Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Daphne Datteln
Daphne,

Eine von den Sibyllen. Siehe
Sibylla Delphica.

Darnieder kommen, siehe
Einkommen.
Datteln,

Dactyli, Dattes, sind Baum-
Früchte, welche in Arabien, Syrien
und Egypten, auch in Ost- und
West-Indien häuffig wachsen, und
zu uns in Deutschland gebracht
werden. Ob zwar die Mühe etli-
cher Deutschen Gärtner in Pflantz-
und vermeynter Fortbringung die-
ses Baums mit seinen Früchten
vergeblich gewesen; massen der-
selbe ein gantz hitziges Clima, auch
ein sandig und salpetrig Erd-
reich erfordert, so hat man doch sol-
chen aus dem Kern in einem gewis-
sen vornehmen Garten fortzubrin-
gen gewust. Sonst sollen die
Datteln die Frucht in Mutterleibe
stärcken, und daher denen schwan-
gern Weiber dienlich seyn, weil
durch deren Gebrauch sonderlich
auch der unordentliche Appetit,
Pica
genannt, bey ihnen unterbro-
chen werde. Denen Phthysicis dürff-
te diese Frucht gleichfalls wohl be-
kommen, zumahl, wenn sie ein gut
Glaß Wein drauf zu trincken hät-
ten. Wie nun die Datteln über-
haupt eine gesunde Speise seynd,
also dienen sie auch Lecker-Mäu-
lern zur angenehmen Delicatesse,
wenn sie absonderlich gedämpfft
und mit Wein und andern Spece-
reyen zubereitet werden.

[Spaltenumbruch]
Datteln Daube
Datteln zu dämpffen,

Schneidet die Datteln auf,
thut den Kern nebst dem inwendi-
gen weissen Häutlein heraus, setzet
Butter aufs Feuer, leget die Dat-
teln drauff, und lasset sie dämpffen.
Giesset hernach Wein dran, werf-
fet Citron-Scheler, Zucker, wie
auch etwas Zimmet drein, und be-
streuet sie vor dem Aufsetzen mit
Zimmet und Zucker.

Datteln noch anders.

Weichet die Datteln erst in
Wein, damit sie weich werden, setzet
senlbige hierauf zum Feuer, und laf-
set sie vollend dämpffen, schneidet
Citronen-Schalen dran; werffet
was Zucker hinein, und wenn sie
sollen angerichtet werden, so streuet
Zucker und Zimmet drauf.

Dattel-Kern Kindern im
Schubesack stecken.

Ist ein alter Weiber Aberglau-
be, da viele in denen lächerlichen
Gedancken stehen, man solle den klei-
nen Kinder ohnwissend Dattel-
Kerne zustecken, damit sie nicht fal-
len, und darbey einen Schaden
nehmen könten.

Dattlerin,

Ursula, ein gelehrtes und in H.
Schrifft wohlerfahrnes Frauen-
zimmer, so A. 1583. gelebet, sie soll
schöne Anmerckungen und Erklä-
rungen über das Buch Tobiä ver-
fertiget haben. Vid. Paullin. im
hoch- und wohlgelahrten Frauen-
zimmer. p. 36.

Daube, siehe a la Daube.
Debon-
[Spaltenumbruch]
Daphne Datteln
Daphne,

Eine von den Sibyllen. Siehe
Sibylla Delphica.

