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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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[Spaltenumbruch]

Fischh Flachs
stricktes Netz, hat einen eisernen
Rand und Umfang oben her, und
ist mit einem langen höltzernen
Stiel versehen, wormit die Kö-
chin die in dem Wassertroge einge-
setzten Speise-Fische heraus ziehet.

Fischholtz,

Ist klein gespaltenes Holtz, so
unter den Fischkessel bey dem Sie-
den geleget wird.

Fisch-Kessel,

Ist ein von starcken Kupffer
rund und hol getriebenes Be-
hältniß, worinnen die Fische ge-
sotten werden: ist entweder mit
oder ohne Henckel.

Fisch-Tiegel,

Ist ein grosser küpfferner Kes-
sel, auf drey Beinen stehend, und
mit einem langen Stiel versehen,
worinnen man Fische sieden kan.

Fisch-Topff,

Ist ein grosses absonderlich ver-
fertigtes und um und um durchlö-
chertes irdenes Gefäß, mit einem
Deckel, worinn die Köchin die klei-
nen Speise-Fischgen schliesset, und
selbige in den Röhr-Trog stellet.

Fitz-Mützgen,

Ist ein von Stoff, Damast oder
Brocard in die Höhe zusammen ge-
zogenes Nest, wird mit einem
schmalen Bande, oder gold- und
silbernen Schnürgen zusammen
gezogen, und bedienen sich dessen
die Frauenzimmer im Hause.

Flachs,

Oder Lein, wird sonsten genannt
[Spaltenumbruch]

Flachs Flammen
der Weiber vielgeliebter Märty-
rer. Vid. Hermann Bocks Kräu-
terbuch unter dem Titul: Flachs.
Ist eine Art von einer gewissen
Frucht, so auf dem Felde durch
Lein-Samen erbauet wird, aus
welcher hernach, wenn sie gebro-
chen und richtig zubereitet worden,
die Leinwand gesponnen wird.

Flachs zurichten oder zube-
reiten,

Ist eine dem Weibesvolck auff
dem Lande gewöhnliche Art, den
rohen Flachs auszuropffen, in Bü-
schel zu binden, durch einen eiser-
nen Kamm die Bollen davon ab-
zureiffeln, wiederum in Büschel
zu binden, in die Röstung zu brin-
gen, zu erträncken, mit Steinen
selbigen zu drücken und zu be-
schweren, wieder aus dem Was-
ser zu nehmen, an der Sonnen zu
trocknen, in den Ofen zu stossen,
wohl zu erwärmen, zu schlagen,
zu brechen, zu schwingen, zu drehen,
und endlich in Reißken zu brin-
gen.

Flacilla,

Eine Römerin, des Pisonis
Weib, hatte ihren Mann so lieb,
daß sie mit selbigen in das Exilium
gieng.

Flaminicae,

Wurden der alten Päbste Wei-
ber genennet.

Flammen nehen, oder, zie-
ziehen,

Heisset dem Frauenzimmer bey
dem nehen, den so genannten Flam-
men-Stich, welcher in Form einer

langen
Frauenzimmer-Lexicon. S

[Spaltenumbruch]

Fiſchh Flachs
ſtricktes Netz, hat einen eiſernen
Rand und Umfang oben her, und
iſt mit einem langen hoͤltzernen
Stiel verſehen, wormit die Koͤ-
chin die in dem Waſſertroge einge-
ſetzten Speiſe-Fiſche heraus ziehet.

Fiſchholtz,

Iſt klein geſpaltenes Holtz, ſo
unter den Fiſchkeſſel bey dem Sie-
den geleget wird.

Fiſch-Keſſel,

Iſt ein von ſtarcken Kupffer
rund und hol getriebenes Be-
haͤltniß, worinnen die Fiſche ge-
ſotten werden: iſt entweder mit
oder ohne Henckel.

Fiſch-Tiegel,

Iſt ein groſſer kuͤpfferner Keſ-
ſel, auf drey Beinen ſtehend, und
mit einem langen Stiel verſehen,
worinnen man Fiſche ſieden kan.

Fiſch-Topff,

Iſt ein groſſes abſonderlich ver-
fertigtes und um und um durchloͤ-
chertes irdenes Gefaͤß, mit einem
Deckel, worinn die Koͤchin die klei-
nen Speiſe-Fiſchgen ſchlieſſet, und
ſelbige in den Roͤhr-Trog ſtellet.

Fitz-Muͤtzgen,

Iſt ein von Stoff, Damaſt oder
Brocard in die Hoͤhe zuſammen ge-
zogenes Neſt, wird mit einem
ſchmalen Bande, oder gold- und
ſilbernen Schnuͤrgen zuſammen
gezogen, und bedienen ſich deſſen
die Frauenzimmer im Hauſe.

