Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Entwickelung der Zahl der Eheschließungen, und eben diese
zeigt die behauptete Abnahme keineswegs.

Mehr beweist es, wenn wir feststellen, was keine neue
Erscheinung ist, daß die Lebensbedingungen, und zwar zunächst
die von der Natur mitgegebenen, für das weibliche Geschlecht
günstiger sind, als für das männliche, daß es der Sterblichkeit
einen stärkeren Widerstand entgegensetzt, als dieses. Jn jedem
europäischen Lande werden mehr Knaben geboren als Mädchen;
im Deutschen Reiche sechs vom Hundert mehr*) Aber die
Sterblichkeit der Knaben ist so viel größer, als die der Mädchen,
daß bereits unter den Zehn- bis Zwanzigjährigen die Zahl der
weiblichen Personen um etwas größer ist, als die der männ-
lichen, und dieser Ueberschuß nimmt im Laufe der Lebensjahre

*)
106,1ProcentfürdasJahr1893,
106,2""""1891,
106,1""""1883,
106,2""""1882.
Diese Constanz zeigt sich aber nur bei so großen Zahlen wie denen
des Reiches (1893: geboren 992466 Knaben gegen 935758 Mädchen).
Jn kleineren Theilgebieten des Reiches zeigen sich große Verschieden-
heiten von Jahr zu Jahr; z. B. im Fürstenthum Reuß ältere Linie
109,9ProcentfürdasJahr1893,
101,8""""1891,
117,3""""1883,
104,1""""1882.
(Vergl. Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1895.)
Nach der Zählung vom 1. December 1890 standen im Alter von
20-50 Jahren:
9509115männlichePersonen,
9931634weibliche"
Jm Alter über fünfzig Jahre:
3623285männlichePersonen,
4189685weibliche"

Entwickelung der Zahl der Eheschließungen, und eben diese
zeigt die behauptete Abnahme keineswegs.

Mehr beweist es, wenn wir feststellen, was keine neue
Erscheinung ist, daß die Lebensbedingungen, und zwar zunächst
die von der Natur mitgegebenen, für das weibliche Geschlecht
günstiger sind, als für das männliche, daß es der Sterblichkeit
einen stärkeren Widerstand entgegensetzt, als dieses. Jn jedem
europäischen Lande werden mehr Knaben geboren als Mädchen;
im Deutschen Reiche sechs vom Hundert mehr*) Aber die
Sterblichkeit der Knaben ist so viel größer, als die der Mädchen,
daß bereits unter den Zehn- bis Zwanzigjährigen die Zahl der
weiblichen Personen um etwas größer ist, als die der männ-
lichen, und dieser Ueberschuß nimmt im Laufe der Lebensjahre

