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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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"Wie Sie wollen, Herr Doctor .. doch muß ich
Ihnen nun bemerken, daß damit die Sache auch auf-
gehört hat, mich zu interessiren. Ihnen -- Ihnen
persönlich hätte ich vielleicht -- ja! sicher geholfen,
denn Sie sind -- sind mir -- -- doch das -- das
gehört nicht hierher -- -- für Menschen dagegen, die
mir vollkommen fremd und unbekannt sind, habe ich
kein so starkes Interesse, daß ich für sie Opfer bringen
könnte .. Meine ehrliche Meinung, Herr Doctor --!"

Lydia hatte sich von dem Stuhle, auf dem sie
seit dem Beginn des Gesprächs gesessen, erhoben und
war an ihren Schreibtisch getreten. Sie stand da,
den Kopf ein Wenig geneigt, die volle, elegante Büste
prachtvoll zum Ausdruck gebracht. Sie hatte ein
kleines, gläsernes Lineal ergriffen, mit welchem sie
auf einem Briefbeschwerer herumtrommelte.

"So --!" sagte Adam kalt und herb und erhob
sich ebenfalls. "Gnädige Frau scheinen allerdings sehr
merkwürdige moralische Prinzipien zu haben --"

"Wieso --?" Lydia schnellte herum und hielt
Adam mit großen, funkelnden Augen fest.

"Wieso --? Na! mein Gott, das ist doch
einleuchtend! Wenn Sie so subjektiv, so willkürlich
sind in der Ausübung Ihrer Menschenpflicht, so
möchte ich beinahe glauben -- verzeihen Sie gütigst
meine Keckheit! -- daß Sie überhaupt gar nicht
wissen, was eigentlich -- --"

"Herr Doctor --!"

"Gnädige Frau --?"

"Sie scheinen gewisse .. unartige Gewohnheiten

„Wie Sie wollen, Herr Doctor .. doch muß ich
Ihnen nun bemerken, daß damit die Sache auch auf-
gehört hat, mich zu intereſſiren. Ihnen — Ihnen
perſönlich hätte ich vielleicht — ja! ſicher geholfen,
denn Sie ſind — ſind mir — — doch das — das
gehört nicht hierher — — für Menſchen dagegen, die
mir vollkommen fremd und unbekannt ſind, habe ich
kein ſo ſtarkes Intereſſe, daß ich für ſie Opfer bringen
könnte .. Meine ehrliche Meinung, Herr Doctor —!“

Lydia hatte ſich von dem Stuhle, auf dem ſie
ſeit dem Beginn des Geſprächs geſeſſen, erhoben und
war an ihren Schreibtiſch getreten. Sie ſtand da,
den Kopf ein Wenig geneigt, die volle, elegante Büſte
prachtvoll zum Ausdruck gebracht. Sie hatte ein
kleines, gläſernes Lineal ergriffen, mit welchem ſie
auf einem Briefbeſchwerer herumtrommelte.

„So —!“ ſagte Adam kalt und herb und erhob
ſich ebenfalls. „Gnädige Frau ſcheinen allerdings ſehr
merkwürdige moraliſche Prinzipien zu haben —“

„Wieſo —?“ Lydia ſchnellte herum und hielt
Adam mit großen, funkelnden Augen feſt.

„Wieſo —? Na! mein Gott, das iſt doch
einleuchtend! Wenn Sie ſo ſubjektiv, ſo willkürlich
ſind in der Ausübung Ihrer Menſchenpflicht, ſo
möchte ich beinahe glauben — verzeihen Sie gütigſt
meine Keckheit! — daß Sie überhaupt gar nicht
wiſſen, was eigentlich — —“

„Herr Doctor —!“

„Gnädige Frau —?“

„Sie ſcheinen gewiſſe .. unartige Gewohnheiten

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[381/0389] „Wie Sie wollen, Herr Doctor .. doch muß ich Ihnen nun bemerken, daß damit die Sache auch auf- gehört hat, mich zu intereſſiren. Ihnen — Ihnen perſönlich hätte ich vielleicht — ja! ſicher geholfen, denn Sie ſind — ſind mir — — doch das — das gehört nicht hierher — — für Menſchen dagegen, die mir vollkommen fremd und unbekannt ſind, habe ich kein ſo ſtarkes Intereſſe, daß ich für ſie Opfer bringen könnte .. Meine ehrliche Meinung, Herr Doctor —!“ Lydia hatte ſich von dem Stuhle, auf dem ſie ſeit dem Beginn des Geſprächs geſeſſen, erhoben und war an ihren Schreibtiſch getreten. Sie ſtand da, den Kopf ein Wenig geneigt, die volle, elegante Büſte prachtvoll zum Ausdruck gebracht. Sie hatte ein kleines, gläſernes Lineal ergriffen, mit welchem ſie auf einem Briefbeſchwerer herumtrommelte. „So —!“ ſagte Adam kalt und herb und erhob ſich ebenfalls. „Gnädige Frau ſcheinen allerdings ſehr merkwürdige moraliſche Prinzipien zu haben —“ „Wieſo —?“ Lydia ſchnellte herum und hielt Adam mit großen, funkelnden Augen feſt. „Wieſo —? Na! mein Gott, das iſt doch einleuchtend! Wenn Sie ſo ſubjektiv, ſo willkürlich ſind in der Ausübung Ihrer Menſchenpflicht, ſo möchte ich beinahe glauben — verzeihen Sie gütigſt meine Keckheit! — daß Sie überhaupt gar nicht wiſſen, was eigentlich — —“ „Herr Doctor —!“ „Gnädige Frau —?“ „Sie ſcheinen gewiſſe .. unartige Gewohnheiten

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/389>, abgerufen am 22.11.2024.