Flachs,

Oder Lein, wird ſonſten genannt
[Spaltenumbruch]

Flachs Flammen
der Weiber vielgeliebter Maͤrty-
rer. Vid. Hermann Bocks Kraͤu-
terbuch unter dem Titul: Flachs.
Iſt eine Art von einer gewiſſen
Frucht, ſo auf dem Felde durch
Lein-Samen erbauet wird, aus
welcher hernach, wenn ſie gebro-
chen und richtig zubereitet worden,
die Leinwand geſponnen wird.

Flachs zurichten oder zube-
reiten,

Iſt eine dem Weibesvolck auff
dem Lande gewoͤhnliche Art, den
rohen Flachs auszuropffen, in Buͤ-
ſchel zu binden, durch einen eiſer-
nen Kamm die Bollen davon ab-
zureiffeln, wiederum in Buͤſchel
zu binden, in die Roͤſtung zu brin-
gen, zu ertraͤncken, mit Steinen
ſelbigen zu druͤcken und zu be-
ſchweren, wieder aus dem Waſ-
ſer zu nehmen, an der Sonnen zu
trocknen, in den Ofen zu ſtoſſen,
wohl zu erwaͤrmen, zu ſchlagen,
zu brechen, zu ſchwingen, zu drehen,
und endlich in Reißken zu brin-
gen.

Flacilla,

Eine Roͤmerin, des Piſonis
Weib, hatte ihren Mann ſo lieb,
daß ſie mit ſelbigen in das Exilium
gieng.

Flaminicæ,

Wurden der alten Paͤbſte Wei-
ber genennet.

Flammen nehen, oder, zie-
ziehen,

Heiſſet dem Frauenzimmer bey
dem nehen, den ſo genannten Flam-
men-Stich, welcher in Form einer

langen
Frauenzim̃er-Lexicon. S
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[0295] Fiſchh Flachs Flachs Flammen ſtricktes Netz, hat einen eiſernen Rand und Umfang oben her, und iſt mit einem langen hoͤltzernen Stiel verſehen, wormit die Koͤ- chin die in dem Waſſertroge einge- ſetzten Speiſe-Fiſche heraus ziehet. Fiſchholtz, Iſt klein geſpaltenes Holtz, ſo unter den Fiſchkeſſel bey dem Sie- den geleget wird. Fiſch-Keſſel, Iſt ein von ſtarcken Kupffer rund und hol getriebenes Be- haͤltniß, worinnen die Fiſche ge- ſotten werden: iſt entweder mit oder ohne Henckel. Fiſch-Tiegel, Iſt ein groſſer kuͤpfferner Keſ- ſel, auf drey Beinen ſtehend, und mit einem langen Stiel verſehen, worinnen man Fiſche ſieden kan. Fiſch-Topff, Iſt ein groſſes abſonderlich ver- fertigtes und um und um durchloͤ- chertes irdenes Gefaͤß, mit einem Deckel, worinn die Koͤchin die klei- nen Speiſe-Fiſchgen ſchlieſſet, und ſelbige in den Roͤhr-Trog ſtellet. Fitz-Muͤtzgen, Iſt ein von Stoff, Damaſt oder Brocard in die Hoͤhe zuſammen ge- zogenes Neſt, wird mit einem ſchmalen Bande, oder gold- und ſilbernen Schnuͤrgen zuſammen gezogen, und bedienen ſich deſſen die Frauenzimmer im Hauſe. Flachs, Oder Lein, wird ſonſten genannt der Weiber vielgeliebter Maͤrty- rer. Vid. Hermann Bocks Kraͤu- terbuch unter dem Titul: Flachs. Iſt eine Art von einer gewiſſen Frucht, ſo auf dem Felde durch Lein-Samen erbauet wird, aus welcher hernach, wenn ſie gebro- chen und richtig zubereitet worden, die Leinwand geſponnen wird. Flachs zurichten oder zube- reiten, Iſt eine dem Weibesvolck auff dem Lande gewoͤhnliche Art, den rohen Flachs auszuropffen, in Buͤ- ſchel zu binden, durch einen eiſer- nen Kamm die Bollen davon ab- zureiffeln, wiederum in Buͤſchel zu binden, in die Roͤſtung zu brin- gen, zu ertraͤncken, mit Steinen ſelbigen zu druͤcken und zu be- ſchweren, wieder aus dem Waſ- ſer zu nehmen, an der Sonnen zu trocknen, in den Ofen zu ſtoſſen, wohl zu erwaͤrmen, zu ſchlagen, zu brechen, zu ſchwingen, zu drehen, und endlich in Reißken zu brin- gen. Flacilla, Eine Roͤmerin, des Piſonis Weib, hatte ihren Mann ſo lieb, daß ſie mit ſelbigen in das Exilium gieng. Flaminicæ, Wurden der alten Paͤbſte Wei- ber genennet. Flammen nehen, oder, zie- ziehen, Heiſſet dem Frauenzimmer bey dem nehen, den ſo genannten Flam- men-Stich, welcher in Form einer langen Frauenzim̃er-Lexicon. S

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/295>, abgerufen am 22.11.2024.