Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_753.001 p2c_753.011 p2c_753.015 p2c_753.001 p2c_753.011 p2c_753.015 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0277" n="753"/><lb n="p2c_753.001"/> hier in Bildern der Einbildungskraft spiegelt, und die <lb n="p2c_753.002"/> Harmonie des Schöpfergeistes mit der Schöpfung fühlt. <lb n="p2c_753.003"/> Alle übrigen Gattungen des höhern Schönen, auch die <lb n="p2c_753.004"/> edlern Unterarten des reizend Schönen können hier abwechseln. <lb n="p2c_753.005"/> <hi rendition="#g">Styl</hi> und Metrum müssen lyrischer seyn, <lb n="p2c_753.006"/> als in der Epopöe, doch auch eine gewisse Ausdehnung <lb n="p2c_753.007"/> und ruhige Hoheit haben. Der Dichter sieht außerordentliche <lb n="p2c_753.008"/> Dinge. Darum ist er in einer ungewöhnlichen <lb n="p2c_753.009"/> Stimmung. Allein er stellt sie dar. Darum <lb n="p2c_753.010"/> muß er sich beherrschen können.</p> <p><lb n="p2c_753.011"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> 1. <hi rendition="#g">Dante</hi> geht aus Hölle und Fegfeuer <lb n="p2c_753.012"/> in den Himmel. Darum geht er vom starken, schrecklichen <lb n="p2c_753.013"/> grausenden, zum hohen und erhabenen über. Allein das <lb n="p2c_753.014"/> Erhabene herrscht, weil es die höchste Stufe des Gedichts ist.</p> <p><lb n="p2c_753.015"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> 2. Der Styl des <hi rendition="#g">Dante</hi> ist, nach seiner <lb n="p2c_753.016"/> eignen Theorie zu sprechen, nicht <hi rendition="#g">tragisch,</hi> sondern ziemlich <lb n="p2c_753.017"/> <hi rendition="#g">bunt</hi> und mit unter gemein, wodurch aber viel individuelles <lb n="p2c_753.018"/> Leben bewirkt wird. Vielleicht stammt daher der <lb n="p2c_753.019"/> Ausdruck <hi rendition="#aq">Commedia</hi>, wobey er eine Art Tragikomödien <lb n="p2c_753.020"/> im Sinn haben mochte. Oft fällt er ins <hi rendition="#g">Gezierte.</hi> So <lb n="p2c_753.021"/> sagt er z. B. von zwey Gestirnen, die ihr Licht vertauschen, <lb n="p2c_753.022"/> <hi rendition="#aq">qual diverebbe Giove, s'egli è Marte fossero augelli, <lb n="p2c_753.023"/> e cambiassersi penne</hi>. Antithesen und andere etwas gezwungene <lb n="p2c_753.024"/> Figuren, passen aber für die außerordentliche Gemüthsstimmung. <lb n="p2c_753.025"/> Z. B. <hi rendition="#aq">I' non mori, e non rimasi </hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [753/0277]
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hier in Bildern der Einbildungskraft spiegelt, und die p2c_753.002
Harmonie des Schöpfergeistes mit der Schöpfung fühlt. p2c_753.003
Alle übrigen Gattungen des höhern Schönen, auch die p2c_753.004
edlern Unterarten des reizend Schönen können hier abwechseln. p2c_753.005
Styl und Metrum müssen lyrischer seyn, p2c_753.006
als in der Epopöe, doch auch eine gewisse Ausdehnung p2c_753.007
und ruhige Hoheit haben. Der Dichter sieht außerordentliche p2c_753.008
Dinge. Darum ist er in einer ungewöhnlichen p2c_753.009
Stimmung. Allein er stellt sie dar. Darum p2c_753.010
muß er sich beherrschen können.
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Anmerk. 1. Dante geht aus Hölle und Fegfeuer p2c_753.012
in den Himmel. Darum geht er vom starken, schrecklichen p2c_753.013
grausenden, zum hohen und erhabenen über. Allein das p2c_753.014
Erhabene herrscht, weil es die höchste Stufe des Gedichts ist.
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Anmerk. 2. Der Styl des Dante ist, nach seiner p2c_753.016
eignen Theorie zu sprechen, nicht tragisch, sondern ziemlich p2c_753.017
bunt und mit unter gemein, wodurch aber viel individuelles p2c_753.018
Leben bewirkt wird. Vielleicht stammt daher der p2c_753.019
Ausdruck Commedia, wobey er eine Art Tragikomödien p2c_753.020
im Sinn haben mochte. Oft fällt er ins Gezierte. So p2c_753.021
sagt er z. B. von zwey Gestirnen, die ihr Licht vertauschen, p2c_753.022
qual diverebbe Giove, s'egli è Marte fossero augelli, p2c_753.023
e cambiassersi penne. Antithesen und andere etwas gezwungene p2c_753.024
Figuren, passen aber für die außerordentliche Gemüthsstimmung. p2c_753.025
Z. B. I' non mori, e non rimasi
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