Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_523.001 p2c_523.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0047" n="523"/><lb n="p2c_523.001"/> der Erbe zieht ein in den Weinberg seines Vaters. Das <lb n="p2c_523.002"/> Volk Gottes hat seine Bestimmung vollendet, es soll verschwinden <lb n="p2c_523.003"/> vom Schauplatz der Welt, zerstreut werden unter <lb n="p2c_523.004"/> die Menschen. Das Reich ist von ihm genommen und den <lb n="p2c_523.005"/> Heyden gegeben. Ach es muß nach dem Fluch des Schicksals <lb n="p2c_523.006"/> verdorren, wie der Feigenbaum, der keine Früchte trägt. <lb n="p2c_523.007"/> Christus sieht die auf ihre alte Heiligkeit stolze Stadt und <lb n="p2c_523.008"/> weinet über sie. Dieser Tempel soll abgebrochen werden, <lb n="p2c_523.009"/> und die menschliche Natur allein der Tempel des versöhnten <lb n="p2c_523.010"/> Gottes seyn. Der Erbe der ewigen Wahrheit, der göttliche <lb n="p2c_523.011"/> Richter der Erde, findet sein Erbtheil besessen von Feinden, <lb n="p2c_523.012"/> entheiligt vom Priesterthum, von heuchelnden Predigern <lb n="p2c_523.013"/> der nur äußern Gesetzlichkeit. Der sein Brod isset, <lb n="p2c_523.014"/> tritt ihn mit Füßen. Er treibt aus dem Hause seines Vaters <lb n="p2c_523.015"/> die, welche es durch niedern Eigennutz entweihen, er <lb n="p2c_523.016"/> schilt die Pharisäer. Er ist in ihren Augen ein Aufrührer, <lb n="p2c_523.017"/> ein Wahnsinniger. Die Stunde seiner Ueberantwortung <lb n="p2c_523.018"/> kommt, und er weiß es. Er nimmt Abschied von seinen <lb n="p2c_523.019"/> Jüngern in heiliger Nacht. Er, das Wort der Liebe, die <lb n="p2c_523.020"/> allbelebende, allernährende Seele der neugeschaffnen himmlischen <lb n="p2c_523.021"/> Welt, die neue höhere Natur, die von nun an wohnen <lb n="p2c_523.022"/> soll in dem Menschengeschlecht, welches der niedern Natur <lb n="p2c_523.023"/> entsagt hat, ordnet eine neue Speise, einen neuen <lb n="p2c_523.024"/> Trank, das Fleisch und das Blut seines göttlichen Leibes, <lb n="p2c_523.025"/> das alle seine Glieder begeistern soll zum höhern Leben. Das <lb n="p2c_523.026"/> göttliche Blut, das für die Welt vergossen ward, soll aus <lb n="p2c_523.027"/> dem Einen, der sich opferte, übergehen in alle, in denen <lb n="p2c_523.028"/> er leben wird. Hier ist keine <hi rendition="#g">Bedeutung</hi> (wie die Reformirten </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [523/0047]
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der Erbe zieht ein in den Weinberg seines Vaters. Das p2c_523.002
Volk Gottes hat seine Bestimmung vollendet, es soll verschwinden p2c_523.003
vom Schauplatz der Welt, zerstreut werden unter p2c_523.004
die Menschen. Das Reich ist von ihm genommen und den p2c_523.005
Heyden gegeben. Ach es muß nach dem Fluch des Schicksals p2c_523.006
verdorren, wie der Feigenbaum, der keine Früchte trägt. p2c_523.007
Christus sieht die auf ihre alte Heiligkeit stolze Stadt und p2c_523.008
weinet über sie. Dieser Tempel soll abgebrochen werden, p2c_523.009
und die menschliche Natur allein der Tempel des versöhnten p2c_523.010
Gottes seyn. Der Erbe der ewigen Wahrheit, der göttliche p2c_523.011
Richter der Erde, findet sein Erbtheil besessen von Feinden, p2c_523.012
entheiligt vom Priesterthum, von heuchelnden Predigern p2c_523.013
der nur äußern Gesetzlichkeit. Der sein Brod isset, p2c_523.014
tritt ihn mit Füßen. Er treibt aus dem Hause seines Vaters p2c_523.015
die, welche es durch niedern Eigennutz entweihen, er p2c_523.016
schilt die Pharisäer. Er ist in ihren Augen ein Aufrührer, p2c_523.017
ein Wahnsinniger. Die Stunde seiner Ueberantwortung p2c_523.018
kommt, und er weiß es. Er nimmt Abschied von seinen p2c_523.019
Jüngern in heiliger Nacht. Er, das Wort der Liebe, die p2c_523.020
allbelebende, allernährende Seele der neugeschaffnen himmlischen p2c_523.021
Welt, die neue höhere Natur, die von nun an wohnen p2c_523.022
soll in dem Menschengeschlecht, welches der niedern Natur p2c_523.023
entsagt hat, ordnet eine neue Speise, einen neuen p2c_523.024
Trank, das Fleisch und das Blut seines göttlichen Leibes, p2c_523.025
das alle seine Glieder begeistern soll zum höhern Leben. Das p2c_523.026
göttliche Blut, das für die Welt vergossen ward, soll aus p2c_523.027
dem Einen, der sich opferte, übergehen in alle, in denen p2c_523.028
er leben wird. Hier ist keine Bedeutung (wie die Reformirten
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