p2c_570.001 Anmerk. 2. Es giebt dramatisirte Elegien. p2c_570.002 Klopstocks Selmar und Selma. - Schon beym Catull p2c_570.003 ist eine Unterredung des Dichters mit einer Thür im Elegienton. p2c_570.004 Doch verdient das Gedicht nicht den Nahmen p2c_570.005 einer Elegie. - Es giebt Elegieen in Briefform, p2c_570.006 ohne daß man sie deshalb gerade schon zu den poetischen p2c_570.007 Episteln zählt. Oft redet Tibull zu Anfang seiner Elegie p2c_570.008 einen Freund an. Dies kann man sich auch ohne einen p2c_570.009 Brief erklären. Allein Catulls Elegie an den Manlius, p2c_570.010 wo er den Tod seines Bruders beklagt, hat die Briefform. p2c_570.011 Ovids Elegien, die er ex Ponto an seine Freunde schickte, p2c_570.012 haben den Nahmen epistolae. Jhr Ton ist auch oft so p2c_570.013 matt, daß man sie zu wirklichen poetischen Episteln rechnen p2c_570.014 kann. Die wirklichen poetischen Episteln haben nämlich p2c_570.015 schon mehr die Sprache des gemeinen Lebens, und wenig p2c_570.016 Lyrisches. -
p2c_570.017 Anmerk. 3. Zuweilen bekömmt die Elegiep2c_570.018 durch eine besondre Untergattung und Modificationp2c_570.019 des Schönen, die sie enthält, eigne Gestalt und p2c_570.020 Nahmen. So erscheint sie, wenn der Dichter die idyllischnaive p2c_570.021 Sprache der Hirtenwelt spricht, als 1) lyrischep2c_570.022 Jdylle, z. B. Kleists Amynt. - Man hat die lyrischen p2c_570.023 Jdyllen zuweilen Schäferoden genannt. p2c_570.024 Wenn man Ode blos im Sinn von eidullion ein kleines p2c_570.025 vollendetes Gemälde nimmt, so mag das gehn. Da aber p2c_570.026 die Ode dem Jnhalt nach die Gemüthsstimmung des höhern p2c_570.027 Schönen voraussetzt, und eine Schäferwelt nur Empfindung
p2c_570.001 Anmerk. 2. Es giebt dramatisirte Elegien. p2c_570.002 Klopstocks Selmar und Selma. ─ Schon beym Catull p2c_570.003 ist eine Unterredung des Dichters mit einer Thür im Elegienton. p2c_570.004 Doch verdient das Gedicht nicht den Nahmen p2c_570.005 einer Elegie. ─ Es giebt Elegieen in Briefform, p2c_570.006 ohne daß man sie deshalb gerade schon zu den poetischen p2c_570.007 Episteln zählt. Oft redet Tibull zu Anfang seiner Elegie p2c_570.008 einen Freund an. Dies kann man sich auch ohne einen p2c_570.009 Brief erklären. Allein Catulls Elegie an den Manlius, p2c_570.010 wo er den Tod seines Bruders beklagt, hat die Briefform. p2c_570.011 Ovids Elegien, die er ex Ponto an seine Freunde schickte, p2c_570.012 haben den Nahmen epistolae. Jhr Ton ist auch oft so p2c_570.013 matt, daß man sie zu wirklichen poetischen Episteln rechnen p2c_570.014 kann. Die wirklichen poetischen Episteln haben nämlich p2c_570.015 schon mehr die Sprache des gemeinen Lebens, und wenig p2c_570.016 Lyrisches. ─
p2c_570.017 Anmerk. 3. Zuweilen bekömmt die Elegiep2c_570.018 durch eine besondre Untergattung und Modificationp2c_570.019 des Schönen, die sie enthält, eigne Gestalt und p2c_570.020 Nahmen. So erscheint sie, wenn der Dichter die idyllischnaive p2c_570.021 Sprache der Hirtenwelt spricht, als 1) lyrischep2c_570.022 Jdylle, z. B. Kleists Amynt. ─ Man hat die lyrischen p2c_570.023 Jdyllen zuweilen Schäferoden genannt. p2c_570.024 Wenn man Ode blos im Sinn von ειδυλλιον ein kleines p2c_570.025 vollendetes Gemälde nimmt, so mag das gehn. Da aber p2c_570.026 die Ode dem Jnhalt nach die Gemüthsstimmung des höhern p2c_570.027 Schönen voraussetzt, und eine Schäferwelt nur Empfindung
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Anmerk. 2. Es giebt dramatisirte Elegien. p2c_570.002
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Doch verdient das Gedicht nicht den Nahmen p2c_570.005
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Ovids Elegien, die er ex Ponto an seine Freunde schickte, p2c_570.012
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des Schönen, die sie enthält, eigne Gestalt und p2c_570.020
Nahmen. So erscheint sie, wenn der Dichter die idyllischnaive p2c_570.021
Sprache der Hirtenwelt spricht, als 1) lyrische p2c_570.022
Jdylle, z. B. Kleists Amynt. ─ Man hat die lyrischen p2c_570.023
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/94>, abgerufen am 16.07.2024.
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