Darnieder kommen, ſiehe
Einkommen.
Datteln,

Dactyli, Dattes, ſind Baum-
Fruͤchte, welche in Arabien, Syrien
und Egypten, auch in Oſt- und
Weſt-Indien haͤuffig wachſen, und
zu uns in Deutſchland gebracht
werden. Ob zwar die Muͤhe etli-
cher Deutſchen Gaͤrtner in Pflantz-
und vermeynter Fortbringung die-
ſes Baums mit ſeinen Fruͤchten
vergeblich geweſen; maſſen der-
ſelbe ein gantz hitziges Clima, auch
ein ſandig und ſalpetrig Erd-
reich erfordert, ſo hat man doch ſol-
chen aus dem Kern in einem gewiſ-
ſen vornehmen Garten fortzubrin-
gen gewuſt. Sonſt ſollen die
Datteln die Frucht in Mutterleibe
ſtaͤrcken, und daher denen ſchwan-
gern Weiber dienlich ſeyn, weil
durch deren Gebrauch ſonderlich
auch der unordentliche Appetit,
Pica
genannt, bey ihnen unterbro-
chen werde. Denen Phthyſicis duͤꝛff-
te dieſe Frucht gleichfalls wohl be-
kommen, zumahl, wenn ſie ein gut
Glaß Wein drauf zu trincken haͤt-
ten. Wie nun die Datteln uͤber-
haupt eine geſunde Speiſe ſeynd,
alſo dienen ſie auch Lecker-Maͤu-
lern zur angenehmen Delicateſſe,
wenn ſie abſonderlich gedaͤmpfft
und mit Wein und andern Spece-
reyen zubereitet werden.

[Spaltenumbruch]
Datteln Daube
Datteln zu daͤmpffen,

Schneidet die Datteln auf,
thut den Kern nebſt dem inwendi-
gen weiſſen Haͤutlein heraus, ſetzet
Butter aufs Feuer, leget die Dat-
teln drauff, und laſſet ſie daͤmpffen.
Gieſſet hernach Wein dran, werf-
fet Citron-Scheler, Zucker, wie
auch etwas Zimmet drein, und be-
ſtreuet ſie vor dem Aufſetzen mit
Zimmet und Zucker.

Datteln noch anders.

Weichet die Datteln erſt in
Wein, damit ſie weich werden, ſetzet
ſẽlbige hierauf zum Feuer, und laf-
ſet ſie vollend daͤmpffen, ſchneidet
Citronen-Schalen dran; werffet
was Zucker hinein, und wenn ſie
ſollen angerichtet werden, ſo ſtreuet
Zucker und Zimmet drauf.

Dattel-Kern Kindern im
Schubeſack ſtecken.

Iſt ein alter Weiber Aberglau-
be, da viele in denen laͤcherlichen
Gedanckẽ ſtehen, man ſolle den klei-
nen Kinder ohnwiſſend Dattel-
Kerne zuſtecken, damit ſie nicht fal-
len, und darbey einen Schaden
nehmen koͤnten.

Dattlerin,

Urſula, ein gelehrtes und in H.
Schrifft wohlerfahrnes Frauen-
zimmer, ſo A. 1583. gelebet, ſie ſoll
ſchoͤne Anmerckungen und Erklaͤ-
rungen uͤber das Buch Tobiaͤ ver-
fertiget haben. Vid. Paullin. im
hoch- und wohlgelahrten Frauen-
zimmer. p. 36.

