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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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als eine anerkannte Methode regelmäßiger Lebensführung, welche
den häuslichen Herd ersetzt, beseitigt - bis dahin ist die Con-
sequenz der neuen Productionsweise noch nicht gelangt.

Die Gründe liegen nahe. Es mag für die Jndividualität
des Familienlebens gleichgültig geworden sein, woher die Strümpfe
und die Kleider kommen, die darinnen verbraucht werden. Da-
gegen sträubt sich dieselbe gegen die Vernichtung der Eigenart
jener innersten Theile des häuslichen Daseins, welche um den
Herd, um den Tisch, um die Erziehung des nachwachsenden Ge-
schlechts sich gruppiren. Es ist der Rest individueller Freiheit,
es ist die Zufluchtsstätte des Fürsichseins, die dem civilisirten
Menschen geblieben ist, nachdem er sich mit hunderterlei Rück-
sichten gegen Staat und Gesellschaft abgefunden hat. Es ge-
hört zu den Schattenseiten derjenigen neuen Technik, welche uns
die alte Last der häuslichen Wasserversorgung, der Beleuchtung,
der Heizung, der Entwässerung durch neue, centralistische Appa-
rate abgenommen hat, daß sie unseren Haushalt so viel ab-
hängiger macht von der größeren Einheit, in die wir dadurch
verkettet werden. Aber wenn wir wegen der unbestreitbaren
Vorzüge solche Schattenseiten in den Kauf nehmen, so ver-
theidigen wir desto energischer das, was uns übrig geblieben ist,
die ruhige Stunde, den ruhigen Winkel im Hause, in die nichts
von dieser äußeren Welt eindringt.

Es ist ja nicht zu leugnen, daß die rein ökonomischen
Wahrheiten dieselben sind für die Zubereitung des täglichen
Essens, wie für die Fabrication von Strümpfen. Jn beiden
Fällen ist die Herstellung im Großen mit centralisirten Appa-
raten, wie es unsere Kasernen, unsere Volksküchen u. s. w. zeigen,
das ökonomisch Zweckmäßigere. Jndessen solange überhaupt
die ökonomischen Mittel vorhanden sind, den höheren Preis für
die individuelle Familienküche zu zahlen, ist diese das Bessere,

als eine anerkannte Methode regelmäßiger Lebensführung, welche
den häuslichen Herd ersetzt, beseitigt – bis dahin ist die Con-
sequenz der neuen Productionsweise noch nicht gelangt.

Die Gründe liegen nahe. Es mag für die Jndividualität
des Familienlebens gleichgültig geworden sein, woher die Strümpfe
und die Kleider kommen, die darinnen verbraucht werden. Da-
gegen sträubt sich dieselbe gegen die Vernichtung der Eigenart
jener innersten Theile des häuslichen Daseins, welche um den
Herd, um den Tisch, um die Erziehung des nachwachsenden Ge-
schlechts sich gruppiren. Es ist der Rest individueller Freiheit,
es ist die Zufluchtsstätte des Fürsichseins, die dem civilisirten
Menschen geblieben ist, nachdem er sich mit hunderterlei Rück-
sichten gegen Staat und Gesellschaft abgefunden hat. Es ge-
hört zu den Schattenseiten derjenigen neuen Technik, welche uns
die alte Last der häuslichen Wasserversorgung, der Beleuchtung,
der Heizung, der Entwässerung durch neue, centralistische Appa-
rate abgenommen hat, daß sie unseren Haushalt so viel ab-
hängiger macht von der größeren Einheit, in die wir dadurch
verkettet werden. Aber wenn wir wegen der unbestreitbaren
Vorzüge solche Schattenseiten in den Kauf nehmen, so ver-
theidigen wir desto energischer das, was uns übrig geblieben ist,
die ruhige Stunde, den ruhigen Winkel im Hause, in die nichts
von dieser äußeren Welt eindringt.

Es ist ja nicht zu leugnen, daß die rein ökonomischen
Wahrheiten dieselben sind für die Zubereitung des täglichen
Essens, wie für die Fabrication von Strümpfen. Jn beiden
Fällen ist die Herstellung im Großen mit centralisirten Appa-
raten, wie es unsere Kasernen, unsere Volksküchen u. s. w. zeigen,
das ökonomisch Zweckmäßigere. Jndessen solange überhaupt
die ökonomischen Mittel vorhanden sind, den höheren Preis für
die individuelle Familienküche zu zahlen, ist diese das Bessere,

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[136/0152] als eine anerkannte Methode regelmäßiger Lebensführung, welche den häuslichen Herd ersetzt, beseitigt – bis dahin ist die Con- sequenz der neuen Productionsweise noch nicht gelangt. Die Gründe liegen nahe. Es mag für die Jndividualität des Familienlebens gleichgültig geworden sein, woher die Strümpfe und die Kleider kommen, die darinnen verbraucht werden. Da- gegen sträubt sich dieselbe gegen die Vernichtung der Eigenart jener innersten Theile des häuslichen Daseins, welche um den Herd, um den Tisch, um die Erziehung des nachwachsenden Ge- schlechts sich gruppiren. Es ist der Rest individueller Freiheit, es ist die Zufluchtsstätte des Fürsichseins, die dem civilisirten Menschen geblieben ist, nachdem er sich mit hunderterlei Rück- sichten gegen Staat und Gesellschaft abgefunden hat. Es ge- hört zu den Schattenseiten derjenigen neuen Technik, welche uns die alte Last der häuslichen Wasserversorgung, der Beleuchtung, der Heizung, der Entwässerung durch neue, centralistische Appa- rate abgenommen hat, daß sie unseren Haushalt so viel ab- hängiger macht von der größeren Einheit, in die wir dadurch verkettet werden. Aber wenn wir wegen der unbestreitbaren Vorzüge solche Schattenseiten in den Kauf nehmen, so ver- theidigen wir desto energischer das, was uns übrig geblieben ist, die ruhige Stunde, den ruhigen Winkel im Hause, in die nichts von dieser äußeren Welt eindringt. Es ist ja nicht zu leugnen, daß die rein ökonomischen Wahrheiten dieselben sind für die Zubereitung des täglichen Essens, wie für die Fabrication von Strümpfen. Jn beiden Fällen ist die Herstellung im Großen mit centralisirten Appa- raten, wie es unsere Kasernen, unsere Volksküchen u. s. w. zeigen, das ökonomisch Zweckmäßigere. Jndessen solange überhaupt die ökonomischen Mittel vorhanden sind, den höheren Preis für die individuelle Familienküche zu zahlen, ist diese das Bessere,

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2021-02-18T15:54:56Z)

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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/152>, abgerufen am 05.12.2024.