Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_671.001 p2c_671.016 p2c_671.017 p2c_671.021 p2c_671.001 p2c_671.016 p2c_671.017 p2c_671.021 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0195" n="671"/><lb n="p2c_671.001"/> eröffnen. 2) Die <hi rendition="#aq">opera buffa</hi> der Jtaliener hat sonst gewöhnlich <lb n="p2c_671.002"/> ein sparsam begleitetes Recitativ. Es nähert sich <lb n="p2c_671.003"/> also den Lustspielen der Alten, wo die Musik zur Unterstützung <lb n="p2c_671.004"/> der Poesie da war. ─ Szenen aus dem häuslichen <lb n="p2c_671.005"/> Leben mit Begleitung der Musik, wenn diese hauptsächlich <lb n="p2c_671.006"/> Theil nehmen soll, ein <hi rendition="#g">edles</hi> musikalisches Lustspiel wäre <lb n="p2c_671.007"/> ein Unding, weil im <hi rendition="#g">edlen</hi> Lustspiel ein Grad von Jllusion <lb n="p2c_671.008"/> verlangt wird. ─ Allein die <hi rendition="#aq">opera buffa</hi> soll groteskkomisch <lb n="p2c_671.009"/> seyn, und das groteskkomische bindet sich nicht an die <lb n="p2c_671.010"/> Regeln der Wahrscheinlichkeit. Vielmehr sollen da recht <lb n="p2c_671.011"/> auffallende Kontraste statt finden. 3) Unsere deutschen Lustspiele <lb n="p2c_671.012"/> mit Gesang und Operetten sind ihrer Form nach ganz <lb n="p2c_671.013"/> unnatürlich, weil man aus der prosaischen Rede in die lyrische <lb n="p2c_671.014"/> Arie übergehn soll. Sie können nicht vertheidigt werden.</p> <lb n="p2c_671.015"/> <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_671.016"/> §. 3.</hi> </p> <p><lb n="p2c_671.017"/> Der <hi rendition="#g">ästhetische</hi> Jnhalt der Oper ist das <hi rendition="#g">romantische</hi> <lb n="p2c_671.018"/> und das groteskkomische. <hi rendition="#g">Metrum</hi> <lb n="p2c_671.019"/> und <hi rendition="#g">Styl</hi> müssen ganz <hi rendition="#g">musikalisch,</hi> d. h. auf die <lb n="p2c_671.020"/> Haupttheilnahme der Musik berechnet seyn.</p> <p><lb n="p2c_671.021"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> 1. Das <hi rendition="#g">Romantische</hi> muß in der <lb n="p2c_671.022"/> <hi rendition="#aq">opera seria</hi> herrschen. Das eigentlich <hi rendition="#g">große</hi> und <hi rendition="#g">erhabene</hi> <lb n="p2c_671.023"/> wird in der Oper nie Glück machen. Aber das <lb n="p2c_671.024"/> <hi rendition="#g">romantische</hi> kann bis zum <hi rendition="#g">grausenden</hi> steigen. Auch <lb n="p2c_671.025"/> das <hi rendition="#g">idyllischschöne</hi> ist, insofern es mit dem romantischen <lb n="p2c_671.026"/> zusammengränzt, Jngredienz zu einer guten Oper. Eine </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [671/0195]
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eröffnen. 2) Die opera buffa der Jtaliener hat sonst gewöhnlich p2c_671.002
ein sparsam begleitetes Recitativ. Es nähert sich p2c_671.003
also den Lustspielen der Alten, wo die Musik zur Unterstützung p2c_671.004
der Poesie da war. ─ Szenen aus dem häuslichen p2c_671.005
Leben mit Begleitung der Musik, wenn diese hauptsächlich p2c_671.006
Theil nehmen soll, ein edles musikalisches Lustspiel wäre p2c_671.007
ein Unding, weil im edlen Lustspiel ein Grad von Jllusion p2c_671.008
verlangt wird. ─ Allein die opera buffa soll groteskkomisch p2c_671.009
seyn, und das groteskkomische bindet sich nicht an die p2c_671.010
Regeln der Wahrscheinlichkeit. Vielmehr sollen da recht p2c_671.011
auffallende Kontraste statt finden. 3) Unsere deutschen Lustspiele p2c_671.012
mit Gesang und Operetten sind ihrer Form nach ganz p2c_671.013
unnatürlich, weil man aus der prosaischen Rede in die lyrische p2c_671.014
Arie übergehn soll. Sie können nicht vertheidigt werden.
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§. 3.
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Der ästhetische Jnhalt der Oper ist das romantische p2c_671.018
und das groteskkomische. Metrum p2c_671.019
und Styl müssen ganz musikalisch, d. h. auf die p2c_671.020
Haupttheilnahme der Musik berechnet seyn.
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Anmerk. 1. Das Romantische muß in der p2c_671.022
opera seria herrschen. Das eigentlich große und erhabene p2c_671.023
wird in der Oper nie Glück machen. Aber das p2c_671.024
romantische kann bis zum grausenden steigen. Auch p2c_671.025
das idyllischschöne ist, insofern es mit dem romantischen p2c_671.026
zusammengränzt, Jngredienz zu einer guten Oper. Eine
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