*)
106,1ProcentfürdasJahr1893,
106,21891,
106,11883,
106,21882.
Diese Constanz zeigt sich aber nur bei so großen Zahlen wie denen
des Reiches (1893: geboren 992466 Knaben gegen 935758 Mädchen).
Jn kleineren Theilgebieten des Reiches zeigen sich große Verschieden-
heiten von Jahr zu Jahr; z. B. im Fürstenthum Reuß ältere Linie
109,9ProcentfürdasJahr1893,
101,81891,
117,31883,
104,11882.
(Vergl. Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1895.)
Nach der Zählung vom 1. December 1890 standen im Alter von
20-50 Jahren:
9509115männlichePersonen,
9931634weibliche
Jm Alter über fünfzig Jahre:
3623285männlichePersonen,
4189685weibliche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0071" n="55"/>
Entwickelung der Zahl der Eheschließungen, und eben diese<lb/>
zeigt die behauptete Abnahme keineswegs.</p><lb/>
            <p>Mehr beweist es, wenn wir feststellen, was keine neue<lb/>
Erscheinung ist, daß die Lebensbedingungen, und zwar zunächst<lb/>
die von der Natur mitgegebenen, für das weibliche Geschlecht<lb/>
günstiger sind, als für das männliche, daß es der Sterblichkeit<lb/>
einen stärkeren Widerstand entgegensetzt, als dieses. Jn jedem<lb/>
europäischen Lande werden mehr Knaben geboren als Mädchen;<lb/>
im Deutschen Reiche sechs vom Hundert mehr<note place="foot" n="*)"><table><row><cell>106,1</cell><cell>Procent</cell><cell>für</cell><cell>das</cell><cell>Jahr</cell><cell>1893,</cell></row><lb/><row><cell>106,2</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>1891,</cell></row><lb/><row><cell>106,1</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>1883,</cell></row><lb/><row><cell>106,2</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>1882.</cell></row><lb/></table><p>Diese Constanz zeigt sich aber nur bei so großen Zahlen wie denen<lb/>
des Reiches (1893: geboren 992466 Knaben gegen 935758 Mädchen).<lb/>
Jn kleineren Theilgebieten des Reiches zeigen sich große Verschieden-<lb/>
heiten von Jahr zu Jahr; z. B. im Fürstenthum Reuß ältere Linie</p><lb/><table><row><cell>109,9</cell><cell>Procent</cell><cell>für</cell><cell>das</cell><cell>Jahr</cell><cell>1893,</cell></row><lb/><row><cell>101,8</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>1891,</cell></row><lb/><row><cell>117,3</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>1883,</cell></row><lb/><row><cell>104,1</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>&#x3003;</cell><cell>1882.</cell></row><lb/></table><p>(Vergl. Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1895.)</p><lb/><p>Nach der Zählung vom 1. December 1890 standen im Alter von<lb/>
20-50 Jahren:</p><lb/><table><row><cell>9509115</cell><cell>männliche</cell><cell>Personen,</cell></row><lb/><row><cell>9931634</cell><cell>weibliche</cell><cell>&#x3003;</cell></row><lb/></table><p>Jm Alter über fünfzig Jahre:</p><lb/><table><row><cell>3623285</cell><cell>männliche</cell><cell>Personen,</cell></row><lb/><row><cell>4189685</cell><cell>weibliche</cell><cell>&#x3003;</cell></row><lb/></table></note> Aber die<lb/>
Sterblichkeit der Knaben ist so viel größer, als die der Mädchen,<lb/>
daß bereits unter den Zehn- bis Zwanzigjährigen die Zahl der<lb/>
weiblichen Personen um etwas größer ist, als die der männ-<lb/>
lichen, und dieser Ueberschuß nimmt im Laufe der Lebensjahre<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0071] Entwickelung der Zahl der Eheschließungen, und eben diese zeigt die behauptete Abnahme keineswegs. Mehr beweist es, wenn wir feststellen, was keine neue Erscheinung ist, daß die Lebensbedingungen, und zwar zunächst die von der Natur mitgegebenen, für das weibliche Geschlecht günstiger sind, als für das männliche, daß es der Sterblichkeit einen stärkeren Widerstand entgegensetzt, als dieses. Jn jedem europäischen Lande werden mehr Knaben geboren als Mädchen; im Deutschen Reiche sechs vom Hundert mehr *) Aber die Sterblichkeit der Knaben ist so viel größer, als die der Mädchen, daß bereits unter den Zehn- bis Zwanzigjährigen die Zahl der weiblichen Personen um etwas größer ist, als die der männ- lichen, und dieser Ueberschuß nimmt im Laufe der Lebensjahre *) 106,1 Procent für das Jahr 1893, 106,2 〃 〃 〃 〃 1891, 106,1 〃 〃 〃 〃 1883, 106,2 〃 〃 〃 〃 1882. Diese Constanz zeigt sich aber nur bei so großen Zahlen wie denen des Reiches (1893: geboren 992466 Knaben gegen 935758 Mädchen). Jn kleineren Theilgebieten des Reiches zeigen sich große Verschieden- heiten von Jahr zu Jahr; z. B. im Fürstenthum Reuß ältere Linie 109,9 Procent für das Jahr 1893, 101,8 〃 〃 〃 〃 1891, 117,3 〃 〃 〃 〃 1883, 104,1 〃 〃 〃 〃 1882. (Vergl. Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1895.) Nach der Zählung vom 1. December 1890 standen im Alter von 20-50 Jahren: 9509115 männliche Personen, 9931634 weibliche 〃 Jm Alter über fünfzig Jahre: 3623285 männliche Personen, 4189685 weibliche 〃

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2021-02-18T15:54:56Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/71
Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/71>, abgerufen am 04.12.2024.