Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_749.001 p2c_749.013 p2c_749.001 p2c_749.013 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0273" n="749"/><lb n="p2c_749.001"/> , er muß erst sinnbildlich genommen, ein Ganzes <lb n="p2c_749.002"/> ausmachen, zweytens muß der Sinn, auf den die <lb n="p2c_749.003"/> Symbole deuten, abstract genommen ebenfalls ein <lb n="p2c_749.004"/> vollkommenes leicht faßliches Ganzes seyn. Endlich <lb n="p2c_749.005"/> muß zwischen dem Bilde, und dem was darunter verstanden <lb n="p2c_749.006"/> wird, eine richtige und passende Beziehung <lb n="p2c_749.007"/> statt finden, d. h. die Symbole müssen so gewählt <lb n="p2c_749.008"/> seyn, daß die Einbildungskraft darunter die göttlichen <lb n="p2c_749.009"/> Jdeen ahnen, und sich mit denselben unter einer faßlichern <lb n="p2c_749.010"/> Gestalt vertrauter machen kann, da sie in einer <lb n="p2c_749.011"/> wirklichen religiösen Ansicht denselben gewöhnlich unterliegt.</p> <lb n="p2c_749.012"/> <p><lb n="p2c_749.013"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> 1. Der Plan des <hi rendition="#g">allegorischen</hi> Gedichts <lb n="p2c_749.014"/> ist wegen seiner Zweydeutigkeit das schwerste Problem, <lb n="p2c_749.015"/> was ein Dichter auflösen kann. Erstlich muß man die <lb n="p2c_749.016"/> <hi rendition="#g">Reihe</hi> der <hi rendition="#g">Sinnbilder</hi> selbst betrachten. Diese Sinnbilder <lb n="p2c_749.017"/> können objektiv zu <hi rendition="#g">Erzählung</hi> von Handlungen, <lb n="p2c_749.018"/> oder zu <hi rendition="#g">Beschreibung</hi> vereinigt seyn. Dantes Gedicht <lb n="p2c_749.019"/> nimmt auch oft die Form des didaktischen Gedichts an. Wie <lb n="p2c_749.020"/> die <hi rendition="#g">Vernunft</hi> aus der Harmonie der übrigen drey Seelenkräfte <lb n="p2c_749.021"/> hervorgeht, so vereinigt die <hi rendition="#g">allegorische</hi> Poesie, <lb n="p2c_749.022"/> welche die Vernunft repräsentirt, alle die vorhergehenden <lb n="p2c_749.023"/> Gattungen der Poesie. Handlung, Beschreibung, alles <lb n="p2c_749.024"/> kann dem allegorischen Dichter zum Symbol dienen. Er <lb n="p2c_749.025"/> muß also für seinen Plan zuerst alle Gesetze beobachten, nach <lb n="p2c_749.026"/> welchen die Handlung, die Beschreibung u. s. w. poetisch </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [749/0273]
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, er muß erst sinnbildlich genommen, ein Ganzes p2c_749.002
ausmachen, zweytens muß der Sinn, auf den die p2c_749.003
Symbole deuten, abstract genommen ebenfalls ein p2c_749.004
vollkommenes leicht faßliches Ganzes seyn. Endlich p2c_749.005
muß zwischen dem Bilde, und dem was darunter verstanden p2c_749.006
wird, eine richtige und passende Beziehung p2c_749.007
statt finden, d. h. die Symbole müssen so gewählt p2c_749.008
seyn, daß die Einbildungskraft darunter die göttlichen p2c_749.009
Jdeen ahnen, und sich mit denselben unter einer faßlichern p2c_749.010
Gestalt vertrauter machen kann, da sie in einer p2c_749.011
wirklichen religiösen Ansicht denselben gewöhnlich unterliegt.
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Anmerk. 1. Der Plan des allegorischen Gedichts p2c_749.014
ist wegen seiner Zweydeutigkeit das schwerste Problem, p2c_749.015
was ein Dichter auflösen kann. Erstlich muß man die p2c_749.016
Reihe der Sinnbilder selbst betrachten. Diese Sinnbilder p2c_749.017
können objektiv zu Erzählung von Handlungen, p2c_749.018
oder zu Beschreibung vereinigt seyn. Dantes Gedicht p2c_749.019
nimmt auch oft die Form des didaktischen Gedichts an. Wie p2c_749.020
die Vernunft aus der Harmonie der übrigen drey Seelenkräfte p2c_749.021
hervorgeht, so vereinigt die allegorische Poesie, p2c_749.022
welche die Vernunft repräsentirt, alle die vorhergehenden p2c_749.023
Gattungen der Poesie. Handlung, Beschreibung, alles p2c_749.024
kann dem allegorischen Dichter zum Symbol dienen. Er p2c_749.025
muß also für seinen Plan zuerst alle Gesetze beobachten, nach p2c_749.026
welchen die Handlung, die Beschreibung u. s. w. poetisch
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