Daube, ſiehe á la Daube.
Debon-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0226"/>
          <cb n="407"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Daphne Datteln</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Daphne,</hi> </head><lb/>
          <p>Eine von den Sibyllen. Siehe<lb/><hi rendition="#aq">Sibylla Delphica.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Darnieder kommen, &#x017F;iehe<lb/>
Einkommen.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Datteln,</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Dactyli, Dattes,</hi> &#x017F;ind Baum-<lb/>
Fru&#x0364;chte, welche in Arabien, Syrien<lb/>
und Egypten, auch in O&#x017F;t- und<lb/>
We&#x017F;t-Indien ha&#x0364;uffig wach&#x017F;en, und<lb/>
zu uns in Deut&#x017F;chland gebracht<lb/>
werden. Ob zwar die Mu&#x0364;he etli-<lb/>
cher Deut&#x017F;chen Ga&#x0364;rtner in Pflantz-<lb/>
und vermeynter Fortbringung die-<lb/>
&#x017F;es Baums mit &#x017F;einen Fru&#x0364;chten<lb/>
vergeblich gewe&#x017F;en; ma&#x017F;&#x017F;en der-<lb/>
&#x017F;elbe ein gantz hitziges <hi rendition="#aq">Clima,</hi> auch<lb/>
ein &#x017F;andig und &#x017F;alpetrig Erd-<lb/>
reich erfordert, &#x017F;o hat man doch &#x017F;ol-<lb/>
chen aus dem Kern in einem gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en vornehmen Garten fortzubrin-<lb/>
gen gewu&#x017F;t. Son&#x017F;t &#x017F;ollen die<lb/>
Datteln die Frucht in Mutterleibe<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcken, und daher denen &#x017F;chwan-<lb/>
gern Weiber dienlich &#x017F;eyn, weil<lb/>
durch deren Gebrauch &#x017F;onderlich<lb/>
auch der unordentliche <hi rendition="#aq">Appetit,<lb/>
Pica</hi> genannt, bey ihnen unterbro-<lb/>
chen werde. Denen <hi rendition="#aq">Phthy&#x017F;icis</hi> du&#x0364;&#xA75B;ff-<lb/>
te die&#x017F;e Frucht gleichfalls wohl be-<lb/>
kommen, zumahl, wenn &#x017F;ie ein gut<lb/>
Glaß Wein drauf zu trincken ha&#x0364;t-<lb/>
ten. Wie nun die Datteln u&#x0364;ber-<lb/>
haupt eine ge&#x017F;unde Spei&#x017F;e &#x017F;eynd,<lb/>
al&#x017F;o dienen &#x017F;ie auch Lecker-Ma&#x0364;u-<lb/>
lern zur angenehmen <hi rendition="#aq">Delicate&#x017F;&#x017F;e,</hi><lb/>
wenn &#x017F;ie ab&#x017F;onderlich geda&#x0364;mpfft<lb/>
und mit Wein und andern Spece-<lb/>
reyen zubereitet werden.</p><lb/>
          <cb n="408"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Datteln Daube</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Datteln zu da&#x0364;mpffen,</hi> </head><lb/>
          <p>Schneidet die Datteln auf,<lb/>
thut den Kern neb&#x017F;t dem inwendi-<lb/>
gen wei&#x017F;&#x017F;en Ha&#x0364;utlein heraus, &#x017F;etzet<lb/>
Butter aufs Feuer, leget die Dat-<lb/>
teln drauff, und la&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie da&#x0364;mpffen.<lb/>
Gie&#x017F;&#x017F;et hernach Wein dran, werf-<lb/>
fet Citron-Scheler, Zucker, wie<lb/>
auch etwas Zimmet drein, und be-<lb/>
&#x017F;treuet &#x017F;ie vor dem Auf&#x017F;etzen mit<lb/>
Zimmet und Zucker.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Datteln noch anders.</hi> </head><lb/>
          <p>Weichet die Datteln er&#x017F;t in<lb/>
Wein, damit &#x017F;ie weich werden, &#x017F;etzet<lb/>
&#x017F;e&#x0303;lbige hierauf zum Feuer, und laf-<lb/>
&#x017F;et &#x017F;ie vollend da&#x0364;mpffen, &#x017F;chneidet<lb/>
Citronen-Schalen dran; werffet<lb/>
was Zucker hinein, und wenn &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ollen angerichtet werden, &#x017F;o &#x017F;treuet<lb/>
Zucker und Zimmet drauf.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dattel-Kern Kindern im<lb/>
Schube&#x017F;ack &#x017F;tecken.</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein alter Weiber Aberglau-<lb/>
