Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_554.001 §. 12. p2c_554.006 p2c_554.010 p2c_554.001 §. 12. p2c_554.006 p2c_554.010 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0078" n="554"/><lb n="p2c_554.001"/> trochäisches oder jambisches Metrum, und so ist es <lb n="p2c_554.002"/> gewöhnlich bey den neuern Hymnendichtern geblieben, welche <lb n="p2c_554.003"/> Stanzen und Reime angenommen haben. Manche alte Kritiker <lb n="p2c_554.004"/> hielten den Jamben für unverträglich mit der Hymne.</p> <lb n="p2c_554.005"/> <p> <hi rendition="#c">§. 12.</hi> </p> <p><lb n="p2c_554.006"/> 5) <hi rendition="#g">Zufällige</hi> Formen und besondere <hi rendition="#g">Veranlassungen</hi> <lb n="p2c_554.007"/> haben auch der Hymne zuweilen noch besondere <lb n="p2c_554.008"/> Namen gegeben, ohne jedoch die Benennung <lb n="p2c_554.009"/> der Gattung dabey ganz aufzuheben.</p> <p><lb n="p2c_554.010"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> Hierher kann man rechnen: 1) die <lb n="p2c_554.011"/> Kriegslieder. Tyrtäus hat zwar die <hi rendition="#g">elegische</hi> Form. <lb n="p2c_554.012"/> Seine Gedichte nähern sich aber den Hymnen. Mehr romantisch <lb n="p2c_554.013"/> sind Gleims preußische Kriegslieder ─ und Weissens <lb n="p2c_554.014"/> Amazonenlieder. 2) Die Siegeshymnen hießen bey <lb n="p2c_554.015"/> den Griechen <hi rendition="#g">Päane.</hi> Dies waren also keine Epinicia, <lb n="p2c_554.016"/> wo Sieger in Spielen besungen wurden, sondern feyerliche <lb n="p2c_554.017"/> Danklieder nach gewonnener Schlacht, wie unser <hi rendition="#aq">Te Deum</hi>. <lb n="p2c_554.018"/> Der Ausruf <foreign xml:lang="grc">ἰη παιαν</foreign> soll bey diesen Liedern gewöhnlich gewesen <lb n="p2c_554.019"/> seyn. Doch brauchen die Griechen auch zuweilen das <lb n="p2c_554.020"/> Wort Päan von andern Liedern beym Opfern, z. B. im <lb n="p2c_554.021"/> Homer. Es giebt auch Skolien, die Päane genennt wurden, <lb n="p2c_554.022"/> z. B. Atiphrons Päan auf die Hygieia, des Aristoteles <lb n="p2c_554.023"/> Päan auf den Hermias, ein feuriges Loblied auf die Tugend. <lb n="p2c_554.024"/> 3) Die gottesdienstlichen Gesänge vor dem Altar <lb n="p2c_554.025"/> nannte man Hymnen insbesondere. Die in den Mysterien <lb n="p2c_554.026"/> gewöhnlichen hießen dann zuweilen <foreign xml:lang="grc">τελεται</foreign>, und bestanden </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [554/0078]
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trochäisches oder jambisches Metrum, und so ist es p2c_554.002
gewöhnlich bey den neuern Hymnendichtern geblieben, welche p2c_554.003
Stanzen und Reime angenommen haben. Manche alte Kritiker p2c_554.004
hielten den Jamben für unverträglich mit der Hymne.
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§. 12.
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5) Zufällige Formen und besondere Veranlassungen p2c_554.007
haben auch der Hymne zuweilen noch besondere p2c_554.008
Namen gegeben, ohne jedoch die Benennung p2c_554.009
der Gattung dabey ganz aufzuheben.
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Anmerk. Hierher kann man rechnen: 1) die p2c_554.011
Kriegslieder. Tyrtäus hat zwar die elegische Form. p2c_554.012
Seine Gedichte nähern sich aber den Hymnen. Mehr romantisch p2c_554.013
sind Gleims preußische Kriegslieder ─ und Weissens p2c_554.014
Amazonenlieder. 2) Die Siegeshymnen hießen bey p2c_554.015
den Griechen Päane. Dies waren also keine Epinicia, p2c_554.016
wo Sieger in Spielen besungen wurden, sondern feyerliche p2c_554.017
Danklieder nach gewonnener Schlacht, wie unser Te Deum. p2c_554.018
Der Ausruf ἰη παιαν soll bey diesen Liedern gewöhnlich gewesen p2c_554.019
seyn. Doch brauchen die Griechen auch zuweilen das p2c_554.020
Wort Päan von andern Liedern beym Opfern, z. B. im p2c_554.021
Homer. Es giebt auch Skolien, die Päane genennt wurden, p2c_554.022
z. B. Atiphrons Päan auf die Hygieia, des Aristoteles p2c_554.023
Päan auf den Hermias, ein feuriges Loblied auf die Tugend. p2c_554.024
3) Die gottesdienstlichen Gesänge vor dem Altar p2c_554.025
nannte man Hymnen insbesondere. Die in den Mysterien p2c_554.026
gewöhnlichen hießen dann zuweilen τελεται, und bestanden
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