Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_747.001 p2c_747.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0271" n="747"/><lb n="p2c_747.001"/> pathetisch genug mit der Weltschöpfung und den Weltaltern <lb n="p2c_747.002"/> und im letzten Buch wird die Lehre des Pythagoras <lb n="p2c_747.003"/> von der Seelenwanderung sehr ausführlich abgehandelt. Die <lb n="p2c_747.004"/> Rede des Pythagoras, die sehr künstlich in den Plan des <lb n="p2c_747.005"/> Ganzen verwebt ist, scheint gleichsam den höhern Sinn der <lb n="p2c_747.006"/> Metamorphosen anzugeben, die Allegorie enträthseln zu <lb n="p2c_747.007"/> wollen. Die Behandlung des Ganzen und der tändelnde <lb n="p2c_747.008"/> weitschweifige Styl ist aber keineswegs der Jdee würdig, so <lb n="p2c_747.009"/> interessant und leicht auch die Erzählungen, so glänzend die <lb n="p2c_747.010"/> einzelnen Beschreibungen seyn mögen. Die Uebergänge von <lb n="p2c_747.011"/> einer Geschichte zur andern sind wie aus tausend und einer <lb n="p2c_747.012"/> Nacht, oder aus der Spinnstube genommen, völlig im <lb n="p2c_747.013"/> Mährchenton, und es ist nicht zu begreifen, wie Wilhelm <lb n="p2c_747.014"/> Canter hier eine große Kunst bewundern kann. ─ Die <lb n="p2c_747.015"/> Orakel der Sibyllen bey den Alten, und die Hieroglyphen <lb n="p2c_747.016"/> (z. B. Horus) welches aber meist untergeschobene Schriften <lb n="p2c_747.017"/> sind, Lycophrons Cassandra u. s. w. sind auch allegorisch zu <lb n="p2c_747.018"/> nehmen. Doch fehlt uns größtentheils die Deutung, und <lb n="p2c_747.019"/> hätten wir sie, das Jnteresse. Unter den neuern Dichtern <lb n="p2c_747.020"/> macht <hi rendition="#g">Dante</hi> in der <hi rendition="#g">höhern allegorischen Poesie</hi> <lb n="p2c_747.021"/> allein Epoche. Mit vollem Recht sagt er <hi rendition="#aq">Nuove Muse <lb n="p2c_747.022"/> mi dimostran l'orse</hi>. Neue Musen zeigten ihm den Pol <lb n="p2c_747.023"/> zu seiner Schiffarth. Sein Werk haben einige unter die <lb n="p2c_747.024"/> Epopöen gerechnet. Er scheint es selbst von dieser Seite <lb n="p2c_747.025"/> angesehn zu haben, da er sich den Virgil zum Führer seiner <lb n="p2c_747.026"/> Reise wählt. Allein das Werk hat gar kein historisches episches <lb n="p2c_747.027"/> Jnteresse. Es enthält keine eigentliche Handlung, <lb n="p2c_747.028"/> sondern eine allegorische Beschreibung. Gleich Anfangs beginnet </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [747/0271]
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pathetisch genug mit der Weltschöpfung und den Weltaltern p2c_747.002
und im letzten Buch wird die Lehre des Pythagoras p2c_747.003
von der Seelenwanderung sehr ausführlich abgehandelt. Die p2c_747.004
Rede des Pythagoras, die sehr künstlich in den Plan des p2c_747.005
Ganzen verwebt ist, scheint gleichsam den höhern Sinn der p2c_747.006
Metamorphosen anzugeben, die Allegorie enträthseln zu p2c_747.007
wollen. Die Behandlung des Ganzen und der tändelnde p2c_747.008
weitschweifige Styl ist aber keineswegs der Jdee würdig, so p2c_747.009
interessant und leicht auch die Erzählungen, so glänzend die p2c_747.010
einzelnen Beschreibungen seyn mögen. Die Uebergänge von p2c_747.011
einer Geschichte zur andern sind wie aus tausend und einer p2c_747.012
Nacht, oder aus der Spinnstube genommen, völlig im p2c_747.013
Mährchenton, und es ist nicht zu begreifen, wie Wilhelm p2c_747.014
Canter hier eine große Kunst bewundern kann. ─ Die p2c_747.015
Orakel der Sibyllen bey den Alten, und die Hieroglyphen p2c_747.016
(z. B. Horus) welches aber meist untergeschobene Schriften p2c_747.017
sind, Lycophrons Cassandra u. s. w. sind auch allegorisch zu p2c_747.018
nehmen. Doch fehlt uns größtentheils die Deutung, und p2c_747.019
hätten wir sie, das Jnteresse. Unter den neuern Dichtern p2c_747.020
macht Dante in der höhern allegorischen Poesie p2c_747.021
allein Epoche. Mit vollem Recht sagt er Nuove Muse p2c_747.022
mi dimostran l'orse. Neue Musen zeigten ihm den Pol p2c_747.023
zu seiner Schiffarth. Sein Werk haben einige unter die p2c_747.024
Epopöen gerechnet. Er scheint es selbst von dieser Seite p2c_747.025
angesehn zu haben, da er sich den Virgil zum Führer seiner p2c_747.026
Reise wählt. Allein das Werk hat gar kein historisches episches p2c_747.027
Jnteresse. Es enthält keine eigentliche Handlung, p2c_747.028
sondern eine allegorische Beschreibung. Gleich Anfangs beginnet
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