Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_528.001 p2c_528.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0052" n="528"/><lb n="p2c_528.001"/> , welche ebenfalls im höchsten Odenschwunge sind. <lb n="p2c_528.002"/> Besonders ist hier die Sammlung zu merken, bey welcher <lb n="p2c_528.003"/> Jesaias zum Grunde liegt. Ezechiel ist der hebräische <lb n="p2c_528.004"/> Aeschylus. Die bilderreiche, in Ansehung der Zeiten unbestimmte <lb n="p2c_528.005"/> Sprache der Hebräer ist für die Orakel sehr passend. <lb n="p2c_528.006"/> Als Stücke der <hi rendition="#g">niedern lyrischen</hi> Poesie kann man merken: <lb n="p2c_528.007"/> 1) die <hi rendition="#g">hebräische Elegie,</hi> die oft im Tone der <lb n="p2c_528.008"/> Nänie, oft ein ruhigeres <foreign xml:lang="grc">ἐπικηδειον</foreign> ist. Hier sind besonders <lb n="p2c_528.009"/> die Klagelieder des Jeremias anzuführen, eine Sammlung <lb n="p2c_528.010"/> in Form der <hi rendition="#g">Todtengesänge</hi> gewöhnlich in fünf <lb n="p2c_528.011"/> Theilen und dramatisirend. Die Verse sind alphabetisch, <lb n="p2c_528.012"/> das Metrum langsam, schleppend, vielsylbig. Die Hebräer <lb n="p2c_528.013"/> hatten ganze Elegieensammlungen, mehrere Psalmen <lb n="p2c_528.014"/> sind rührende Elegieen. Vorzüglich schön ist die Elegie <lb n="p2c_528.015"/> Davids auf Sauls und Jonathans Tod mit einem Chor. <lb n="p2c_528.016"/> 2) Die <hi rendition="#g">lyrische</hi> Jdylle der Hebräer. Lyrische Gedichte <lb n="p2c_528.017"/> im naiven Hirtenton. Hierher kann man den Propheten <lb n="p2c_528.018"/> Amos rechnen. ─ Die einzelnen Stücke der <hi rendition="#g">darstellenden</hi> <lb n="p2c_528.019"/> Poesie bey den Hebräern sind: 1) <hi rendition="#g">historisch.</hi> <hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#g">erhabene <lb n="p2c_528.020"/> Geschichte.</hi> Als Heldengedicht kann man die <lb n="p2c_528.021"/> Bücher Moses ansehen, der in mehrerm Betracht der Homer <lb n="p2c_528.022"/> der Hebräer ist. Einzelne dramatische Stücke giebts <lb n="p2c_528.023"/> in den Propheten, die oft personifiziren und handeln lassen. <lb n="p2c_528.024"/> Das Buch Hiob, das hohe Lied Salomonis, sind beyde <lb n="p2c_528.025"/> dramatisirt. Doch ist es keine eigentliche Handlung, weswegen <lb n="p2c_528.026"/> wir das erste zum Lehrgedicht, das andre zur Allegorie <lb n="p2c_528.027"/> zählen. ─ Erhabne Geschichte in Liederform, wie altyrinchische <lb n="p2c_528.028"/> Hymnen ─ kleine historische Psalmen, z. B. 78. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [528/0052]
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, welche ebenfalls im höchsten Odenschwunge sind. p2c_528.002
Besonders ist hier die Sammlung zu merken, bey welcher p2c_528.003
Jesaias zum Grunde liegt. Ezechiel ist der hebräische p2c_528.004
Aeschylus. Die bilderreiche, in Ansehung der Zeiten unbestimmte p2c_528.005
Sprache der Hebräer ist für die Orakel sehr passend. p2c_528.006
Als Stücke der niedern lyrischen Poesie kann man merken: p2c_528.007
1) die hebräische Elegie, die oft im Tone der p2c_528.008
Nänie, oft ein ruhigeres ἐπικηδειον ist. Hier sind besonders p2c_528.009
die Klagelieder des Jeremias anzuführen, eine Sammlung p2c_528.010
in Form der Todtengesänge gewöhnlich in fünf p2c_528.011
Theilen und dramatisirend. Die Verse sind alphabetisch, p2c_528.012
das Metrum langsam, schleppend, vielsylbig. Die Hebräer p2c_528.013
hatten ganze Elegieensammlungen, mehrere Psalmen p2c_528.014
sind rührende Elegieen. Vorzüglich schön ist die Elegie p2c_528.015
Davids auf Sauls und Jonathans Tod mit einem Chor. p2c_528.016
2) Die lyrische Jdylle der Hebräer. Lyrische Gedichte p2c_528.017
im naiven Hirtenton. Hierher kann man den Propheten p2c_528.018
Amos rechnen. ─ Die einzelnen Stücke der darstellenden p2c_528.019
Poesie bey den Hebräern sind: 1) historisch. a) erhabene p2c_528.020
Geschichte. Als Heldengedicht kann man die p2c_528.021
Bücher Moses ansehen, der in mehrerm Betracht der Homer p2c_528.022
der Hebräer ist. Einzelne dramatische Stücke giebts p2c_528.023
in den Propheten, die oft personifiziren und handeln lassen. p2c_528.024
Das Buch Hiob, das hohe Lied Salomonis, sind beyde p2c_528.025
dramatisirt. Doch ist es keine eigentliche Handlung, weswegen p2c_528.026
wir das erste zum Lehrgedicht, das andre zur Allegorie p2c_528.027
zählen. ─ Erhabne Geschichte in Liederform, wie altyrinchische p2c_528.028
Hymnen ─ kleine historische Psalmen, z. B. 78.
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