jntriguenstück ist Figaros Hochzeit. p2c_662.002
Allein hier sind auch alle Charaktere, wenn gleich p2c_662.003
von der äußern Seite, doch nach ganz originellen und frappanten p2c_662.004
Zügen geschildert. 3) Das satyrische Lustspiel, p2c_662.005
wo besonders das Satyrische herrschend ist, wo das Lächerliche p2c_662.006
und die Schwäche des Lasters oder der Thorheit gezeigt p2c_662.007
werden soll, die eigentliche Komödie schildert die p2c_662.008
komischen Seiten des Menschen, an welchen er eigentlich p2c_662.009
nicht Schuld ist, den Einfluß, den die verschiedenen Stände p2c_662.010
und Verhältnisse auf die Verbildung seiner äußern Gestalt p2c_662.011
haben. Das satyrische Lustspiel sucht besonders die p2c_662.012
schwache komische Seite seiner Jrrthümer und eigentlichen p2c_662.013
Fehler auf. Das satyrische Lustspiel war bey den p2c_662.014
Griechen das erste. Von den satyrischen Chören bey den p2c_662.015
ländlichen Festen (κωμη ωδη), welche mit muthwilligen p2c_662.016
Neckereyen verbunden waren, hat sie den Ursprung. Nach p2c_662.017
und nach verwandelten sich die Jnpromptus in Stücke mit p2c_662.018
ordentlicher Handlung. ─ Jn der alten griechischen p2c_662.019
Komödie war also das satyrische herrschend, der satyrische p2c_662.020
Chor hielt das Ganze zusammen. Es war die Komödie p2c_662.021
in Rücksicht der Tragödie ungefähr das, was das p2c_662.022
komische Heldengedicht in Rücksicht der Epopöe ist. Daher p2c_662.023
parodirt Aristophanes in allen den tragischen Ton. p2c_662.024
Auch die sogenannte mittlere Comödie der Griechen nimmt p2c_662.025
noch die satyrische Richtung. Nur vermied man mehr die p2c_662.026
Personen unter ihren wirklichen Nahmen aufzuführen, und p2c_662.027
es näherte sich die mittlere griechische Komödie dem Lustspiel, p2c_662.028
das wir das komische genannt haben. Noch Aristoteles
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/186>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.