Schmutzigem berührt worden. Die Lage des Herrn Doctor war sicher überaus prosaisch. Und Lydia verspürte einen kleinen Hang zur Romantik in sich. Das paßte so gar nicht zusammen, ihr Hang und nackte Bedürfnißhaftigkeit Adams.
"Sie setzen mich in Erstaunen, Herr Doctor --" sagte sie endlich, unsicher und stockend -- "ich hatte nicht erwartet, daß -- --"
"Das war allerdings vorauszusetzen, gnädige Frau -- verzeihen Sie, bitte noch einmal, meine Kühnheit, doch die Noth -- --"
"Geht es Ihnen so schlecht --?" unterbrach Lydia, jetzt von ehrlichster, schnell ausbrechender, aufs Helfen gestimmter Theilnahme ergriffen.
"Mir --? Mir --? Ah so! . Hm! Verstehe schon" bemerkte Adam mit seinem, ironischem Lächeln -- "Sie haben mich nicht ausreden lassen, gnädige Frau -- Ihr gutes Herz ging mit Ihnen durch -- also ich wollte ... wollte nicht von meiner Noth, sondern von der Nothwendigkeit sprechen, die mich zwingt -- --"
"Ist das nicht dasselbe?" fragte Lydia, ein Wenig pikirt ..
"Pardon! Ich glaube kaum .. die Sache ist nämlich außerdem noch die, daß ich das Geld nicht für mich brauche, sondern -- --"
"Ah! .. Aber für wen dann, wenn ich fragen darf --?"
"Lassen Sie das, bitte, mein Geheimniß bleiben, gnädige Frau --"
Schmutzigem berührt worden. Die Lage des Herrn Doctor war ſicher überaus proſaiſch. Und Lydia verſpürte einen kleinen Hang zur Romantik in ſich. Das paßte ſo gar nicht zuſammen, ihr Hang und nackte Bedürfnißhaftigkeit Adams.
„Sie ſetzen mich in Erſtaunen, Herr Doctor —“ ſagte ſie endlich, unſicher und ſtockend — „ich hatte nicht erwartet, daß — —“
„Das war allerdings vorauszuſetzen, gnädige Frau — verzeihen Sie, bitte noch einmal, meine Kühnheit, doch die Noth — —“
„Geht es Ihnen ſo ſchlecht —?“ unterbrach Lydia, jetzt von ehrlichſter, ſchnell ausbrechender, aufs Helfen geſtimmter Theilnahme ergriffen.
„Mir —? Mir —? Ah ſo! . Hm! Verſtehe ſchon“ bemerkte Adam mit ſeinem, ironiſchem Lächeln — „Sie haben mich nicht ausreden laſſen, gnädige Frau — Ihr gutes Herz ging mit Ihnen durch — alſo ich wollte ... wollte nicht von meiner Noth, ſondern von der Nothwendigkeit ſprechen, die mich zwingt — —“
„Iſt das nicht daſſelbe?“ fragte Lydia, ein Wenig pikirt ..
„Pardon! Ich glaube kaum .. die Sache iſt nämlich außerdem noch die, daß ich das Geld nicht für mich brauche, ſondern — —“
„Ah! .. Aber für wen dann, wenn ich fragen darf —?“
„Laſſen Sie das, bitte, mein Geheimniß bleiben, gnädige Frau —“
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Schmutzigem berührt worden. Die Lage des Herrn
Doctor war ſicher überaus proſaiſch. Und Lydia
verſpürte einen kleinen Hang zur Romantik in ſich.
Das paßte ſo gar nicht zuſammen, ihr Hang und
nackte Bedürfnißhaftigkeit Adams.
„Sie ſetzen mich in Erſtaunen, Herr Doctor —“
ſagte ſie endlich, unſicher und ſtockend — „ich hatte
nicht erwartet, daß — —“
„Das war allerdings vorauszuſetzen, gnädige
Frau — verzeihen Sie, bitte noch einmal, meine
Kühnheit, doch die Noth — —“
„Geht es Ihnen ſo ſchlecht —?“ unterbrach
Lydia, jetzt von ehrlichſter, ſchnell ausbrechender,
aufs Helfen geſtimmter Theilnahme ergriffen.
„Mir —? Mir —? Ah ſo! . Hm! Verſtehe
ſchon“ bemerkte Adam mit ſeinem, ironiſchem
Lächeln — „Sie haben mich nicht ausreden laſſen,
gnädige Frau — Ihr gutes Herz ging mit Ihnen
durch — alſo ich wollte ... wollte nicht von
meiner Noth, ſondern von der Nothwendigkeit ſprechen,
die mich zwingt — —“
„Iſt das nicht daſſelbe?“ fragte Lydia, ein
Wenig pikirt ..
„Pardon! Ich glaube kaum .. die Sache iſt
nämlich außerdem noch die, daß ich das Geld nicht
für mich brauche, ſondern — —“
„Ah! .. Aber für wen dann, wenn ich fragen
darf —?“
„Laſſen Sie das, bitte, mein Geheimniß bleiben,
gnädige Frau —“
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/388>, abgerufen am 22.11.2024.
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