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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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zu Zweien und Mehreren, schritten still an Adam
vorüber, manchmal war's dem, als träumte er, als
wäre er emporgehoben und schwebte dahin, so leicht
erschien ihm auf kurze Spannen das Gehen im
dünnen, feinen Staubmehle des Weges. Es war doch
Alles sehr merkwürdig auf der Welt, man konnte
darüber still vergnügt lächeln, alles Vielfältige, Zer-
rissene und Vertheilte stand jenseits dieses verschol-
lenen Reiches, in dem man so ganz vergessen durfte,
daß es sehr rauhe Reibungen gab und so viele
Ecken, Kanten und Spitzen, an denen man sich ver-
wunden sollte.

Nun setzte sich Adam auf eine Bank, die gerade
leer war. Er dehnte behaglich die Beine weit vor
sich hin, steckte die Hände in die Hosentaschen und
brütete, nur die leisesten Wirbel in der Seele, vor
sich hin, das kleine Stück Ringsum mehr von unten
herauf anblinzelnd. Vor ihm lag eine große Wiese,
hoch, dicht, üppig standen die Gräser und Kräuter,
darüber plänkelte ein dünner, zartwolkiger, grauweißer
Nebel, dazu das blasse, verschämt tastende Aschen-
licht des Mondes. Von jenseits der Wiese, aus
einem Garten wohl hinter der dortigen Waldwand,
kam verhaltene Musik, der Wind schob verzettelte
Töne vernehmbarer dem Lauschenden heran, der Ruf
eines Nachtvogels stieg aus den Lufthöhen nieder.
Nun schwieg die Musik. Ein zusammengeschmiegtes
Pärchen, das sich in brünstiger Hingegebenheit mehr
trug als führte, schleifte sich, laut athmend und
erregt tuschelnd, vorbei, es verschwand im Walde.

zu Zweien und Mehreren, ſchritten ſtill an Adam
vorüber, manchmal war's dem, als träumte er, als
wäre er emporgehoben und ſchwebte dahin, ſo leicht
erſchien ihm auf kurze Spannen das Gehen im
dünnen, feinen Staubmehle des Weges. Es war doch
Alles ſehr merkwürdig auf der Welt, man konnte
darüber ſtill vergnügt lächeln, alles Vielfältige, Zer-
riſſene und Vertheilte ſtand jenſeits dieſes verſchol-
lenen Reiches, in dem man ſo ganz vergeſſen durfte,
daß es ſehr rauhe Reibungen gab und ſo viele
Ecken, Kanten und Spitzen, an denen man ſich ver-
wunden ſollte.

Nun ſetzte ſich Adam auf eine Bank, die gerade
leer war. Er dehnte behaglich die Beine weit vor
ſich hin, ſteckte die Hände in die Hoſentaſchen und
brütete, nur die leiſeſten Wirbel in der Seele, vor
ſich hin, das kleine Stück Ringsum mehr von unten
herauf anblinzelnd. Vor ihm lag eine große Wieſe,
hoch, dicht, üppig ſtanden die Gräſer und Kräuter,
darüber plänkelte ein dünner, zartwolkiger, grauweißer
Nebel, dazu das blaſſe, verſchämt taſtende Aſchen-
licht des Mondes. Von jenſeits der Wieſe, aus
einem Garten wohl hinter der dortigen Waldwand,
kam verhaltene Muſik, der Wind ſchob verzettelte
Töne vernehmbarer dem Lauſchenden heran, der Ruf
eines Nachtvogels ſtieg aus den Lufthöhen nieder.
Nun ſchwieg die Muſik. Ein zuſammengeſchmiegtes
Pärchen, das ſich in brünſtiger Hingegebenheit mehr
trug als führte, ſchleifte ſich, laut athmend und
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[408/0416] zu Zweien und Mehreren, ſchritten ſtill an Adam vorüber, manchmal war's dem, als träumte er, als wäre er emporgehoben und ſchwebte dahin, ſo leicht erſchien ihm auf kurze Spannen das Gehen im dünnen, feinen Staubmehle des Weges. Es war doch Alles ſehr merkwürdig auf der Welt, man konnte darüber ſtill vergnügt lächeln, alles Vielfältige, Zer- riſſene und Vertheilte ſtand jenſeits dieſes verſchol- lenen Reiches, in dem man ſo ganz vergeſſen durfte, daß es ſehr rauhe Reibungen gab und ſo viele Ecken, Kanten und Spitzen, an denen man ſich ver- wunden ſollte. Nun ſetzte ſich Adam auf eine Bank, die gerade leer war. Er dehnte behaglich die Beine weit vor ſich hin, ſteckte die Hände in die Hoſentaſchen und brütete, nur die leiſeſten Wirbel in der Seele, vor ſich hin, das kleine Stück Ringsum mehr von unten herauf anblinzelnd. Vor ihm lag eine große Wieſe, hoch, dicht, üppig ſtanden die Gräſer und Kräuter, darüber plänkelte ein dünner, zartwolkiger, grauweißer Nebel, dazu das blaſſe, verſchämt taſtende Aſchen- licht des Mondes. Von jenſeits der Wieſe, aus einem Garten wohl hinter der dortigen Waldwand, kam verhaltene Muſik, der Wind ſchob verzettelte Töne vernehmbarer dem Lauſchenden heran, der Ruf eines Nachtvogels ſtieg aus den Lufthöhen nieder. Nun ſchwieg die Muſik. Ein zuſammengeſchmiegtes Pärchen, das ſich in brünſtiger Hingegebenheit mehr trug als führte, ſchleifte ſich, laut athmend und erregt tuſchelnd, vorbei, es verſchwand im Walde.

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/416>, abgerufen am 24.11.2024.