Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].Totalement Nix! Das ist ja Alles so gleichgültig. Aber -- hielt sich Adam plötzlich selber auf -- Totalement Nix! Das iſt ja Alles ſo gleichgültig. Aber — hielt ſich Adam plötzlich ſelber auf — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="165"/> Totalement Nix! Das iſt ja Alles ſo gleichgültig.<lb/> Aber das Volk — hm! das Volk — das ‚Volk‘! ..<lb/> Man könnte mit ſeiner Hülfe unter Umſtänden<lb/> eine vorzügliche Carri<hi rendition="#aq">è</hi>re machen! Socialdemokra-<lb/> tiſcher Reichstagsabgeordneter! Donnerwetter! das<lb/> wäre 'was? Nicht? Hm! Nur die Glac<hi rendition="#aq">é</hi>handſchuhe<lb/> müßte man ſich abgewöhnen .. und .. und ſich<lb/> nicht mehr darüber wundern, daß es die Menſchen<lb/> für eminent überflüſſig halten, ihren geliebten Mit-<lb/> menſchen eine Lüge nachzurechnen und demonſtrativ<lb/> vorzuwerfen! .. Doch .. die Zukunftsidee des<lb/> Proletariats — ſie <hi rendition="#g">wird</hi> und <hi rendition="#g">wächſt</hi> — und<lb/> ſie <hi rendition="#g">ſiegt</hi> auch zweifellos einmal — aber ich —<lb/> declamirte ſich Adam mit ſonorem Pathos vor — ich<lb/> ruhe mich doch von den Strapazen, Dummheiten und<lb/> Narrenspoſſen des Lebens wahrhaftig viel lieber <hi rendition="#aq">à la</hi><lb/> Hamlet zwiſchen den Beinen eines Weibes aus, als<lb/> innerhalb der vier Wände einer monſtröſen Gefäng-<lb/> nißzelle ... Und ſo kommt man denn allmählich da-<lb/> hinter, daß man zu <hi rendition="#g">Allem</hi> und noch Verſchiedenem<lb/> außerdem verflucht untauglich iſt! ..</p><lb/> <p>Aber — hielt ſich Adam plötzlich ſelber auf —<lb/> wie oft ſchon habe ich dieſes dumme, triſte, oberfaule<lb/> Zeug durchgewürgt! Es iſt ja leider Alles ſo<lb/> ſcandalös richtig, doch ſollte man ſich das Blech<lb/> nicht zu oft vorkauen. Laſſen wir wieder einmal<lb/> die Zukunft eben — Zukunft und die Gegenwart<lb/> eben — Gegenwart ſein! Das Andere ‚findet ſich‘<lb/> ſchon von ‚janz alleene‘ .. Trinken wir lieber<lb/> noch 'n Glas Abſynth! Den erſten Schluck auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0173]
Totalement Nix! Das iſt ja Alles ſo gleichgültig.
Aber das Volk — hm! das Volk — das ‚Volk‘! ..
Man könnte mit ſeiner Hülfe unter Umſtänden
eine vorzügliche Carrière machen! Socialdemokra-
tiſcher Reichstagsabgeordneter! Donnerwetter! das
wäre 'was? Nicht? Hm! Nur die Glacéhandſchuhe
müßte man ſich abgewöhnen .. und .. und ſich
nicht mehr darüber wundern, daß es die Menſchen
für eminent überflüſſig halten, ihren geliebten Mit-
menſchen eine Lüge nachzurechnen und demonſtrativ
vorzuwerfen! .. Doch .. die Zukunftsidee des
Proletariats — ſie wird und wächſt — und
ſie ſiegt auch zweifellos einmal — aber ich —
declamirte ſich Adam mit ſonorem Pathos vor — ich
ruhe mich doch von den Strapazen, Dummheiten und
Narrenspoſſen des Lebens wahrhaftig viel lieber à la
Hamlet zwiſchen den Beinen eines Weibes aus, als
innerhalb der vier Wände einer monſtröſen Gefäng-
nißzelle ... Und ſo kommt man denn allmählich da-
hinter, daß man zu Allem und noch Verſchiedenem
außerdem verflucht untauglich iſt! ..
Aber — hielt ſich Adam plötzlich ſelber auf —
wie oft ſchon habe ich dieſes dumme, triſte, oberfaule
Zeug durchgewürgt! Es iſt ja leider Alles ſo
ſcandalös richtig, doch ſollte man ſich das Blech
nicht zu oft vorkauen. Laſſen wir wieder einmal
die Zukunft eben — Zukunft und die Gegenwart
eben — Gegenwart ſein! Das Andere ‚findet ſich‘
ſchon von ‚janz alleene‘ .. Trinken wir lieber
noch 'n Glas Abſynth! Den erſten Schluck auf
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