p2c_672.001 unbestimmte lyrische Decoration des Ganzen, wie z. B. in p2c_672.002 Erwin und Elmire thut hier gute Wirkung. - Eine gewisse p2c_672.003 Continuität und ästhetische Einheit im Wechsel dieser p2c_672.004 Empfindungen muß immer beobachtet werden. Hier p2c_672.005 müssen Musik und Poesie einander ganz in die Hand arbeiten. p2c_672.006 So wächst nach und nach im Don Juan von Mozart das p2c_672.007 tragische, bis zum Finale des ersten Akts, und die Musik p2c_672.008 überhaupt hat selbst bey ihren heitern Momenten einen Anklang p2c_672.009 von der Geisterwelt.
p2c_672.010 Anmerk. 2. Der Operndichter muß also nie ein p2c_672.011 Kunstwerk liefern wollen, das auch ohne Musik gefalle. p2c_672.012 Sein Styl, sein Metrum muß lediglich mit beständiger p2c_672.013 Rücksicht auf die Verbindung mit der Musik ausgearbeitet p2c_672.014 seyn. Der Styl der opera seria ist höchst lyrisch, und p2c_672.015 auch die opera buffa muß nicht in zu natürlichem prosaischen p2c_672.016 Tone geschrieben seyn, denn sie muß doch, wie das groteskkomische p2c_672.017 Lustspiel, ihre Würde als Kunstwerk behaupten.
p2c_672.018 §. 4.
p2c_672.019 Da der Hauptcharakter der Oper in Darstellung p2c_672.020 einer wunderbaren romantischen Welt besteht, so p2c_672.021 wird sie bey Decoration des Theaters vorzüglich auf die p2c_672.022 Sinne zu wirken suchen, und sich mit allen übrigen p2c_672.023 Künsten, mit Tanzkunst, Plastik, Mahlereyp2c_672.024 zu dem Ende verbinden. Dieser äußere Glanz p2c_672.025 macht die Oper zu dem zusammengesetztesten aller Kunstwerke
p2c_672.001 unbestimmte lyrische Decoration des Ganzen, wie z. B. in p2c_672.002 Erwin und Elmire thut hier gute Wirkung. ─ Eine gewisse p2c_672.003 Continuität und ästhetische Einheit im Wechsel dieser p2c_672.004 Empfindungen muß immer beobachtet werden. Hier p2c_672.005 müssen Musik und Poesie einander ganz in die Hand arbeiten. p2c_672.006 So wächst nach und nach im Don Juan von Mozart das p2c_672.007 tragische, bis zum Finale des ersten Akts, und die Musik p2c_672.008 überhaupt hat selbst bey ihren heitern Momenten einen Anklang p2c_672.009 von der Geisterwelt.
p2c_672.010 Anmerk. 2. Der Operndichter muß also nie ein p2c_672.011 Kunstwerk liefern wollen, das auch ohne Musik gefalle. p2c_672.012 Sein Styl, sein Metrum muß lediglich mit beständiger p2c_672.013 Rücksicht auf die Verbindung mit der Musik ausgearbeitet p2c_672.014 seyn. Der Styl der opera seria ist höchst lyrisch, und p2c_672.015 auch die opera buffa muß nicht in zu natürlichem prosaischen p2c_672.016 Tone geschrieben seyn, denn sie muß doch, wie das groteskkomische p2c_672.017 Lustspiel, ihre Würde als Kunstwerk behaupten.
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p2c_672.019 Da der Hauptcharakter der Oper in Darstellung p2c_672.020 einer wunderbaren romantischen Welt besteht, so p2c_672.021 wird sie bey Decoration des Theaters vorzüglich auf die p2c_672.022 Sinne zu wirken suchen, und sich mit allen übrigen p2c_672.023 Künsten, mit Tanzkunst, Plastik, Mahlereyp2c_672.024 zu dem Ende verbinden. Dieser äußere Glanz p2c_672.025 macht die Oper zu dem zusammengesetztesten aller Kunstwerke
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/196>, abgerufen am 16.02.2025.
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