be, da viele in denen la&#x0364;cherlichen<lb/>
Gedancke&#x0303; &#x017F;tehen, man &#x017F;olle den klei-<lb/>
nen Kinder ohnwi&#x017F;&#x017F;end Dattel-<lb/>
Kerne zu&#x017F;tecken, damit &#x017F;ie nicht fal-<lb/>
len, und darbey einen Schaden<lb/>
nehmen ko&#x0364;nten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dattlerin,</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ur&#x017F;ula,</hi> ein gelehrtes und in H.<lb/>
Schrifft wohlerfahrnes Frauen-<lb/>
zimmer, &#x017F;o <hi rendition="#aq">A.</hi> 1583. gelebet, &#x017F;ie &#x017F;oll<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Anmerckungen und Erkla&#x0364;-<lb/>
rungen u&#x0364;ber das Buch Tobia&#x0364; ver-<lb/>
fertiget haben. <hi rendition="#aq">Vid. Paullin.</hi> im<lb/>
hoch- und wohlgelahrten Frauen-<lb/>
zimmer. <hi rendition="#aq">p.</hi> 36.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">Daube,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">á la Daube.</hi></head><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Debon-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0226] Daphne Datteln Datteln Daube Daphne, Eine von den Sibyllen. Siehe Sibylla Delphica. Darnieder kommen, ſiehe Einkommen. Datteln, Dactyli, Dattes, ſind Baum- Fruͤchte, welche in Arabien, Syrien und Egypten, auch in Oſt- und Weſt-Indien haͤuffig wachſen, und zu uns in Deutſchland gebracht werden. Ob zwar die Muͤhe etli- cher Deutſchen Gaͤrtner in Pflantz- und vermeynter Fortbringung die- ſes Baums mit ſeinen Fruͤchten vergeblich geweſen; maſſen der- ſelbe ein gantz hitziges Clima, auch ein ſandig und ſalpetrig Erd- reich erfordert, ſo hat man doch ſol- chen aus dem Kern in einem gewiſ- ſen vornehmen Garten fortzubrin- gen gewuſt. Sonſt ſollen die Datteln die Frucht in Mutterleibe ſtaͤrcken, und daher denen ſchwan- gern Weiber dienlich ſeyn, weil durch deren Gebrauch ſonderlich auch der unordentliche Appetit, Pica genannt, bey ihnen unterbro- chen werde. Denen Phthyſicis duͤꝛff- te dieſe Frucht gleichfalls wohl be- kommen, zumahl, wenn ſie ein gut Glaß Wein drauf zu trincken haͤt- ten. Wie nun die Datteln uͤber- haupt eine geſunde Speiſe ſeynd, alſo dienen ſie auch Lecker-Maͤu- lern zur angenehmen Delicateſſe, wenn ſie abſonderlich gedaͤmpfft und mit Wein und andern Spece- reyen zubereitet werden. Datteln zu daͤmpffen, Schneidet die Datteln auf, thut den Kern nebſt dem inwendi- gen weiſſen Haͤutlein heraus, ſetzet Butter aufs Feuer, leget die Dat- teln drauff, und laſſet ſie daͤmpffen. Gieſſet hernach Wein dran, werf- fet Citron-Scheler, Zucker, wie auch etwas Zimmet drein, und be- ſtreuet ſie vor dem Aufſetzen mit Zimmet und Zucker. Datteln noch anders. Weichet die Datteln erſt in Wein, damit ſie weich werden, ſetzet ſẽlbige hierauf zum Feuer, und laf- ſet ſie vollend daͤmpffen, ſchneidet Citronen-Schalen dran; werffet was Zucker hinein, und wenn ſie ſollen angerichtet werden, ſo ſtreuet Zucker und Zimmet drauf. Dattel-Kern Kindern im Schubeſack ſtecken. Iſt ein alter Weiber Aberglau- be, da viele in denen laͤcherlichen Gedanckẽ ſtehen, man ſolle den klei- nen Kinder ohnwiſſend Dattel- Kerne zuſtecken, damit ſie nicht fal- len, und darbey einen Schaden nehmen koͤnten. Dattlerin, Urſula, ein gelehrtes und in H. Schrifft wohlerfahrnes Frauen- zimmer, ſo A. 1583. gelebet, ſie ſoll ſchoͤne Anmerckungen und Erklaͤ- rungen uͤber das Buch Tobiaͤ ver- fertiget haben. Vid. Paullin. im hoch- und wohlgelahrten Frauen- zimmer. p. 36. Daube, ſiehe á la Daube. Debon-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/226
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/226>, abgerufen am 23.11.2024.