Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_530.001 p2c_530.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0054" n="530"/><lb n="p2c_530.001"/> Psalmen, die alphabetischen. 3) Es giebt auch <hi rendition="#g">beschreibende</hi> <lb n="p2c_530.002"/> Gedichte, <hi rendition="#g">Beschreibungen</hi> in Liederform. Manche <lb n="p2c_530.003"/> Psalmen sind hierher zu rechnen, die nicht den freyen <lb n="p2c_530.004"/> lyrischen Charakter haben, sondern die Majestät Gottes im <lb n="p2c_530.005"/> Weltall schildern. 4) Endlich giebt es auch <hi rendition="#g">allegorische</hi> <lb n="p2c_530.006"/> Gedichte. Hierher kann man im alten Testamente nach <lb n="p2c_530.007"/> christlicher Auslegung besonders das <hi rendition="#g">hohe Lied</hi> Salomons <lb n="p2c_530.008"/> rechnen. Es ist eine <hi rendition="#g">mystische</hi> Allegorie, die nur erst <lb n="p2c_530.009"/> durch das Christenthum volle Bedeutung erhielt. Gott <lb n="p2c_530.010"/> <hi rendition="#g">liebt</hi> die Seelenwelt, wie schon nach hebräischer Vorstellungsart <lb n="p2c_530.011"/> Jehova seine Nazion, und sie wird mit ihm vermählt. <lb n="p2c_530.012"/> ─ <hi rendition="#g">Christus</hi> deutet auch oft auf diese Allegorie, <lb n="p2c_530.013"/> wie er sich überhaupt als moralischer Lehrer der <hi rendition="#g">Parabeln</hi> <lb n="p2c_530.014"/> bedient.</p> <lb n="p2c_530.015"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> <div n="1"> </div> </body> </text> </TEI> [530/0054]
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Psalmen, die alphabetischen. 3) Es giebt auch beschreibende p2c_530.002
Gedichte, Beschreibungen in Liederform. Manche p2c_530.003
Psalmen sind hierher zu rechnen, die nicht den freyen p2c_530.004
lyrischen Charakter haben, sondern die Majestät Gottes im p2c_530.005
Weltall schildern. 4) Endlich giebt es auch allegorische p2c_530.006
Gedichte. Hierher kann man im alten Testamente nach p2c_530.007
christlicher Auslegung besonders das hohe Lied Salomons p2c_530.008
rechnen. Es ist eine mystische Allegorie, die nur erst p2c_530.009
durch das Christenthum volle Bedeutung erhielt. Gott p2c_530.010
liebt die Seelenwelt, wie schon nach hebräischer Vorstellungsart p2c_530.011
Jehova seine Nazion, und sie wird mit ihm vermählt. p2c_530.012
─ Christus deutet auch oft auf diese Allegorie, p2c_530.013
wie er sich überhaupt als moralischer Lehrer der Parabeln p2c_530.014
bedient.
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